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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

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Heft 1
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0066

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kommt es, dass fast jeder diesen Zoll zahlen muss?
Ist es auch ein unbewusstes beseligendes Fluidum, ver-
gleichbar jenem rätselhaften, von keinem Brautechniker
bisher gefundenen Zaubertropfen, der Münchens Biere
in München zehnfach köstlich macht? Liegt es daran,
dass die Begriffe „Schule", „Autorität" - „Professor"
„Kronenorden" unter der Münchener Künstlerschaft
weit ehrerbietiger verehrt werden denn anderswo?

Im Gegensatz zum Glaspalast einige recht gute Bild-
nisse, verschiedene sehr farbige (Rezept 1911) Genre-
stücke, von Pietzsch weniger gute Landschaften als in
der Frühjahrsausstellung, wo dieser herbe Maler sich
trefflichst präsentierte, die übrigen Landschafter
in Weiterbildung einer seit ein paar Jahren ange-
nommenen Manier begriffen, von Seyler, der sich rasch
zu den Besten gesellt hat, ein sehr talentvolles holländi-
sches Strandbild, und dazwischen - wieder „dazwischen"
und leider nicht beisammen — einige neue Franzosen,
die Spiro dem Münchener Geschmack zugemutet hat.

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Nur mit einem kurzen Wort sei gesprochen von
der neuen Ordnung der altdeutschen Säle in der Münch-
ner Alten Pinakothek, die einen weiteren Fortschritt der
Neuorganisation Hugo von Tschudis bildet. Der ehe-
malige grosse Vorraum mit den Stifterbildnissen, die
im Treppenhause aufgehängt worden sind, wurde zum
Eingangssaal umgeschaffen und durch zwei Wände in drei
Abteilungen gegliedert. Es dienen also nunmehr vier
Hauptsäle und fünf Kabinette der Aufnahme von Werken
der alten deutschen, holländischen und französischen
Schulen. Durch Übernahme von Altarflügeln aus Filial-
galerien wie Augsburg, Burghausen, der Königlichen
Burg in Nürnberg und anderen Städten ist die Zahl der
vollständigen Altarwerke auf über zwanzig erhöht wor-
den. Darunter stehen Pachus' Altar der vier Kirchen-
väter und Martin Schaffners Wettenhauser Altar an der
Spitze. Höchst wirkungsvoll präsentieren sich die beiden
Altarwerke Burgkmairs, während die beiden Flügel zu
Dürers Oswald Krell-Porträt wohl die grösste Über-
raschung bilden. Eine kleine Zahl von Bildern, die vor
allem der bayerischen und tirolischen Schule angehören,
ist als Ergänzung dazugekommen. Die Wände sind mit
einem lichten Grau bespannt, vor dem die Farben ein-
heitlich und klar zusammenstehen. Es ist bezeichnend
für die persönliche Art Tschudis, dass bei einer genauen
Betrachtung dieser Säle gerade der Wert der malerischen
Formensprache der gotischen Kunst sich gebietend aus-
drückt, stärker als in irgend einer anderen Sammlung
in Deutschland. Für die kunstgeschichtliche Arbeit ist
hier eine Fülle neuen und wertvollen Materiales
zusammengetragen. Herrn. Uhde-Bernays

DÜSSELDORF

Die „Grosse Kunstausstellung" teilt mit ihrer Schwe-
ster in Berlin die Tendenz zur Moderne. Was am Lehr-
ter Bahnhof in diesem Jahre die jungen Schweizer
erreichen sollen, wird im Düsseldorfer Kunstpalast der
Berliner Sezession zuerteilt. Sie ist mit Liebermann,
Slevogt, Corinth und dem jüngeren Nachwuchs, unter
demRöslerund Meid hervorragen, vortrefflich vertreten.
Der weibliche Rückenakt Slevogts wurde für die städ-
tische Gemäldesammlung angekauft, zugleich leider
wiederum Entbehrliches und sogar Unbegreifliches.
Unter den zahlreichen Künstlergruppen, in die Düssel-
dorf ähnlich wie München gespalten ist, macht der
„Niederrhein" die beste Figur. Die wahrhaft dichterisch
beseelte und in persönlicher Technik gemalte Land-
schaft von Hubert Ritzenhofen „Herbstnachmittag am
Rhein" gehört zu den schönsten Gemälden der ganzen
Ausstellung, eine der wenigen Landschaften Düsseldorfer
Herkunft ohne aufdringliche Routine, ohne Manier und
billige Effekthascherei. Zudem hat der „Niederrhein"
durch Heranziehung der Plastik mit Werken von Hoet-
ger, Lehmbruck und Nieder seinem Saale ein grösseres
Interesse gesichert, als es der Nachbarräumen zukommt.
Leider sind der Düsseldorfer Plastik im Gegensatz zur
einheimischen Malerei Erfolge versagt; der gefährlichen
Nachbarschaft vieler vortrefflicher Bildwerke Münchner
und Berliner Herkunft hält sie nicht stand. Sollte der
plastische Unterricht an der Akademie nicht reform-
bedürftig sein? Die Erfolge, die Bosselt an der städti-
schen Kunstgewerbeschule, bei notwendiger Betonung
des Formalen, erzielte, könnten den Weg weisen.

Die Kollektivausstellungen sind in ihrer Auswahl
ebenso rätselhaft wie meistens am Lehrter Bahnhof:
diesesmal sind der Auszeichnung gewürdigt Arthur
Kampf, Hans Unger, Ederer, Dücker, Schönleber und
Julius Bergmann. Historisches Interesse beansprucht
die geschickt zusammengestellte Andreas Achenbach-
Gedächtnisausstellung. In einer angegliederten „Inter-
nationalen Aquarellausstellung" interessieren am mei-
sten die Skandinavier. C.

MAGDEBURG
Im Kaiser Friedrich-Museum erlaubt der Auszug des
Kunstvereins (der ein eigenes Ausstellungsgebäude
erhält) endlich die Neuordnung der Gemälde, die jetzt
in konsequenter Folge entwicklungsgeschichtlich sich
darstellen. In neun Sälen wandert man vom fünfzehn-
ten bis zum zwanzigsten Jahrhundert. Diese fast lücken-
lose Reihe (überraschend z. B. die Ausstattung des alt-
deutschen Raumes) verdankt das Museum den Ankäufen
und Schenkungen der letzten dreiviertel Jahre; zuletzt
kamen noch einige Stücke des sechzehnten und acht-
zehnten Jahrhunderts aus der Sammlung Hauswaldt-
Berlin hinzu, die kürzlich dem Museum zufiel und als
Ganzes so, wie sie bei Hauswaldt aufgestellt war, in
einem geplanten Anbau Platz finden soll.

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