Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

DOI Heft:
Heft 9
DOI Artikel:
[Auktionsnachrichten]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0376

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KARL HOFER, BILDNIS P.W.

AUSGESTELLT IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE
MIT ERLAUBNIS DER GALERIE A. FLECHTHEIM

und zwar beteiligten sich auch die Architekten unter Führung
Heinrich Tessenows, der ja gebürtiger Rostocker ist und zu
der rührigen „VRK" hält, an dieser Veranstaltung. Tessenows
schon klassische „Treppe" hing so neben meist auf Industrie-
und Zweckbauten bezüglichen Entwürfen der Architekten
Boy, Wagner und Butzek; gute Modelle kommen hinzu.
Vielleicht zeigt aber doch gerade diese Gemeinschaftsaus-
stellung, daß in Zukunft die Baukünstler von sich aus ge-
schlossen ausstellen, getrennt von den übrigen, vor allem
„freien" Gebieten; denn es war mitunter doch schwer, eine
Brücke zur Umgebung der Bilder zu schlagen. Zudem scheint
nach den gezeigten Proben eine reine Architektenausstellung
hier einmal recht lohnenswert zu werden. Dann die Maler;
für eine niederdeutsche Provinzstadt herrscht in dieser Gruppe
bemerkenswerte Beweglichkeit. Man versackt nicht in kon-
ventioneller Malerei, sondern setzt sich in frischer W eise aus-
einander. In der weiten Spanne, die zwischen Künstlern
wie etwa Balzer, Kühn und den Venzmer Dörte Helm liegt,
ist vielerlei einzubegreifen, was in einer Stadt wie Rostock
einfach innerlich verarbeitet werden muß; dazwischen liegen
Temperamente wie Oberländer, Leonhardt, Gimpel oder
Schenk und gar der eigenartige Bartels, der seine Kunst
förmlich aus dem Boden selbst saugt. Schließlich vertritt

mit erfreulicher Konzentration und Sinn für
farbige Komposition Rammelt das Fach der
Bühnenbildnerei. Alles in allem ein künstle-
rischer Fond, aus dem Stadt und Land Meck-
lenburg jederzeit schöpfen können, wenn der
Kunst überhaupt ein Platz eingeräumt wird.
Zu der Ausstellung ist ein beschreibender und
reich illustrierter Katalog (Kunstarchiv, 37) er-
schienen. —h—

MÜNCHEN
Die Graphische Sammlung veranstaltete
zur Feier des 50. Geburtstages von Th. Th.
Heine eine umfangreiche Ausstellung von
Werken des berühmten Zeichners. Was mir
mehr denn je auffiel, war ein gewisser Dualis-
mus von kunstgewerblicher Kalligraphie, in der
Beardsley-Erinnerungen noch bis zum heutigen
Tag wach sind, und intensivem Naturalismus.
So außerordentlich groß die künstlerische Phan-
tasie des Zeichners ist, so habe ich nie den Ein-
druck gewinnen können, daß hier die Zeichen-
kunst und der Zeichenstil in ganz neue Bahnen
gelenkt worden ist, wie überhaupt der Künst-
ler Th. Th. Heine bei weitem eher gewisse
reaktionäre als revolutionäre Anwandlungen
verrät. Er ist in mehr als einer Hinsicht mit
dem Altbayer Ludwig Thoma verwandt, dessen
wahren künstlerischen Charakter man über
seine zeitweilige politisch-kulturelle Tendenz
stark verkannt hat. Heine scheint mir sein Per-
sönlichstes in jenen Federzeichnungen zu ge-
ben, deren Strich ebenso kratzend wirkt, wie
die Tendenz ätzend ist, in jenen Zeichnungen,
wo bedächtigStrich an Strich gefügt ist, unschön,
fast proletarisch, aber von ungemein männ-
licher Kraft. Nirgends stoßen wir auf einen versöhnenden
Humor, und das Ungute, daß aus allen Blättern spricht, er-
innert seltsam an die Art eines anderen großen deutschen
Zeichners, an Wilhelm Busch. A. L. M.

Das graphische Kabinett J. B. Neumann zeigt in seinen
neuen, schönen Räumen der Briennerstraße eine geschmack-
voll und sinnreich geordnete Ausstellung chinesischer Farb-
drucke. Ausgewählte japanische Holzschnitte sind zwischen die
chinesischen Drucke geschaltet, und die wesentliche Ver-
schiedenheit, ja Unvergleichbarkeit beider graphischen Pro-
dukte damit deutlich gemacht. Ein edles chinesisches Gemälde,
vielleicht noch der Sungzeit, ist daneben aufgestellt als eines
jener alten Vorbilder, die in den Chinablättern auf geistvoll-
freie Art graphisch paraphrasiert werden. Druckmäßig und
künstlerisch sind die dargebotenen Blätter, die teils aus
hiesigem privaten, teils aus dem Besitz der Kunsthandlung
stammen, verschiedener, durchweg aber guter Qualität; eine
Reihe davon gehört zum Erlesensten, was an chinesischer
Graphik zu sehen ist. Dahin sind auch die Originale nicht
aller aber der schönsten Blätter der bekannten Mappe der
Marees-Gesellschaft zu zählen, obzwar neuerdings behauptet
wird, daß sämtliche Vorlagen dieser Publikation nur ganz

Aber *
4*rsi
 
Annotationen