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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

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Heft 1
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Bode, Wilhelm von; Bredius, Abraham; Hofstede de Groot, Cornelius Philipp: Rembrandts Mühle
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0039

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Endlich hat die „Daily Mail" die längst erwartete
Nachricht gebracht, dass die Behauptung der
„Morning Post", die unter Rembrandts Namen ver-
kaufte „Mühle" habe sich nach Entfernung der
dicken Firnisschicht als ein Hercules Segers erwie-
sen, auf der Verwechselung mit einem ganz anderen
Bilde in amerikanischem Besitz beruhe. Ein Beweis
dafür, dass die Mühle Rembrandt nicht gehöre, ist
somit noch immer nicht erbracht; es stehen sich
nach wie vor Bodes Behauptung,dass die Echtheit des
Bildes „undiskutabel" und „über jeden Zweifel er-
haben" sei, und die meinige, dass das Bild trotz seiner
„überwältigenden Schönheiten" kein Rembrandt
sein könne, unvermittelt gegenüber; erst die Zeit
wird darüber eine Entscheidung bringen können.
Mit Vergnügen aber ersehe ich aus einem englischen
Blatt, dass ein so hervorragender Rembrandt-For-
scher wie Dr. Hofstede de Groot im Haag bereits
in einer Mitteilung, die „der New York Herald"
am 7. März brachte, Bedenken gegen Rembrandts
Urheberschaft geäussert hat.

Die Nachricht, dass sich auf dem Bilde die Be-
zeichnung des Hercules Segers gefunden habe, klang
auch gar zu unglaublich, nachdem kurz vorher in Ber-
lin eine Reinigung des Bildes durch Prof. Hauser er-
folgt war. Zudem sind wohl in früherer Zeit mehrere
Werke von Segers unter Rembrandts Namen ge-
gangen; nachdem es aber vor etwa einem Jahrzehnt

den Bemühungen von Bredius und Bode gelungen
ist, die Eigenart dieses Künstlers in unwiderlegbarer
Weise festzustellen, erscheint es kaum noch mög-
lich, ihn mit Rembrandt zu verwechseln. Hat er
auch auf Rembrandt so stark eingewirkt, dass Bode
in einer seiner Radierungen eine „Vorahnung der
Mühle in Bowood" — also der Lansdowneschen
— erblicken konnte, so unterschied ihn doch von
Rembrandt der „Reflex einer melancholischen Ge-
mütsart". Von diesem ist aber in dem Lansdowne-
schen Bilde ebenso wenig etwas zu spüren, wie von
einer Eigenschaft, die er mit Rembrandt gemein
hatte, nämlich dem „Gefühl der Unendlichkeit",
das beide durch die Wahl eines hohen Augenpunkts
zu fördern wussten.

Wer sich über die äusserst anziehende Künstler-
persönlichkeit des Hercules Segers zu unterrichten
wünscht, der greife zu Bodes anregendem, mit zahl-
reichen Abbildungen versehenen Aufsatz im Jahr-
buch der Preussischen Kunstsammlungen für 1903;
die vorzügliche Felslandschaft in den Uffizien —
die übrigens keinen „Sturm" darstellt, wie die eng-
lischen Zeitungen angaben — findet er in dem
Brediusschen Aufsatz (Oud-Holland 1898) wieder-
gegeben; und die zahlreichen Radierungen in der
Ausgabe von Prof J. Springer, deren erster Teil
soeben die „Graphische Gesellschaft" in Berlin ver-
öffentlicht hat. Woldemar v. Seidlitz.

rkannt

ARNOLD BÖCKLIN, ANSICHT DES DORFES TENN1KON
MIT GENEHMIGUNG VON F. A. BRUCKMANN

*7
 
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