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ben — die Jury für ihre Arbeiten hatte sich schon
gefunden, wenn die guten Werke nur erst da ge-
wesen wären— hat man die meisten vomWettbewerb
vonvornherein ausgeschlossen. Noch schlimmer: man
hat andere Künstler als Juroren neben sie gesetzt,
die an solchen Platz in keiner Weise passen und
von denen nur der Urteilslose sagen kann, auch sie,
auch Stuck und Dill, seien Träger des „Gewissens
der deutschen Kunst". Endlich hat man noch eine
Anzahl von Theoretikern hinzugenommen und da-
bei eigentlich auf nichts weiter als auf die Namen
gesehen. Man hat in erster Linie an die dekorative
Wirkung der Jury nach aussen gedacht und nicht
an ihre Arbeitsfähigkeit; man hat sich mehr Mühe
mit einer repräsentativen Jury gegeben als mit dem
Denkmal.
Es muss wundernehmen, dass die Jurymitglie-
der so leicht zu haben waren. Die bedeutenden
Künstler unter ihnen- mussten sagen: wir denken
nicht daran zu urteilen, wir wollen selbst mit-
machen. Hermann Hahn, der auch zuerst ein Mit-
glied der Jury war, hat es allein von allen gesagt;
und siehe da, er ist der einzige, dessen Arbeit über-
haupt ernsthaft in Frage gekommen ist. Vor allem
Klinger und Tuaillon mussten sagen: wie darf man
uns älteren, ruhmvollen Akteuren zumuten, kritisch
im Parkett zu sitzen, wenn oben auf den Brettern
vor allem Volk, vor allen Nationen schlecht Theater
gespielt wird! Denn dass es schlechtes Theater wer-
den musste, war von Kennern deutscher Kunst
vorauszusehen, weil wir so reich an leistungsfähigen
Talenten nicht sind. Diese Künstler mussten dann
auch sorgen, dass Hildebrand, der wahrscheinlich
den Unsinn eines Bergdenkmals nicht mitmachen
wollte, nicht fehlte. Dass er fehlt, ist schon Kritik
genug.
Die Jury hat noch andere Fehler gemacht. Sie
sah sich vor der ersten Sitzung die Elisenhöhe an
und kam zu dem festen Schluss, das Denkmal müsse
etwa die Dimensionen der dort vorhandenen Schutz-
hütte haben. Und sie sagte zu sich selbst: so schön
wie die Elisenhöhe jetzt ist, kann sie mit einem
Denkmal nie sein. Das heisst, die Jury hielt von
dem ganzen Projekt nicht viel. Mit Recht; aber sie
half doch weiterhin es verwirklichen. Und sie be-
gann ihre Thätigkeit präokkupiert. Man setze den
Fall, die Jury der Hamburger Bismarck-Denkmal-
Konkurrenz hätte seinerzeit so gehandelt — ist es
wohl wahrscheinlich, dass sie den Roland-Bismarck
Lederers noch hätte prämiieren können, wenn sie
vorher dekretiert hätte, ein Denkmal auf dem Platz
in St. Pauli darf nur die und die Grösse haben.
Das Werk von Lederer war doch nicht vorherzu-
sehen. Ich mache mir ja nicht viel daraus; ich will
damit nur sagen: das schlagende Kunstwerk ist nie
vorherzusehen und darum dürfen ihm nicht von
vornherein Grenzen gezogen werden. Originell im
Maassstab zu sein, das ist ja eben eine wichtige
Aufgabe des Monumentalisten. Wäre in Düssel-
dorf ein wahrhaft genialer, überzeugender Entwurf
gewesen,so'hätte man ihn prämiieren müssen,gleich-
gültig ob er zu dem Vor-Urteil der Preisrichter
passte oder nicht. Ja, es hätte vorher nicht einmal
der Platz ganz fest bestimmt sein dürfen. (Die
Elisenhöhe braucht nur dem Bingerbrücker Orts-
komitee und dem ingeniösen Wirt heilig zu sein.)
