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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 9
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[Auktionsnachrichten]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0377

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istvoll'

schwache Wiederholungen ihrer ersten Ausgabe seien. —
Aber angesichts auch dieser Ausstellung und der in ihr und
über sie laut werdenden Äußerungen kann man wieder fest-
stellen, daß kein Urteil über ostasiatische Kunst heute un-
möglich ist. Wir haben jedenfalls noch keine Gelegenheit
erlebt welcher Art auch immer, die die ostasiatische Kunst
zum Gegenstand allgemeiner Diskussion gemacht hat, wo
nicht die Meinungen hinsichts Wert, Datierung, Zugehörigkeit

RICHARD SCHEIBE, KOPF. BRONZE

AUSGESTELLT IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE

völlig unvereinbar aufeinander gestoßen wären, wo nicht ein
berühmter Kenner vom anderen unter mangelhaft vorge-
haltener Hand als von einem Ignoranten gesprochen hätte
und von der Mehrzahl seiner Erwerbungen als von schwachen
Kopien oder gar Fälschungen. Und die große Bestimmtheit
solch wechselseitiger, ehrender Aussprüche läßt das Funda-
ment, auf dem sie ruhen, nicht gerade als besonders fest
gefügt erscheinen. So haben wir uns längst von der Höhe
objektiv-wissenschaftlicherBefunde bescheiden zurückgezogen
auf die unserer subjektiven Augen und damit zuletzt einen

weniger widerspruchsvollen Maßstab gewonnen. Machen wir
doch immer wieder die Erfahrung, daß unser Urteil zumal über
Werke ostasiatischer Flächenkunst erstaunlich übereinstimmt
mit dem anderer Künstler, deren Minus an ausgebreiteten
sinologischen Kenntnissen durch ein Plus an scharfen Augen
ausgeglichen wird. Und es hat sich mehr als einmal erwiesen,
daß das von uns Künstlern als besonders bedeutend erkannte
Stück später auch als das eigentlich originale festgestellt wurde.

Es ist schließlich nicht verwunderlich, daß bei
einer noch so wenig erforschten und erforsch-
baren Kunst wie der Ostasiens der unmittelbare
künstlerische Instinkt, will sagen das unmittelbare
innere Nacherleben des künstlerischen SchafFens-
prozesses, wie es am Ende nur der Künstler kennt,
ein sicherer Wertmesser ist als ein notwendig
lückenhaftes Wissen. Emil Preetorius.

BERLIN

Die Ausstellung italienischer Malerei des sieb-
zehnten und achtzehnten Jahrhunderts, die Wilhelm
von Bode und Hermann Voss im Verein mit dem
Antiquitätenhaus Wertheim veranstaltet haben, be-
stätigt, was hier neulich in der Betrachtung über
die Aufgaben der Berliner Museen gesagt worden
ist: daß im Zentrum des Verkehrs Ausstellungs-
gelegenheiten nötig sind, wo die Museen von Zeit
zu Zeit Sonderausstellungen veranstalten können,
üb das Haus Wertheim der richtige Ort ist — selbst
vorübergehend —, mag allerdings in Zweifel ge-
zogen werden. Merkwürdig an dieser Ausstellung
ist, daß sie von den Leitern des Kaiser Friedrich-
Museums gemacht worden ist, um eine zu wenig
gekannte Epoche italienischer Malerei kennen zu
lehren, daß die Veranstalter sich dann aber auf
Material in Privatbesitz beschränkt und nicht das
Bedürfnis gefühlt haben, das wertvollere Material
des Museums mit auszustellen. Eine seltsame Ein-
stellung: minder Gutes zu zeigen, wenn das Bessere
bequem zur Hand ist. Sonst zeigt die Ausstellung,
daß vieles und vielerlei in Privatbesitz aus dieser
Epoche in Berlin vorhanden ist. —

Von zwei neuen Ausstellungsgelegenheiten in
Berlin ist zu berichten. Die Galerie Flechtheim hat
ihre Räume stark erweitert und sie mit einer schö-
nen Ausstellung, in der Aquarelle und Zeichnungen
von Cezanne dominieren, eröffnet. — Amsler&Rut-
hardt haben ihre ehemals für die Graphik-Verstei-
gerungen benutzten Zimmer in Ausstellungsräume umge-
wandelt, interessante Bilder alter und neuer Meister hinein-
gehängt und einen besonderen Raum guten Bildern Maria
Slavonas zur Verfügung gestellt. Beide Unternehmungen
sind sehr zu begrüßen. Wenngleich man bei Amsler & Rut-
hardt das Bedauern nicht los wird, daß es dort nie wieder
eine jener von alters her berühmten Versteigerungen geben
soll. Wie man hört, ist es die Freundlichkeit der Sitten
Berliner Kunsthändler, die der alten renommierten Firma
die Auktionsarbeit verleidet. K. Sch.

DU' !

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