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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Kunstlitteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0337

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-b-5^> VERMISCHTES - KUNSTLITTERATUR <^=*-

ihre eigenen Kunstwerke ankaufen. Hinsichtlich
des Vereinsgeschenkes, des bislang jährlichen Prä-
mienblattes, wurde beschlossen, dieses für die aus-
wärtigen Mitglieder beizubehalten, es an die hiesigen
aber nur auf deren Wunsch und zwar zum Her-
stellungspreise abzugeben. Als dritter Punkt der
Tagesordnung kamen die durch die ad 1 und 2
beschlossenen Reformen notwendig gewordenen
Statutenänderungen in Betracht, aus denen als wich-
tigste Neuerung neben dem naturgemässen Fortfall
der Ankaufskommission hervorzuheben ist, dass der
Vorstand künftighin aus sechsunddreissigMitgliedern,
vierzehn Kunstfreunden und zwölf Künstlern, be-
stehen wird. Die zwölf Künstler bilden die Aufnahme-
Jury. — Die zur Regelung der Künstlerhausfrage
einberufene ausserordentliche Generalversammlung
der Münchener Künstler-Genossenschaft fand am
22. Februar im Festsaale des Künstlerhauses statt.
Vor Eintritt in die Tagesordnung gab der Präsident,
Prof. Hans Petersen, dem Bedauern Ausdruck,
F. v. Lenbach nicht mehr an der Spitze der Ge-
nossenschaft zu sehen und dankte in warmen Worten
seinem Vorgänger für die aufopferungsvolle Thätig-
keit, die er jahrelang der Genossenschaft gewidmet
hat. Als Nachfolger v. Lenbachs werde es sein
eifrigstes Bestreben sein, das künstlerische An-
sehen der Genossenschaft hochzuhalten und die
guten Beziehungen zu pflegen und zu erweitern,
welche die Genossenschaft mit allen hiesigen und
auswärtigen Künstlerkorporationen verbinden. Die
hierauf vom Präsidenten gegebene eingehende Klar-
legung der Künstlerhausangelegenheit und die dar-
auffolgende Debatte führten zu dem Ergebnis, dass
die Generalversammlung einstimmig den Beschluss
fasste, das Künstlerhaus an den neuzubildenden
Künstlerhausverein auf die Dauer von fünf Jahren
zu verpachten, diesem zugleich das Recht zuge-
stehend, das Haus nach Ablauf von drei bezw. fünf
Jahren käuflich zu erwerben. Ferner wurde noch,
ebenfalls einstimmig, beschlossen, dass die Mün-
chener Künstler-Genossenschaft zur Erinnerung an
den achtzigsten Geburtstag des Prinzregenten Luit-
pold, ihres Protektors, dem Münchener Künstler-
unterstützungsverein die Summe von 25000 M. in
jährlich zu bewilligenden Raten von 5000 M. als
Dispositionsfonds unter dem Titel Prinz-Regent
Luitpold-Stiftung zur Verfügu g stelle. — Im Auftrag
des Zentral-Komitees derVIII. Internationalen Kunst-
ausstellung 1901 im kgl. Glaspalast werden sich die
Professoren Frhr. Hugo v. Habermann und Alb.
v. Keller nach Paris begeben, um im Einvernehmen
mit der dortigen Künstlerschaft die französische
Abteilung für München zusammenzustellen. Prof.
Karl Marr wurde beauftragt, für eine würdige
Vertretung der englischen und schottischen Kunst
Sorge zu tragen.

KUNSTLITTERATUR

A. A. Der bekannte Düsseldorfer Künstlerclub
Lukas hat schon in den Vorjahren mit Unter-
brechungen Jahresmappen mit Original-Radierungen
herausgegeben und das IV. Heft liegt jetzt in ge-
schmackvoller Ausstattung für das Jahr 1900 vor.
(Preis für Exemplar in Drucken auf Japanpapier
M. 40.—, auf Kupferdruckpapier M. 25.—, zu
beziehen durch die Hofkunsthandlung von Bis-
meyer und Kraus). Im allgemeinen wird die
Radierung in Düsseldorf leider ein wenig vernach-
lässigt, trotz der Bemühungen des akademischen
Lehrers, dem ein vortrefflich ausgestatteter Apparat
zur Verfügung steht. So ist es denn in hohem
Grade anzuerkennen, dass der thätige Lukasclub

