Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

DOI Artikel:
Pecht, Friedrich: Die Jahresausstellung 1895 der Künstlergenossenschaft zu München, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0427

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
vom Herausgeber.

ZZY

Immerhin am zahlreichsten und jedenfalls am erquicklichsten sind die dem deutschen Familien- oder
auch öffentlichen Leben entnommenen Stoffe, wo dann oft auch noch wie bei Kaempffers „Tannhäuser" alte
Romantik hineinspielt oder „Erinnerungen aus der Franzosenzeit" von Henseler, den Simm durch einen
offenbar sehr gut aufgenommenen Besuch eines eleganten jungen Schwerenöters bei einer sehr welterfahrenen
Dame, etwa zur Wiener Kongreßzeit, ersetzt. Das ist nun so vortrefflich gemacht, daß es gleich die ganze
Periode in uns lebendig werden läßt, was auch von Löwiths „Vor seiner Gestrengen" aufwarlenden Beamten
oder dergleichen gilt. Noch unmittelbarer und daher glaubwürdiger sind freilich Kotschenreiters einen sehr
verdächtigen Fall besprechende Bauern, Eberles „Geglücktes Fuchsgraben" oder Wolfs „Taufe". Mehr zu
dem in Deutschland immer beliebten sentimentalen Genre gehören Orr in Pecks mit Waisenkindern gefüllte
Kirche, wie auch Mackensen ähnliches bringt, oder R. Schuster-Woldans im Abendschein promenierende zwei

rirask und liebe. Von Angela Graf von lourten.

Damen, denen Ritzberger gleich drei entgegensetzt. Mehr oder weniger humoristisch ist dann Vautiers
„Williges Modell", natürlich ein durch Abgemaltwerden geschmeicheltes Bauernmädchen. Weitaus das be-
deutendste in dieser Art, ja als feine Charakteristik des Ausdrucks geradezu das genialste Bild in der Aus-
stellung ist Defreggers erst jetzt fertig gewordene „Werbung", wo ein hübsches junges Bauermädchen
sichtlich keine Lust hat, den reichen Werber zu erhören. Das ist mit solcher Wahrheit und so feinem Humor
gemacht, daß es unbedingt zum Besten gehört, was dem Meister je auf diesem seinem eigensten Gebiqt gelungen.
Auch Schlitt entzückt durch eine köstlich groteske „Schwimmschule der Frösche". Hier findet man überall so viel
glücklich der Natur Abgelauschtcs, daß man sich in dieser Region doch immer noch am liebsten bewegt. Es
wäre denn, daß man sich ganz in die heimische Landschaft verlöre, der unsere Malerei immer wieder neue ge-
mütvolle Seiten abzulauschen versteht. Am großartigsten hat sie diesmal Ludwig Willroider bei einem
Gebirgssee von seltener Macht der Formen aufgefaßt. Ebenso Ludwig bei einer Ebene. Auch Kamlah bringt
 
Annotationen