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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 16.1900-1901

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Ostini, Fritz von: Die VIII. internationale Kunstausstellung im kgl. Glaspalast zu München, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12079#0588

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-a-SÄ>- MÜNCHENER GLASPALAST 1901

Reine Freude erlebt man im Schweizer Saal,
hier leuchtet fast etwas von der Frische und
Sonnigkeit von den Wänden, die bei den
Schweden entzückt. Eugene Burnand's
Schäfer; die sehr eigenartigen Bilder von
Welti, die aus der Schule, aber auch vom
Geiste Böcklins sind; die „Antigone" von
Saussure, deren Vorzüge aus gleicher Quelle
stammen; Buri's Mutteridyll mit seinen
kecken Farben; StÄBLi's Sturmlandschaft;
Edoardo Berta's sonnedurehträr.kter Ernte-
monat; Fritz Voellmy's schimmernden
„Hafen von Genua"; Hodler's dekorative
stilvolle Entwürfe und das trotz mancher
Schrulle doch so tiefinnerliche, naive Bild
„Der Auserwählte" (durch die Abb. i. H. 16 d.
1. J unseren Lesern bereits bekannt); Schider's
altes, aber immer noch reizvolles Gemälde
„Der chinesische Turm bei München", ge-
hören zu den Schlagern der Abteilung.

Die Abteilung Plastik ist in diesem Jahre
so überaus reichhaltig ausgefallen, dass hier
nur des Bedeutsamsten gedacht werden kann.
Dazu gehört vor allem Constantin Meunier's
grandiose Arbeiterfigur „Holzauslader", die

in ihrer stolzen Kraft für sich allein schon
eine Glorifikation der Arbeit bildet; auch die
Bronzebüste eines Eisenarbeiters ist eines von
den ganz bedeutenden Werken des Meisters.
Mit berückender Liebenswürdigkeit spricht
Charles Samuel's „Eulenspiegel und Nele",'
ein Denkmal für Ch. de Coster, zu uns; der
etwas linkische, prächtige Bursch und das
zärtlich holde vlämische Mädchen sind gleich
herzgewinnend. Treten wir ins Vestibül, so fällt
zunächst Ruemann's Kolossal-Reiterstandbild
des Prinzregenten für Nürnberg ins Auge,
das fast zu gross für diesen Raum wirkt, so
dass man die Reiterfigur eigentlich nur von
der Seite sehen kann. Die Figur des Regenten
ist würdig und charakteristisch. Von grosser
dekorativer Wucht sind die ebenfalls ausge-
stellten Löwen zu diesem Denkmal. Vom
gleichen Künstler ist eine elegante bronzene
Statuette nach dem grossen Standbild, ein
Mädchenakt in Marmor und ein energisches,
schnittiges Pettenkofer-Relief. RudolfMaison
stellt einen „Wotan" in Bronze aus, eine Gestalt
voll düsterer Hoheit und Göttlichkeit! Viel-
leicht wird das edle Werk auch noch einmal
in entsprechendem Überlebensgrossem Mass-
stab ausgeführt. Die markigen Züge Petten-
kofers hat auch Adolf Hildebrand in einer

theophile de bock auf de macker

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