Der Bauplatz ist schon die Hälfte der Wirkung.
Man hätte darum auch darüber die konkurrieren-
den Künstler irgendwie hören sollen. Die Juroren
hätten vor der Annahme des Amtes schon die
Elisenhöhe ansehen sollen, und sie hätten gar nicht
mitthun dürfen, wenn ihnen dieser Hügel mit der
Schutzhütte schöner erschien als mit jedem Denk-
mal. Man deckt doch nicht eine unmögliche
Absicht mit einem berühmten Namen, nur um
nicht Spielverderber zu sein. Man verleitet nicht
durch das Prestige dieses Namens an die vierhun-
dert Künstler zu grossen Opfern an Arbeit und
Geld, wenn man das Ziel nicht für ein wahrhaft
künstlerisches hält. Dass die Konkurrenz so kläg-
lich ausgefallen ist, das ist zu grossen Teilen die
Schuld der unlösbaren Aufgabe. Je besser der
Künstler, desto weniger kann er mit ihr be-
ginnen.
Hahn-Bestelmeyers Lösung scheint unter den
eingegangenen Entwürfen in der That der weitaus
beste zu sein. Es wird gewesen sein wie oft bei
solchen Konkurrenzen, wo eine bestimmte Arbeit
schnell und wie von selbst alle Stimmen auf sich
vereinigt. Man braucht nur an die Berliner Vir-
chow-Denkmal-Konkurrenz zu denken. Weil aber
Klinischem Entwurf damals unter den eingesandten
Arbeiten der weitaus beste war, ist er darum gleich
ein unantastbares Meisterwerk; Ist Hahns Arbeit
nun gleich die Lösung, weil sie unter den vorhan-
denen Lösungen die taktvollste ist: Es war offen-
bar nicht eben schwer in Düsseldorf zu siegen.
Die Buchpublikation, in der hundert Entwürfe ab-
gebildet sind, zeigt es auch dem, der die Ausstellung
nicht sah. Ich kenne Hahns Arbeit nur aus Abbil-
dungen; aber ich kenne andere Werke des Künst-
lers und weiss, dass ein Puma nicht plötzlich ein
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ben — die Jury für ihre Arbeiten hatte sich schon
gefunden, wenn die guten Werke nur erst da ge-
wesen wären— hat man die meisten vomWettbewerb
vonvornherein ausgeschlossen. Noch schlimmer: man
hat andere Künstler als Juroren neben sie gesetzt,
die an solchen Platz in keiner Weise passen und
von denen nur der Urteilslose sagen kann, auch sie,
auch Stuck und Dill, seien Träger des „Gewissens
der deutschen Kunst". Endlich hat man noch eine
Anzahl von Theoretikern hinzugenommen und da-
bei eigentlich auf nichts weiter als auf die Namen
gesehen. Man hat in erster Linie an die dekorative
Wirkung der Jury nach aussen gedacht und nicht
an ihre Arbeitsfähigkeit; man hat sich mehr Mühe
mit einer repräsentativen Jury gegeben als mit dem
Denkmal.
Es muss wundernehmen, dass die Jurymitglie-
der so leicht zu haben waren. Die bedeutenden
Künstler unter ihnen- mussten sagen: wir denken
nicht daran zu urteilen, wir wollen selbst mit-
machen. Hermann Hahn, der auch zuerst ein Mit-
glied der Jury war, hat es allein von allen gesagt;
und siehe da, er ist der einzige, dessen Arbeit über-
haupt ernsthaft in Frage gekommen ist. Vor allem
Klinger und Tuaillon mussten sagen: wie darf man
uns älteren, ruhmvollen Akteuren zumuten, kritisch
im Parkett zu sitzen, wenn oben auf den Brettern
vor allem Volk, vor allen Nationen schlecht Theater
gespielt wird! Denn dass es schlechtes Theater wer-
den musste, war von Kennern deutscher Kunst
vorauszusehen, weil wir so reich an leistungsfähigen
Talenten nicht sind. Diese Künstler mussten dann
auch sorgen, dass Hildebrand, der wahrscheinlich
den Unsinn eines Bergdenkmals nicht mitmachen
wollte, nicht fehlte. Dass er fehlt, ist schon Kritik
genug.
