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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 9
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Scheffler, Karl: Max J. Friedländer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0347

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MAX J. FRIEDLÄNDER

VON

KARL SCHEFFLER

r\er sechzigste Geburtstag des Berliner Museums-
leiters und Kunstgelehrten geht nicht nur
die Kunstfreunde an; er sollte auch der Staats-
regierung Anlaß sein, den verdienten Mann zu
ehren und ihm Dank auszusprechen. Denn Fried-
länder genießt hohes Ansehen nicht nur in Deutsch-
land, sondern auch im Ausland, vor allem in
England und Amerika, es repräsentiert sein Name
für die besten deutschen Gelehrteneigenschaften,
und er hat bewiesen, daß eine Persönlichkeit von
Gewicht, wenn sie unbedingtes Vertrauen zu ge-
winnen weiß, wenn sie einen ganzen Stand, ja den
Charakter der Nation von der besten Seite darstellt,
mehr für die guten Beziehungen vor kurzem noch
verfeindeter Völker tun kann, als Staatsverträge
und politische Aktionen. Friedländer hat diesen
Einfluß gewonnen, ohne ihn ehrgeizig zu suchen,

ohne sich irgendwie einem Geltungsbedürfnis hin-
zugeben. Gewonnen hat er den Einfluß durch die
Sicherheit seiner Kennerschaft, durch den Umfang
und die Exaktheit seines Wissens, durch voll-
kommene Integrität innerhalb einer der Verführung
stark ausgesetzten Tätigkeit und durch eine Ver-
bindung von Theorie und Praxis, wie sie heute
unter den Kunsthistorikern vielleicht einzig ist.

Was Friedländer sagt und schreibt atmet Sicher-
heit, soweit es Sicherheit im Künstlerischen über-
haupt gibt. Er ist nicht eine revolutionäre Natur,
kein Unternehmer im Bereiche des Museums-
wesens, kein Neuerer der Idee; er ist vielmehr
eine streng sachliche Natur, ein Ergründer, der
mit großem Sinn resümiert. Seine Subjektivität
drängt er zurück, er macht sich, entsagend, un-
persönlich, um dem Kern der Dinge nahe zu

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