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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Pecht, Friedrich: Die Jahresausstellung 1895 der Künstlergenossenschaft zu München, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0445

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X. Jahrgang. Deft 2Z.

i. September 1895.

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geheftet. Bezugspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3883, daher. Verzeichnis Nr. 441, k. u. k. österr. Zeitungsliste Nr. 1851) 3 M. 60 Pf. für das Vierteljahr

(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.

Die MhrcFauMellung 1895 der Aünstlergenossenschaft zu München.

vom Herausgeber.
II.*)


G'

gewährt unsere Ausstellung schon in der Malerei
durchschnittlich eine höhere Befriedigung als im
Vorjahre, so fällt Ähnliches bei der Skulptur in noch ge-
steigertem Grade auf. Vor allem weil die Emanzipation
vom lähmenden Einfluß der ewig posierenden Antike
immer auffälligere Fortschritte macht. Unter den ca. 110
Arbeiten, die vorhanden sind, befindet sich schwerlich
auch nur ein Dutzend, die noch von der Auffassung des
Hellenentums bedingt erscheinen, alle übrigen atmen einen
anderen Geist, sind entweder naturalistisch schlechtweg wie
die meisten Belgier oder lehnen sich an die italienische
Frührenaissance, an das Altdeutsche oder selbst ans
Rokoko an. Zu jenem Dutzend Zurückgebliebener ge-
hört nun in erster Linie der einst so hochgeschätzte
Schilling und dessen Bronzegruppe einer „Heilquelle",
die, selber eine reife Schöne, mit ihren Fluten eben
zwei allerliebste Backfische überströmt. Da kann man
denn an diesen drei Damen die Folgen des jede un-
mittelbare Naturanschanung, alle Naivetüt gründlich be-
seitigenden antiken Einflusses und seiner absoluten Unter-
ordnung unter das rhythmische Gesetz recht studieren.
Denn an den dreien erscheint nahezu alles geziert und
geschniegelt, sie posieren sämtlich, genau wie die des
Canova oder Thorwaldsen, und man bedauert nur das
an sie verschwendete hochachtbare Talent. Glücklicher war
der ebenfalls bei der Antike in die Schule gegangene
Dennerlcin mit seiner überaus sorgfältig in weißem
Marmor ausgesührten Grabfigur für ein altes Ehe-
paar. Da gelang es ihm sehr ansprechend, jene milde Trauer auszudrücken, die man für Personen empfindet,
die nicht vorzeitig weggerafst wurden, sondern ihr Leben voll auSgelebt haben, und dann endlich abgerufen
wurden. Da ist nun nicht nur der Kops der Figur voll edler Weiblichkeit, sondern auch ihre deutsche Ab-
stammung unverkennbar, man denkt sich die Trauernde eben als eine Nichte der Dahingeschiedenen. Auch die
Gewänder sind trotz ihres rhythmischen Flusses doch so fein studiert, daß man sie unmittelbar der Natur ab-
gestohlen glaubt. — Die beste, weil selbständigste und zugleich grandioseste Figur der Ausstellung gehört indes
einem ganz jungen Künstler, dem Münchener Bernau er, an. Er brachte einen germanischen Krieger von
solcher Kühnheit und scharf ausgeprägter Rasse, dabei alles Beiwerk an Waffen und Rüstung von so glück-

*) I. siehe in Heft 22.

Die Kunst fstr Alle X.

Eva vom Lande, von Hugo Kauffmann.

HS
 
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