Die Jury hat noch andere Fehler gemacht. Sie
sah sich vor der ersten Sitzung die Elisenhöhe an
und kam zu dem festen Schluss, das Denkmal müsse
etwa die Dimensionen der dort vorhandenen Schutz-
hütte haben. Und sie sagte zu sich selbst: so schön
wie die Elisenhöhe jetzt ist, kann sie mit einem
Denkmal nie sein. Das heisst, die Jury hielt von
dem ganzen Projekt nicht viel. Mit Recht; aber sie
half doch weiterhin es verwirklichen. Und sie be-
gann ihre Thätigkeit präokkupiert. Man setze den
Fall, die Jury der Hamburger Bismarck-Denkmal-
Konkurrenz hätte seinerzeit so gehandelt — ist es
wohl wahrscheinlich, dass sie den Roland-Bismarck
Lederers noch hätte prämiieren können, wenn sie
vorher dekretiert hätte, ein Denkmal auf dem Platz
in St. Pauli darf nur die und die Grösse haben.
Das Werk von Lederer war doch nicht vorherzu-
sehen. Ich mache mir ja nicht viel daraus; ich will
damit nur sagen: das schlagende Kunstwerk ist nie
vorherzusehen und darum dürfen ihm nicht von
vornherein Grenzen gezogen werden. Originell im
Maassstab zu sein, das ist ja eben eine wichtige
Aufgabe des Monumentalisten. Wäre in Düssel-
dorf ein wahrhaft genialer, überzeugender Entwurf
gewesen,so'hätte man ihn prämiieren müssen,gleich-
gültig ob er zu dem Vor-Urteil der Preisrichter
passte oder nicht. Ja, es hätte vorher nicht einmal
der Platz ganz fest bestimmt sein dürfen. (Die
Elisenhöhe braucht nur dem Bingerbrücker Orts-
komitee und dem ingeniösen Wirt heilig zu sein.)
Der Bauplatz ist schon die Hälfte der Wirkung.
Man hätte darum auch darüber die konkurrieren-
den Künstler irgendwie hören sollen. Die Juroren
hätten vor der Annahme des Amtes schon die
Elisenhöhe ansehen sollen, und sie hätten gar nicht
mitthun dürfen, wenn ihnen dieser Hügel mit der
Schutzhütte schöner erschien als mit jedem Denk-
mal. Man deckt doch nicht eine unmögliche
Absicht mit einem berühmten Namen, nur um
nicht Spielverderber zu sein. Man verleitet nicht
durch das Prestige dieses Namens an die vierhun-
dert Künstler zu grossen Opfern an Arbeit und
Geld, wenn man das Ziel nicht für ein wahrhaft
künstlerisches hält. Dass die Konkurrenz so kläg-
lich ausgefallen ist, das ist zu grossen Teilen die
Schuld der unlösbaren Aufgabe. Je besser der
Künstler, desto weniger kann er mit ihr be-
ginnen.
Hahn-Bestelmeyers Lösung scheint unter den
eingegangenen Entwürfen in der That der weitaus
beste zu sein. Es wird gewesen sein wie oft bei
solchen Konkurrenzen, wo eine bestimmte Arbeit
schnell und wie von selbst alle Stimmen auf sich
vereinigt. Man braucht nur an die Berliner Vir-
chow-Denkmal-Konkurrenz zu denken. Weil aber
Klinischem Entwurf damals unter den eingesandten
Arbeiten der weitaus beste war, ist er darum gleich
ein unantastbares Meisterwerk; Ist Hahns Arbeit
nun gleich die Lösung, weil sie unter den vorhan-
denen Lösungen die taktvollste ist: Es war offen-
bar nicht eben schwer in Düsseldorf zu siegen.
Die Buchpublikation, in der hundert Entwürfe ab-
gebildet sind, zeigt es auch dem, der die Ausstellung
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