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BALTH. PERMOSEE, DIE VERDAMMNIS. MARMOR
AUSGESTELLT IN DER JAHRHUNDERTAUSSTELLUNG, DARMSTADT
DIE DARMSTÄDTER J AHRHUN DERTAUS STEL LUN G
DEUTSCHER KUNST VON 1650—1800
VON
HERMANN v. WEDDERKOP
Wollte man die Geschichte deutscher Barockkultur
schreiben, so würde man sich, um innerhalb der
künstlerischen Sphäre zu den Quellen zu gelangen, in
erster Linie mit der Musik und der Architektur zu be-
fassen haben. Was uns der eine Kosmos Bach allein an
Material, an Rätseln und Geheimnissen giebt, scheint
unübersehbar. Namen wie Fischer von Erlach oder
Pöppelmann repräsentieren ihre Zeit zwar nicht in so
zusammenfassender Weise, aber die Menge glänzender
Namen wird in der Grösse deutschen Barockstils zu
einer gewaltigen Macht zusammenvereinigt. Es wäre
verkehrt, zu sagen, man könnte darauf verzichten, die
bildende Kunst als Charakteristikum heranzuziehen,
aber sie spielt, rein künstlerisch genommen, nur die
dienende, keine herrschende, selbständige Rolle.
Wie mit dem Begriff „Gotik'1 wird ebenso mit dem
Begriff „Barock" schon lange ein Missbrauch getrieben,
der zu den gröbsten Entstellungen führt. Dieselbe
Zeitspanne wird in ganz verschiedenen Ländern, bei
ganz verschiedenen Rassen unter denselben Begriff
subsumiert, ohne dass man die Verschiedenheit der
beiden die Zeit bestimmenden Kulturen, der italienischen
und niederländischen genug im Auge behielte. Mit
gewaltthätiger Konstruktion wird in den Ländern des Nor-
dens die Parallele zu einer Bewegung, die unzertrennlich
mit der Gegenreformation zusammenhängt, festgestellt.
Man vergisst die Gebundenheit der Stile, ihre Zentren
und bedenkt nicht, dass dem Begriff „Barock", auf den
Norden angewandt, eigentlich seine Elemente genommen
werden. Denn wo, wie etwa bei Frans Hals, barocke
■nrAnldni
* Einzeihe
^oft ji,
litt
Sil);
548
mensprach
BALTH. PERMOSEE, DIE VERDAMMNIS. MARMOR
AUSGESTELLT IN DER JAHRHUNDERTAUSSTELLUNG, DARMSTADT
DIE DARMSTÄDTER J AHRHUN DERTAUS STEL LUN G
DEUTSCHER KUNST VON 1650—1800
VON
HERMANN v. WEDDERKOP
Wollte man die Geschichte deutscher Barockkultur
schreiben, so würde man sich, um innerhalb der
künstlerischen Sphäre zu den Quellen zu gelangen, in
erster Linie mit der Musik und der Architektur zu be-
fassen haben. Was uns der eine Kosmos Bach allein an
Material, an Rätseln und Geheimnissen giebt, scheint
unübersehbar. Namen wie Fischer von Erlach oder
Pöppelmann repräsentieren ihre Zeit zwar nicht in so
zusammenfassender Weise, aber die Menge glänzender
Namen wird in der Grösse deutschen Barockstils zu
einer gewaltigen Macht zusammenvereinigt. Es wäre
verkehrt, zu sagen, man könnte darauf verzichten, die
bildende Kunst als Charakteristikum heranzuziehen,
aber sie spielt, rein künstlerisch genommen, nur die
dienende, keine herrschende, selbständige Rolle.
Wie mit dem Begriff „Gotik'1 wird ebenso mit dem
Begriff „Barock" schon lange ein Missbrauch getrieben,
der zu den gröbsten Entstellungen führt. Dieselbe
Zeitspanne wird in ganz verschiedenen Ländern, bei
ganz verschiedenen Rassen unter denselben Begriff
subsumiert, ohne dass man die Verschiedenheit der
beiden die Zeit bestimmenden Kulturen, der italienischen
und niederländischen genug im Auge behielte. Mit
gewaltthätiger Konstruktion wird in den Ländern des Nor-
dens die Parallele zu einer Bewegung, die unzertrennlich
mit der Gegenreformation zusammenhängt, festgestellt.
Man vergisst die Gebundenheit der Stile, ihre Zentren
und bedenkt nicht, dass dem Begriff „Barock", auf den
Norden angewandt, eigentlich seine Elemente genommen
werden. Denn wo, wie etwa bei Frans Hals, barocke
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* Einzeihe
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