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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

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Heft 1
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Mackowsky, Hans: Rahels Haus: Mauerstrasse 36, eine baugeschichtliche und literarische Studie aus der Zeit des Altberliner Salons
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0052

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niemand sein letztes Haus herrichten, als hier ge-
schehen.

Der literarisch-ästhetischen Epoche folgt ein
Epilog, der effektvoll im Lichte der grossen militäri-
schen Repräsentation erstrahlt.

Nachdem das Haus im Innern manche Um-
wandlung im Ungeschmack der Gründerjahre er-
fahren hatte und zwischen Hof und Garten ein
schwerfällig wirkendes Stallgebäude mit freiem
mittleren Durchgang erbaut worden war, zogen
in die nunmehr auch „schlossartig" ausgestatteten
Räume der bei etage die Kommandierenden des
III. Armeekorps.

In der Mitte der achtziger Jahre wurde dem
Grundstück das schmale Nebenhaus Nr. 3 5 ange-
gliedert. Kyllmann und Heyden ähnelten seine
Zweifensterfront dem alten Nachbar an, doch so,
dass man namentlich in Dach und Obergeschoss
den modernen „besseren" Geschmack wahrnimmt,
der das alte Vorbild schulmeistern möchte. Diese
Front verkleidet indessen nur die eine Schmalseite
von einem allerliebsten Landhaus in den zierlichen

Formen französischer Schlösschen, das mit Terrasse
auf den Garten gerichtet ist und hier, fern vom
Geräusch und der Prosa der Strasse, ein Rokoko-
idyll vortäuscht. Mit einem Schlage glaubt man
sich in eine andere Welt versetzt: ein Springbrunnen
steigt mit dünnem Strahlenwurf in die Höhe, die
Blumen leuchten und duften und aus den herüber-
winkenden Baumwipfeln schallen Vogelstimmen.
Selbst das Gegenüber eines zweiten Stalles hebt den
Zauber der Illusion nicht auf.

«•

Auch das Schicksal dieser Erinnerungsstätte hat
im Ungewissen geschwebt. Der Plan war aufgetaucht,
die Französische Strasse über die Grundstücke Mauer-
strasse 35—37 hinweg durch die alten Gärten der
Wilhelmstrasse bis in den Tiergarten zu verlängern.

Doch ist diese Gefahr glücklich vorüberge-
gangen. Raheis Haus wird wenigstens in seiner
äusseren Erscheinung erhalten bleiben als ein Denk-
mal des besten bürgerlichenBaustiles,denBerlin je be-
sessen, und als eine ehrwürdige Erinnerungsstätte an
jene altberliner Salons, deren vornehme Geistigkeit die
Höhe damaliger Gesellschaftskultur ermessen lässt.

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SAMUEL DIEZ, BILDNIS VON K. A. VARNHAGEN VON ENSE (1839) ZEICHNUNG

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