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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Pecht, Friedrich: Die Jahresausstellung 1895 der Künstlergenossenschaft zu München, [1]
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Muther, Richard: Die Schack-Galerie in München, [1]: zu ihrer Neueröffnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0428

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ZH0 Die Iahresausstellung >8Y5 der Uünstlergenoffeiischaft zu München. — Die Schack-Galerie in München.

einen grandiosen „Madatschgletscher" und Andersen Lundby eine prächtige „Winterlandschaft" wieauch Thiele,
Canal aber eine trotzige „Burgruine". Tief gemütlich ist dann die reizende Idylle RötHs „An der Amper",
wie auch Munthes „Herbst" und Tina Blaus „Praterbild". Böhme bringt dann die kleine Marine
von Capri mit köstlich gemaltem Wasser, wie H. v. Bartels ein überaus gewaltiges Sturmbild von „Lands-
End", wie gewöhnlich die meisterhafte Wiedergabe der heiligen Meerflut. Ihr kömmt nur Roubands
Schilderung des wilden Kuban nahe. Besonders originell und stilvoll aufgefaßt ist daun Emil Lugos
„Eremit" in wilder Waldlandschaft. Böcklin hat auch eine köstliche „Waldszene" wie aus seiner besten Zeit.
Zahlreich sind auch die Tiere und Landschaft verbindenden Bilder, so von Braith „Ein Gewitter im Hoch-
gebirge", wohl das bedeutendste von allen, dann von Grassel drei köstliche Enteubilder, von Frenzcl brillant
gemaltes Rindvieh, von Jul. Adam köstliche Kätzchen, endlich wohl am virtuosesten Kunz' klassische Stilleben,
von denen das nur totes Geflügel Darstellende sich neben die besten Alten stellen kann.

Es bleiben nun noch die Leistungen der Fremden zu charakterisieren übrig, aber es mag das um so eher
unterlassen werden, als dieselben vorläufig sich nicht eigentlich hervorragend beteiligt haben, und die fruchtbarsten
— die Franzosen — überhaupt erst erwartet werden. Was aber da ist von Italienern und Spaniern, Belgiern
und Holländern sind teils Bravourstücke, die schon halb Europa durchwandert haben, teils jene mehr hand-
werklichen Erzeugnisse der Holländer, Belgier und Italiener, die man fast jedes Jahr zu sehen bekommt, und
deren unleugbare Trefflichkeit hier um so weniger bestritten werden soll, als man sie meistens schon auswendig
kennt, da sie neue Seiten selten darbieten.

Zweierlei drängt sich einem sofort auf beim Überblick unserer Produktion: 1. Die auffallende Zu-
nahme der durchschnittlichen Geschicklichkeit, zu der das Auftreten der „Secession" jedenfalls sehr viel bei-
getragen hat, und 2. das Ausbleiben neuer hervorragender Talente. Dazu mag nun die allzu große Häufigkeit
der Ausstellungen nicht wenig beitragen, indem es oft gerade die begabtesten Künstler abhält, sich an solcher
Hetze zu beteiligen. Jedenfalls aber sieht man gar keinen Grund mehr, weshalb sich die beiden Parteien, in
welche die deutsche Künstlerschaft dermalen zerfällt, nicht wieder vereinigen sollten, da prinzipielle Unterschiede
sie doch faktisch kaum mehr trennen, diese Trennung aber eine Menge Nachteile aller Art mit sich führt.

Die Schack-Galerie in München.

Zu ihrer Neueröffnung.

von Prof. Or. R. Muther.*) Nachdruck verbaten


^eit dem Entstehen der Schack-
Galerie sind vier Jahrzehnte
verflossen, für Bilder wie für
Bücher eine gefährliche — die ent-
scheidende — Zeit: die nicht ewig
jung bleiben, wirken sehr bald alt-
modisch. Die Nachwelt redet eine
kühle Sprache. Volle Lorbeerkränze,
die dem Lebenden zufliegen, ent-
halten keine Gewähr.

An den Kränzen, die
nach dem Tode ge-
geben werden, ist jedes
Blatt gezählt, und
gerade vondenKun st-
werken, die vor
vierzig Jahren ent-
standen, besitzen

äußerst wenige die Kraft, noch zu dem jetzt-
lebenden Geschlecht eine verständliche Sprache
zu reden. Das Interessante, das sie einst

*) Wir entnehmen diesen Aufsatz mit frdl.
Genehmigung des Herrn Verlegers dem in Or.
G. Hirths Verlag in München erschienenen neuen
Kataloge der Schack-Galerie. (Preis 50 Pf.,
geb. t M.) Die hier beigefügtcn Abbildungen
von Bildern der Galerie sind ebenfalls dem Kata-
loge entnommen.



anszeichnete, war ähnlichen Ur-
sprungs wie das Interessante einer
Zeitung und ist verflogen, seit die
Zeitung einen Tag älter geworden.

Die Werke der Schack-Galerie sind
frisch geblieben, lebendig, uns nahe.

Wir betrachten sie nicht, wie viele
Bilder der neuen Pinakothek, als
den unmodern gewordenen Nieder-
schlag dessen, was
einmal Mode war.

Wir stehen, wie in
der alten Pinakothek,
vor bleibenden
Kunstwerken.

Graf Schack hat den für einen Kunst-
sammler seltenen Ruhm, in der Hauptsache
nur Wertvolles gesammelt zu haben. Er
konnte am Schlüsse seines Lebens mit Stolz
sagen: „Von dem Guten, was meine Epoche
an Kunst hervorgebracht, besitze ich das
Beste". Unter den 274 Nummern, aus

denen seine Galerie besteht, sind wenige,

die nicht in irgend einer Beziehung reizvoll
wären, und die meisten sind vollgültige
Kunstwerke.

Schack hatte sich sein Kunsturteil auf
am Brunnen. mannigfachen Reisen gebildet. Er hatte in
 
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