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LUDWIG RICHTER, ILLUSTRATION ZUM „RÜBEZAHL"
schnittenen Bildern für unsere Vorstellung zu einer
untrennbaren Einheit verschmolzen.
Diese Einheit zu sprengen, war kein leichtes
Wagnis, das Max Slevogt mit seinem illustrierten
Rübezahl (Berlin, bei Bruno Cassirer, 1909) unter-
nommen hat. Es ist verlockend, die beiden Bücher
nebeneinanderzulegen und vergleichend sich klar-
zumachen, was der Impressionismus für die Buch-
illustration leisten kann, wo hier seine Tugenden
und wo seine Grenzen liegen.
Richters Buchillustration ist — wie ja die
Malerei seiner Zeit auch — ihrem ganzen Wesen
nach episch. (Ist doch die deutsche Illustration
der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts fast
ganz und direkt aus der Düsseldorfer Genre- und
Historienmalerei hervorgegangen.) Sie kann sich
im Erzählen nicht genug thun und geht im Aus-
malen der Situation oft weit über die literarische
Vorlage hinaus. Wenn Richter z. B. (in der zweiten
Rübezahl-Legende) das Verhör des Schneidergesellen
Benedix schildert, der beschuldigt ist, den jüdischen
Kaufmann beraubt zu haben, so erzählt er ausser
den drei Hauptbeteiligten noch alle möglichen
Nebenfiguren: den Beisitzer, der gelassen auf die
Schnupftabakdose klopft, den schadenfroh aufs
Protokoll niederduckenden Schreiber, den mit einem
1 dem Gro*'
:unzehnten F
arenderers«n-
c wir<3' aJ
■ A erst aufdein
g* bab J
LUDWIG RICHTER, ILLUSTRATION ZUM „RÜBEZAHL"
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LUDWIG RICHTER, ILLUSTRATION ZUM „RÜBEZAHL"
schnittenen Bildern für unsere Vorstellung zu einer
untrennbaren Einheit verschmolzen.
Diese Einheit zu sprengen, war kein leichtes
Wagnis, das Max Slevogt mit seinem illustrierten
Rübezahl (Berlin, bei Bruno Cassirer, 1909) unter-
nommen hat. Es ist verlockend, die beiden Bücher
nebeneinanderzulegen und vergleichend sich klar-
zumachen, was der Impressionismus für die Buch-
illustration leisten kann, wo hier seine Tugenden
und wo seine Grenzen liegen.
Richters Buchillustration ist — wie ja die
Malerei seiner Zeit auch — ihrem ganzen Wesen
nach episch. (Ist doch die deutsche Illustration
der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts fast
ganz und direkt aus der Düsseldorfer Genre- und
Historienmalerei hervorgegangen.) Sie kann sich
im Erzählen nicht genug thun und geht im Aus-
malen der Situation oft weit über die literarische
Vorlage hinaus. Wenn Richter z. B. (in der zweiten
Rübezahl-Legende) das Verhör des Schneidergesellen
Benedix schildert, der beschuldigt ist, den jüdischen
Kaufmann beraubt zu haben, so erzählt er ausser
den drei Hauptbeteiligten noch alle möglichen
Nebenfiguren: den Beisitzer, der gelassen auf die
Schnupftabakdose klopft, den schadenfroh aufs
Protokoll niederduckenden Schreiber, den mit einem
1 dem Gro*'
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