sich auch dieser Sache etwas annimmt. Der Inhalt
des Heftes ist ziemlich ungleich, ein Teil der
Blätter stammt sogar aus früherer Zeit und ist
schon bekannt, so die beiden Radierungen von
A. Frenz ? Anadyomenef und »Verfolgung«. Auch
A. Kampf, der, wie es scheint, trotz seiner
Uebersiedelung nach Berlin noch dem Club an-
gehört, ist nur mit einer kleinen älteren Arbeit
; Reconvalescent- vertreten. Otto Heichert, der
auch die Umschlagzeichnung entworfen hat, bringt
die stimmungsvolle Radierung einer Bäuerin auf
dem von abendlichem Dunkel umhüllten Felde
iFeierabend<, Gerhard Janssen einen in seiner
stark skizzenhaften Manier breit geätzten -Studien-
kopf-. Am besten sind die Landschaften. Sehr
stark in der Wirkung ist Olaf Jernberg's In den
Dünen;. Des fleissigen Eugen Kampf beide
Blätter sind malerisch überaus fein empfunden und
interessant in der Technik; weich und stimmungs-
voll ist Liesegang's »Cleve«, während H. Her-
manns auch hier seine vollendete Meisterschaft
in der Darstellung von Kircheninterieurs mit seiner
Capella Palatina< bewährt. Der Verleger F. Bis-
meyer hat es sich angelegen sein lassen, die Drucke
in grösster Vollendung herstellen zu lassen, so dass
auch nach dieser Seite hin die kleine Sammlung
einen tadellosen Eindruck macht.

= August Zeiss. „Meine Kunstsammlung" be-
titelt sich ein bei E. A. Seemann in Leipzig
(Pr. 30 M.) verlegter, reich und geschmackvoll aus-
gestatteter Quartband, in welchem der Verfasser,
ein bekannter Berliner Grossindustrieller, Kunst-
freunden, Sammlern und Forschern den Katalog
seiner Kunstschätze vorlegt, die er mit grossem
Eifer, aber auch sicherem Verständnis, das ihn vor
Fehlgriffen bewahrte, im Laufe der letzten zehn
Jahre auf vielfachen, ausgedehnten Reisen zusammen-
gebracht hat. Der Herausgeber folgt damit einem
im Auslande von reichen Sammlern häufig geübtem
Brauch, dem auch bei uns Einbürgerung zu wünschen
wäre. Behrens in Hamburg, Schubart in München,
Hainauer-Berlin und jetzt auch Zeiss sind unseres
Wissens die einzigen deutschen Kunstfreunde,
welche ihren Schätzen auch ein litterarisches Denkmal
gesetzt haben. Gegenständlich gliedert sich die Samm-
lung Zeiss in die nachstehenden Gruppen: Italie-
nische, französische und deutsche Plastik, asiatische
Bronzen, Kunsttöpferei, Metall, Möbelstoffe, Knüpf-
teppiche, Gemälde alter und neuer Meister. Abgesehen
davon nun, dass dem Katalog die Hauptstücke der
Sammlung auf sechsundsiebzig Lichtdrucktafeln und
in neununddreissig Text-Illustrationen abbildlich ein-
verleibt sind, ist dieser mehr als ein blosses Ver-
zeichnis der vorhandenen Objekte. In anregender
Weise bieten knapp gehaltene Einleitungen zu den
einzelnen Gruppen Bemerkungen künstlerisch-tech-
nischer Natur; Notizen zu einzelnen Stücken, in die
vielfach Excerpte aus der Fachlitteratur, wie auch
briefliche Gutachten von Autoritäten geschickt ein-
gefügt sind, geben interessante kunstkritische Erörte-
rungen. Diese Texte auch legen das schönste
Zeugnis dafür ab, mit welch ernsten Studien der
Herausgeber des Werkes seine Sammlerthätigkeit
betrieben und sie aus dem blossen Sport zu einer
genussreichen Ausfüllung der Mussestunden gemacht
hat, welche die geschäftliche Thätigkeit ihm übrig
Hess. In dieser Hinsicht kann der Katalog manchem
im Beginn seiner Thätigkeit stehenden Sammler als
Wegweiser und Anreger dienen. Auf Einzelheiten
der Sammlung selber hier einzugehen würde zu
weit führen, als Gesamt-Charakteristikum kann ge-
sagt werden, dass sie sich würdig den alten grossen
Privat-Sammlungen der Reichshauptstadt anreiht.

Redaktionsschluss: 2. März 1901. Ausgabe: 14. März 1901.

Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwärtz.
Verlagsanstalt F. Rruckmann a.-g. in München, Nymphenhurgerstr. Sfi. — Rruckmann'sche Kunst- und Buchdruckerei in München.
 
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