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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Schmidkunz, Hans: Wechselwirkungen zwischen Literatur und bildender Kunst um die Wende des vorigen Jahrhunderts, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0134

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von Or. kans Schmidkunz.

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Im Grünen, von Paul Wagner.

Heidentum und sein klares Schönhcitswasser; 1804 die Entdeckung des Kölner Dvmbildes von Stephan
Lochner, die mit zu einer Wiedererweckung altdeutscher Kunst beitrug. Und nun erst, nachdem Weimar der
Kunst selbst so wenig gegeben hatte, eine Erneuerung der bildenden Kunst: in der Malerei seit Beginn der
10er Jahre das Walten Johann Friedrich Overbecks (1789 bis 1869) und der anderen sogenannten Nazarener,
dem 1817 aus Goethes Kreis die „Nendentsche religiös patriotische Kunst" galt, und aus dem sich durch
Peter von Cornelius (1783—1867) eine Kunstrichtung loslöste, die für damals, so unverständlich dies uns
heute auch sein mag, eine Art Realismus bedeutete. In der Baukunst seit den 20 er Jahren ein neuer
Klassizismus durch Karl Friedrich Schinkel (1781—1841), eine Neugotik, die Goethes beinahe selbstvcrleugnctc
Jugendschwärmerei aufzunehmen scheint und ihn selber mitzieht, endlich die alten und neuen Stilversuche zu
München. Die Bildhauerkunst reicht auch durch größere Leistungen weiter in die Zeit unserer Klassiker zurück:
Johann Heinrich von Dannecker (1758—1841) und Gottfried Schadow (1764—1850), beide wichtige Träger
der unsere Aufmerksamkeit fesselnden Wechselbeziehungen, jener bekannt als Freund und Porträtist Schillers
und als Vertreter des Zuges nach der Antike in seiner Kunst, dieser bekannt durch zahlreiche Büsten unserer
Klassiker und durch den Druck, den ans sein Bemühen nach moderner Charakteristik die idealistischen Lieb-
habereien seiner Zeit, speziell Goethes, ausübten, wie es z. B. in seinem vielberufenen Blücher-Denkmal für
Rostock der Fall war. Andere Bildhauer jener Zeit, unter den Deutschen Konrad Eberhard (1768—1859)
und Christian Daniel Ranch (1777—1857), unter den Ausländern Antonio Canova (1757—1822) und Bertel
Thorwaldsen (1770—1844) blieben unseren Dichtern ferner.

So die Grundlinien des uns beschäftigenden Materials; sie zeigen die bildenden Künste in nehmender,
nicht in gebender Stellung. Ihren Hauptzug, den sogenannten Klassizismus, konnten sie ja kaum — zu
ihrer Ehre seis gesagt — ans sich selbst haben; sie erhielten ihn durch das Eindringen anderer als bildnerischer
Interessen in ihre eigenen Lücken. Und diese Interessen, ihrerseits wieder gefördert durch die Schwäche jener,
waren in der Hauptsache zweifach. Einmal haben wir mit einer Zeit zu thnn, die nicht bald etwas so sehr
liebte als das Selbstverständliche, Leichtfaßliche, Populäre (wohl zu unterscheiden vom Volkstümlichen); damit
gingen, gefördert durch einen Mangel an guter Überlieferung, der selbst bei den hervorragendsten Künstlern
das Autodidaktentum erklärlicher macht, das Platte und das Dilettantische Hand in Hand. Die Schönheit
 
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