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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 11
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Behrendt, Walter Curt: Formprobleme der werdenden Weltstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0463

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geistreichen Vorschlägen von Peter Behrens, Poelzig, Rading
undScharoun das schlichte und unauffällige Pro jektTessenows,
das in der einfachen Natürlichkeit seiner Srraßenführung eine
sehr glückliche Lösung dieses heiklen Problems aufzeigt.

Inzwischen hat der neue Stadtbaurat auch die Gestaltung
des Königsplatzes, der mittlerweile zum Platz der Republik
geworden ist, erneut zur Diskussion gestellt und damit das
aktuelle Problem aufgegriffen, der neuen Weltstadt eine
neue architektonisch-repräsentative Form zu gewinnen. An
der schwierigen Aufgabe, diesen Platz in ein neu zu schaffen-
des Regierungsviertel einzubeziehen, ihn damit architek-
tonisch zu fassen und endlich zu einem Platzraum zu ge-
stalten, was er bisher nicht ist, haben sich gleichzeitig drei
Architekten versucht: Behrens und Poelzig umrahmen und
schließen den Platz mit breiten Fronten, während Hugo
lläring in einem sehr anregenden und klug durchdachten
Projekt vorschlägt, ihn mit seitlichen Nebenplätzen zu
verbinden und den Platzraum selbst durch Einbau von
Treppen und Terrassen für die Entfaltung großer Volks-
massen zu gliedern. Vom Reichstag aus entwickelt er eine
große Achse, indem er die gegenüberliegende Platzwand
nach einem monumentalen Straßenzug öffnet, an dem sich

in stattlicher Folge die Gebäude der Reichsministerien
aufreihen. Dahinter erstreckt sich ein schmales rechteckiges
Wasserbecken, das durch Regulierung der Spree gewonnen
wird, und am Ende dieser repräsentativen Prachtstraße er-
hebt sich, als point de vue und in korrespondierender Lage
zum Reichstagsgebäude, das Palais des Reichspräsidenren.
Eine zweite Hauptachse überquert den Platz und führt in
geradem Zuge über die Straße der Republik (jetzige Sieges-
allee) zu dem preußischen Regierungsviertel, das um den
Kemperplatz gruppiert ist: ein großzügiges und von künst-
lerischer Gestaltungskraft beschwingtes Idealprojekt, das den
Sinn solcher Aufgabe erfaßt und ohne Prunk und falsches
Pathos würdig und im Geist unserer Zeit herausarbeitet.

Gelingt es der Reichshauptstadt, die großen städtebau-
lichen Aufgaben, die jetzt ihrer Lösung harren, im Geiste
jener schöpferischen Gestaltungsweise durchzuführen, die
sich in den Plänen dieser Ausstellung manifestiert, so wer-
den künftig ähnliche Katastrophen, wie etwa die trostlosen
Anfänge des Messeviertels mit den planlos orientierten Aus-
stellungshallen, vermieden werden, und Berlin wird sich end-
lich auch in seinem Stadtbild in der noblen und würdevollen
Form repräsentieren, die ihm als werdende Weltstadt gebührt.

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M ARIA SLAVOKA, BLUMEN.STUCK

AUSGESTELLT IN DER GROSSEN BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG

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