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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

DOI issue:
Heft 4
DOI article:
Bondy, Walter: Salon d'Automne 1926
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0174

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Salons genau so schlecht sind wie unsere Glaspaläste. Die
Talentlosigkeit ist international. Nur das Lokalkolorit ist
hier sympathischer. Man kocht ebenso schlecht wie bei
uns, aber man richtet besser an. Wo sollen aber auch die
vielen Talente herkommen: hier hängen ja mehr Bilder als
es gute Maler jemals gab!

Dem guten alten Guillaumin hat man einen runden,
roten, stockfinsteren Saal gegeben. Eine gefährliche Ehrung.
Die Bilder dieses Mannes, der vielleicht kein großer, aber
wahrlich auch kein schlechter Maler war, wirken hier wie
kraftlose Dreifarbendrucke. Das hat der alte Mann doch
nicht verdient!

Nach einstündiger Wanderung verlassen wir die ungast-
lichen Hallen. Wir sind übelgelaunt und bedrückt. Der Re-

gen hat noch immer nicht aufgehört. Vorsichtig tasten wir
die glitschrige Ereitreppe wieder herunter. Paris liegt in
eisgrauem Abendlicht. Hier und dort blitzen aber jetzt die
ersten Bogenlampen auf. Wir waten die Straße hinunter
bis an die Champs Elysees und warten geduldig, bis der
unendliche schwarze Strom der vom Regen lackierten Autos
sich teilt und uns durchläßt. Drüben, im Cafe des Gaufres,
lassen wir uns ermattet auf das lederne Sofa fallen, und mit
einem Glas Whisky versuchen wir die schlechte Stimmung
herunterzuspülen, die diese Stunde Kunstgenuß uns hinter-
lassen hat.

Tausende von bemalten viereckigen Leinwänden mit ge-
schmacklosen bronzierten Gipsrahmen versinken immer mehr
in blasse Ferne. — Das wirkliche Leben hat uns wieder gepackt.

TH. TH. HEINE, DIE JUNGE MUTTER. AQUARELLIERTE ZEICHNUNG

AUSGESTELLT IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE

IJO
 
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