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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Tschudi, Hugo von: Die Jahrhundert-Ausstellung der französischen Kunst, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0081

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«*-s^> PARISER WELTAUSSTELLUNG

des Fortschritts und das, was unser Interesse Francois Devosge. Von BARYE, dem noch immer
gefangen nimmt, der Kampf des Naturalismus unerreichten Tierbildner, sah man sechsund-
gegen das klassizistische Ideal, wie es am zwanzig kleinere Bronzen in einem Glasschrank
Beginn des Jahrhunderts herrschte. Nur war vereinigt,ananderenOrteneinzelnedieserBron-
der Kampf ein um so zäherer, als er sich zen in halber Lebensgrösse und in der Skulptur-
auf einem Gebiet vollzog, auf dem in der halle den sitzenden Löwen in Originalgrösse.
That das Altertum Muster unvergänglicher An Schärfe der Beobachtung und plastischer
Hoheit hingestellt hat. Ja, man kann sagen, Empfindung kommt ihm am nächsten Gardet,
dass die Antike am Schluss des Jahrhunderts, dessen Erfolge aber schon ausserhalb des
freilich in einem anderen Sinn, entschiedener Rahmens dieser Ausstellung fallen. Fremiet
zur Geltung gekommen ist als am Beginn, bringt in seine energievollen Tierdarstellungen
Nicht mehr äusserlich, sondern in dem Wesen leicht etwas Anekdotisches, das dem Publikum
ihrer Wirkung. Das hängt auch mit dem Grausen einflössen oder es unterhalten soll.
Fortschritt unserer Erkenntnis der Antike Nach dieser Richtung vollständiger als hier
zusammen. Während die Bildhauer von 1800 war er in der Decennale vertreten. Von der
ihr Ideal aus den Werken der griechischen frischen Lebendigkeit und glücklichen Linie, die
Verfallperiode und den konventionellen römi- er seinen Reitermonumenten zu geben weiss,
sehen Kopien abzogen, schöpft Rodin das bot der der Stadt Paris gehörende Standarten-
Geheimnis seiner weichen, aus einem zarten träger im Kostüme des fünfzehnten Jahr-
Halbdunkel auftauchenden Formen aus der hunderts ein gutes Beispiel. Wie Fremiet
Betrachtung bester attischer Skulp-
turen. So hat zwar die Antike
wieder gesiegt, aber im Zeichen
des Naturalismus, ohne den eine
hohe Kunst eben nicht denkbar ist.

Der erste, der dem Klassizismus
mit Bewusstsein entgegentrat, war
— seltsame Ironie des Zufalls —
auch ein David, der Bildhauer
von Angers, freilich mit Aufgaben,
die ebenso in der Malerei die
Künstler stets auf eine treue Be-
obachtung der Wirklichkeit ge-
wiesen hatten. Ja seine Porträts,
so charakteristisch sie sind, haben
noch immer etwas übertrieben
Monumentales, das zum Beispiel
den lebensprühenden Büsten
Houdons, der ein Altersgenosse
des anderen David, des Malers,
ist, völlig fehlt.

Aus dem Jahre 1836 stammt die
treffliche Büste Antide Janviers
von Huguenin. Gleichalterig etwa
mit David d'Angers ist Rüde,
wohl die fesselndste Erscheinung
unter den Bildhauern der ersten
Hälfte des Jahrhunderts. Von ihm
stammt das für seine Zeit merk-
würdige Wort: Plus une oeuvre
serrera de pres la nature plus eile
sera decorative et monumentale.
Unter seinen zahlreichen Werken
befand sich ein Abguss der herben,
fast quattrocentistisch wirkenden
Grabfigur Cavaignacs vom Fried-
hof in Montmartre (s.S. 17) und die L£ON ADoLPHE W1LLETTE —,la veuve de
ausgezeichnete Marmorbuste von (geboren 1857) p i e r rot* (Salon issc>

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