HA.NS THOMA, MAINEBENE
SAMMLUNG BURNITZ BEI F. A. C. PRESTEL, FRANKFURT A. M.
NEUE BÜCHER
Über das Mappenwerk von Schmidt-Reutte im Verlag
von J. Engelhorns Nachf. in Stuttgart
ndlichistdie gesamte Wiedergabe
von den Werken des fast zu jung
verstorbenen Schmidt-Reutte
erschienen und mit gespannte-
ster Neugierde wende ich die
ungefähr vierzig Nummern ent-
haltende Sammlung Blatt für
Blatt um und vertiefe mich in
Arbeiten, die den ehrlichen
starken Kampf eines Mannes
bedeuten, um den Rätseln der
Kunst zu genügen.
| Bei meinem Durchgehen der
Blätter werden in mir Erinne-
rungen wach, von welchen ich glaubte, dass sie für
immer geschwunden wären. Da höre ich die Stimme
irgendeines seiner vielen begeisterten Schüler; er preist
nun die Ringergruppe, welche er grade in jener fernen
Zelt in Arbeit hatte. Diese Gruppe scheint er besonders
in sein Herz geschlossen zu haben. Denn, wenn er auch
alles mit seinem Herzblut verarbeitet hat, so kann man
dennoch in dieser Mappe sehen, wie der junge Künstler
die Ringergruppe in zwiefacher Auffassung konzipiert
hat; vielleicht hat er mit seinem Motiv in der That ge-
rungen, bis er es vollständig bewältigt hatte. In der
ersten Fassung erscheint es uns in breiten Farbenmassen
in allgemeine Wirkung gesetzt. In der zweiten Fassung
ist es dann in den Körperformen durchstudiert und so
exakt durchgeführt, dass doch das Werk nichts von
seinem Leben verliert.
Er war ein ernster Künstler und in dem Nachgehen
der menschlichen Körperform konnte er niemals streng
genug gegen sich sein. Auf sämtlichen Blättern, welche
den Aktmalereien gewidmet sind, zeigt dann auch
Schmidt-Reutte eine Kenntnis der Anatomie, die gerade-
zu Ehrfurcht einflösst. Der einfache Naturmensch zeiot
fc>
sich jedem unbefangenen Betrachter dieses Mappen-
werkes als ein Zergliederer und Kenner des Körpers
35°
SAMMLUNG BURNITZ BEI F. A. C. PRESTEL, FRANKFURT A. M.
NEUE BÜCHER
Über das Mappenwerk von Schmidt-Reutte im Verlag
von J. Engelhorns Nachf. in Stuttgart
ndlichistdie gesamte Wiedergabe
von den Werken des fast zu jung
verstorbenen Schmidt-Reutte
erschienen und mit gespannte-
ster Neugierde wende ich die
ungefähr vierzig Nummern ent-
haltende Sammlung Blatt für
Blatt um und vertiefe mich in
Arbeiten, die den ehrlichen
starken Kampf eines Mannes
bedeuten, um den Rätseln der
Kunst zu genügen.
| Bei meinem Durchgehen der
Blätter werden in mir Erinne-
rungen wach, von welchen ich glaubte, dass sie für
immer geschwunden wären. Da höre ich die Stimme
irgendeines seiner vielen begeisterten Schüler; er preist
nun die Ringergruppe, welche er grade in jener fernen
Zelt in Arbeit hatte. Diese Gruppe scheint er besonders
in sein Herz geschlossen zu haben. Denn, wenn er auch
alles mit seinem Herzblut verarbeitet hat, so kann man
dennoch in dieser Mappe sehen, wie der junge Künstler
die Ringergruppe in zwiefacher Auffassung konzipiert
hat; vielleicht hat er mit seinem Motiv in der That ge-
rungen, bis er es vollständig bewältigt hatte. In der
ersten Fassung erscheint es uns in breiten Farbenmassen
in allgemeine Wirkung gesetzt. In der zweiten Fassung
ist es dann in den Körperformen durchstudiert und so
exakt durchgeführt, dass doch das Werk nichts von
seinem Leben verliert.
Er war ein ernster Künstler und in dem Nachgehen
der menschlichen Körperform konnte er niemals streng
genug gegen sich sein. Auf sämtlichen Blättern, welche
den Aktmalereien gewidmet sind, zeigt dann auch
Schmidt-Reutte eine Kenntnis der Anatomie, die gerade-
zu Ehrfurcht einflösst. Der einfache Naturmensch zeiot
fc>
sich jedem unbefangenen Betrachter dieses Mappen-
werkes als ein Zergliederer und Kenner des Körpers
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