Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0490
DOI Heft:
Heft 12
DOI Artikel:Benesch, Otto: Zur österreichischen Malerei der Gegenwart
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So ersteht jenseits des nebligen Tals die Größe
blauer, gegen die wolkenverwischten Konturen auf-
dunkelnder Hochgebirgsrücken. Die eisige Frische
der Landschaft nach dem Schneesturm, wo alles
weiß und wesenlos geworden ist, während an
den blaßgrauen Schemen steiler Felstürme letzte
Schleierfetzen in der nun schon ruhigen Luft
hängen. Die Märchenstimmung eines Waldstücks
in tiefem Neuschnee, wo die vermummten Fich-
ten und Latschen durch eine blasse Sonnen-
ahnung aus ihrem Schlummer nicht geweckt wer-
den können.
Diese traumhafte Einheit der Naturstimmung
findet sich in allen Werken Frankls: in seinen
groß angelegten Stilleben, die Cezannes künstlerisches
Vermächtnis aufgreifen, wie in seinen Menschen-
und Landschaftsbildnissen. Auf einem kleinen Bilde
stehen die belichteten Giebel zweier Siedlungs-
häuser inmitten dämmerig grauer und grüner Töne
mit jener Intensität des Wirklichen, die man fast
nur im Traum gewahrt. Das Wirkliche und das
Ubersinnliche berühren sich auf einer Ebene. Weit
in der Geschichte zurückliegende, längst vom Schau-
platz verschwundene Schichten der Landschaftskunst
wachsen in einer solchen Erscheinung auf seltsame
Weise wieder durch.
an
der;.
ihre'
HERBERT BÖCKL, VENEZIANISCHER EDELMANN
465
blauer, gegen die wolkenverwischten Konturen auf-
dunkelnder Hochgebirgsrücken. Die eisige Frische
der Landschaft nach dem Schneesturm, wo alles
weiß und wesenlos geworden ist, während an
den blaßgrauen Schemen steiler Felstürme letzte
Schleierfetzen in der nun schon ruhigen Luft
hängen. Die Märchenstimmung eines Waldstücks
in tiefem Neuschnee, wo die vermummten Fich-
ten und Latschen durch eine blasse Sonnen-
ahnung aus ihrem Schlummer nicht geweckt wer-
den können.
Diese traumhafte Einheit der Naturstimmung
findet sich in allen Werken Frankls: in seinen
groß angelegten Stilleben, die Cezannes künstlerisches
Vermächtnis aufgreifen, wie in seinen Menschen-
und Landschaftsbildnissen. Auf einem kleinen Bilde
stehen die belichteten Giebel zweier Siedlungs-
häuser inmitten dämmerig grauer und grüner Töne
mit jener Intensität des Wirklichen, die man fast
nur im Traum gewahrt. Das Wirkliche und das
Ubersinnliche berühren sich auf einer Ebene. Weit
in der Geschichte zurückliegende, längst vom Schau-
platz verschwundene Schichten der Landschaftskunst
wachsen in einer solchen Erscheinung auf seltsame
Weise wieder durch.
an
der;.
ihre'
HERBERT BÖCKL, VENEZIANISCHER EDELMANN
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