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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 10.1912

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Heft 9
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4707#0491

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Über das Verhältnis der Münchener Alten Pina-
kothek zu der Neuen wird uns von sachverständiger
Seite geschrieben:

Was in den letzten Monaten über die zwei Mün-
chener Pinakotheken gemeldet wurde, ist in der Regel
von irrigen Voraussetzungen ausgegangen. Diese zwei
Institute sind völlig getrennt. Die Alte Pinakothek ge-
hört dem Staat, der sie von der Krone übernommen
hat, als Bayern vor ungefähr hundert Jahren seine Ver-
fassung bekam. Merkwürdigerweise ist, trotz vieler Be-
mühungen, die Urkunde über diese Besitzveränderung
nicht wieder aufgefunden worden; aber die Thatsache
steht fest, dass der Grund und Boden, das Gebäude und
die Sammlung dem Staate gehören und von ihm ver-
waltet werden. Auch trägt der Staat sämtliche Kosten.
Davon sind nur eine nicht grosse Anzahl von Bildern
ausgenommen, die allerdings zum Teil sehr wertvoll
sind und deren Eigentumsrecht sich die Krone vorbe-
halten hat; dahin zählt vor allem die berühmte Samm-
lung der Brüder Boisseree, die vom König Ludwig I. er-
worben wurde.

Die Neue Pinakothek dagegen gehört der Krone.
Hier sind das Areal, das Gebäude und derGrundstock der
Sammlung Besitz der Zivilliste und es wird dieser Besitz
von ihr aus verwaltet. Ihre Leitung ist einem Direktor
übertragen, für den jedoch kein so grosses Gehalt aus-
geworfen ist, dass er von ihm leben könnte. Er erhält
nur einen sogenannten Funktionsbezug. Daraus ent-
wickelte sich die Übung, die aber keineswegs unver-
brüchlich eingehalten werden muss, dass einem Kon-
servator der Alten Pinakothek die Leitung der Neuen
vom Hof im Nebenamt übertragen wird. So war vor
JahrenHerr von Pechmann, Konservator der AltenPina-
kothek und Direktor der Neuen, dann hatte nach ihm
der im vorigen Jahre verstorbene Maler August Holm-
berg die gleichen Ämter inne und jetzt ist dem Kon-
servator der Alten Pinakothek Heinz Braune die Leitung
der Neuen übertragen worden und zwar, wie seinen
Vorgängern vom Hofe, nicht etwa vom Staate.

Die Krone hat seit Jahrzehnten die Neue Pina-
kothek nicht vermehrt. Der Prinzregent stellt die
zahlreichen, zum Teil sehr wertvollen, auch auslän-
dischen Bilder, die er erwirbt, in seinem Palais auf.

So ist die Neue Pinakothek als Hofgut einstweilen
eine tote Sammlung. Ihr Direktor hat darum mit
jenen Ankäufen, die der Staat alljährlich auf den Aus-
stellungen macht, nichts zu thun, er trägt keine Ver-
antwortung für die Auswahl, und so sind alle Schlüsse,
die gewöhnlich auf seine Thätigkeit im guten und
schlimmen Sinne gezogen werden, unberechtigt.

Der Staat selbst hat aber kein ihm gehöriges Ge-
bäude, in dem er die beträchtliche Anzahl der von ihm

im Laufe der Jahre erworbenen Gemälde unterbringen
könnte. Für diesen immer mehr fühlbaren Mangel
bot ihm das Entgegenkommen der Krone Ersatz, als
ihm gestattet wurde, die staatlichen Erwerbungen in
dem der Zivilliste gehörigen Gebäude der Neuen Pina-
kothek auszustellen. Was die Bilder des neunzehnten
Jahrhunderts betriffr, ist also der Staat nur der Gast in
dem Hause der Zivilliste. Wir haben zu unterscheiden
zwischen der zurzeit unveränderlichen Hofssammlung
und der jährlich wachsenden Staatssammlung, die zwar
durch das Entgegenkommen der Krone in einem Hause
untergebracht sind, aber von sehr verschiedenen Stellen
aus verwaltet werden. Der Teil, der die lebende
Künstlerschaft am meisten interessiert, wird nicht von
dem Herrn verwaltet, der nach seinem Titel „Direktor
der Neuen Pinakothek" dafür verantwortlich erscheint.
Die vom Staate gemachten Erwerbungen an neuen
Kunstwerken unterstehen vielmehr dem Direktor der
staatlichen Gemäldegalerien und das ist eben der
Direktor der Alten Pinakothek.

Aus diesen Umständen ergiebt sich das sonderbare
und unerquickliche Verhältnis, dass der Leiter der
Neuen Pinakothek in seiner Hauptstellung als Konser-
vator der Alten Pinakothek dem Direktor dieser Samm-
lung untergeben ist, dass aber sich alles umkehrt, so
wie die Neue Pinakothek in Betracht kommt. Da ist
der staatliche Direktor nur zu Gast und der ihm unter-
stellte Konservator ist Herr im Hause. Bald ist der
eine, bald ist der andere an der Spitze. Wenn sich die
zwei Herrn gut vertragen, lasse sich ja auskommen;
wenn aber Meinungsverschiedenheiten entstehen, dann
kann dieses sonderbare Verhältnis, diese Kreuzstellung
recht unbequem werden. So hat z. B. der oben er-
wähnte letzte Direktor der Hofssammlung, August Holm-
berg, es nicht erreichen können, dass von Seite des
Staats ihm der Titel Direktor der Neuen Pinakothek
anerkannt wurde, derihm dochvomHof aus zugesprochen
war. Das ergab Schnurrpfeifereien recht kurioser Art,
wie sie anno tobak im kleinstädtischen Philisterleben
an der Tagesordnung waren, wie man sie aber heute
sich kaum mehr denken kann.

Haltbar sind diese Umstände nicht, aber man würde
die Zügel doch noch am Boden schleifen lassen, wenn
nicht die leidige Not, der Platzmangel, gekommen wäre.
Die Neue Pinakothek ist seit Jahren überfüllt und für
die Neu-Erwerbungen des Staates ist kein Raum mehr
vorhanden. Sie werden in einem Depot der Alten Pina-
kothek aufgestapelt, das aber auch schon zu eng wird.
Man wird daran gehen müssen, dem Staat ein eigenes
Gebäude für die Kunstwerke unserer Zeit zu ver-
schaffen. Dazu giebt es verschiedene Wege, über die
iedoch hier nicht zu reden ist.

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