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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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41

Nekrologe.

42

desselben nüt Vergnügen begrüßt; auf jenen Theil des
lesendenPublikums, der überhaupt gerne nach einem Werke
greift, daß sich mit der Kunst beschäftigt, wird es seine
anregende Wirkung nicht verfehlen. Jn so manchem
Leser wird der Wunsch nach gründlicherer Unterweisung,
nach eigener Betrachtung der ihm vorgelegten Kunst-
werke, rege werden, nnd das ist immerhin anerkennens-
werth. Wir zweifeln darum keineswegs an dem Erfolge
dieser Verösfentlichung: die Holzschnitte sind zumeist sehr
gelungen, der Text könnte ja sehr leicht mehr ausge-
glichen und richtig gestellt werden, der Subskriptions-
preis von nur 10 Fr. war ein äußerst geringer. — Es
sei uns schließlich gestattet, nur einige wenige, wünschens-
werthe Verbesserungen anzusühren. Das Abendmahl des
Lionardo da Vinci befindet sich nicht „nächst Mailand",
sondern in Mailand, und zwar in Santa Maria delle
Grazie. Die h. Petronella, Guercino's Meisterwerk, ist
nicht im Vatikan, sondern in der kapitolinischen Galerie.
Bezüglich der „Raffaelischen" Madonna „llsl ^oWo"
mag sich der Verfasser entweder mit O. Mündler für
Giuliano Bugiardini, oder mit Jwan Lermoliesf für
Franciabigio entscheiden; sie bei dem jetzigen Stand-
punkte der Kunstwissenschaft noch immer Raffael zuzu-
schreiben, ist nicht mehr statthast — eben so wenig als
den Urbinaten noch immer als den Maler der Fabel
der- Psyche in der Farnesina aufzuführen. Auch daß die
im Pitti dem Michel Angelo zugeschriebenen „drei
Parzen" von Rosso Fiorentino ausgeführt wurden, wärc
zu erwähnen gewesen.

Schließlich wären einige ganz unberechtigte Be-
hauptungen zu streichen; ich will ihrer bloß drei er-
wähnen. Es fällt keinem allgemein verständigen (ich
sage absichtlich uicht: keinem kunstverständigen) Deutschen
ein, Rubens und Rembrandt zur deutscheu Schule zu
rechnen. Von jener „Sonderbarkeit, der man nach dem
Verfasser in den Bildern Lukas Kranach's öfters begeg-
net", daß nämlich seine weiblichen Gestalten, wie Monard
von der Venus im Louvre behauptet, die Füße eines
Mannes haben, ist hier zu Lande nichts bekanut. Endlich
wiederholt Herr Monard die Behauptung Viardot's, die
Bilder des Luis de Morales seien „gewöhnlich auf Holz
oder Kupfer." Da dieser Jrrthum auch von deutschen
Schriftstellern wiederholt wurde, sei hier ein für allemal
versichert, daß nicht nur keines der sünf Bilder von Mo-
rales im Museo del Prado auf Kupfer gemalt ist, daß
in sämmtlichen Galerien Europa's ein auf Kupfer ge-
malter Morales nicht vorkömmt, ja noch mehr, daß uns
auch nicht ein einziges spanisches Bild auf
Kupfer vorgekommen ist. E. O.

n e k r o l o g e.

eX Peter Schoepf P. Mehr und mehr lichtet sich der
Kreis der Künstler, rnit ivelchen sich vor nun bald einem
halben Jahrhunderte König Ludnng I. umgeben, und nach

kurzer Frist wird auch der letzte von ihnen dem großmüthigen
Beschützer der Kunst nachgefolgt sein. — Peter Schoepf
mar zu München im Jahre 1804 geboren und der Sohn
eines wohlhabenden Bürgers, der über den Vorurtheilen
feiner Zeit hoch genug stand, um seinem für die Kunst be-
geisterten Sohne zu gestatten, daß er sich ihrem Dienste
weihe. So begann dieser seine Studien an der Kunstaka-
demie seiner Vaterstadt, an der damals freilich wie ander-
wärts auch eine Afterklassicität das Scepter führte. Gleich-
wohl schuf der kaum zwanzigjährige Schoepf bereits mehrere
Werke, die ein echt antiker Geist durchwehte. So: einen Dae-
dalus und Jkarus, Eros und Erato, einen Schäferknaben
mit einem Böcklein und Anderes. Daneben kultivirte er
auch das christliche Gebiet mit Crfolg, wie sein Christus
und eine Anzahl von Aposteln darthun, an denen würdige
Ausfassung mit Adel der Formen sich zu einem bedeutsamen
Ganzen vereinigen. Seine Sehnsucht nach dem gelobten
Lande der Kunst und der Künstler ward inr Jahre 1832 ge-
stillt: er kam nach Rom und fand dort an Thorwaldsen einen
gütigen Meister. Jhm verdankte er, wie er noch in späteren
Jahren dankbar hervorzuheben liebte, seine Vertrautheit mit
der Antike, die ihm die schönsten Erfolge sicherte. Unter
Thorwaldsen's Leitung entstanden damals ein Flöte spielender
Hirtenknabe, ein Oedipus mit der Sphinx, eine sich im
Spiegel beschauende Venus und ein Relief, Sappho den
Eros liebkosend. Die Schwierigkeiten, welche der erste von den
genannten Stosfen der plastischen Darstellung entgegenstellte,
überwand Schoepf glücklich, indem er die Sphinx nur im
Kleinen andeutete, das Hauptgewicht aber auf Oedipus legte,
der mit halber Neigung des schönen Hauptes, den Zeigefinger
der rechten Hand leicht an's Kinn gelegt, mit der linken nach-
lässig Stab und Gewand haltend, in tiefes Sinnen versunken
neben der fragend zu ihm emporschauenden Sphinx steht.
Schoepf hatte eben seine Sappho vollendet, als ihm König
Ludwig den Auftrag gab, die letzte Abtheilung des von
Martin Wagner komponirten und theilweise auch ausgeführten
großen Reliefs für das Jnnere der Walhalla in Marmor
auszuführen, das in geistreicher Weise die älteste Kulturge-
schichte des deutschen Volkes zur Anschauung bringt. So
kam Schoepf mit Wagner in nähere Berührung, was unter
Anderem zur Folge hatte, daß er in den Räumen der dem
Könige Ludivig gehörigen Villa Malta zuerst ein geräumiges
Atelier und später auch eine freundliche Wohnung erhielt.
König Ludivig verkehrte während seines öfteren Aufenthalts
in der ewigen Stadt in gewohnter freundlicher Weise mit
seinen Hansgenossen Wagner und Schoepf und gab dem
Letzteren nicht minder Beweise seiner Werthschätzung als dem
Ersteren. Nach fünfjährigem Aufenthalte in Rom kehrte
Schoepf nach Vkünchen zurück und führte daselbst im Auf-
trage des Königs mehrere Büsten für die Ruhmeshalle und
seinen Vulkan für die Fapade der Glyptothek aus. Später
hatte er andere Büsten, darunter die Jean Paul Friedrich
Richter's für die Walhalla zu meißeln. Jn der Zeit von
1840—1844 entstanden ferner drei Reliefs: Crato und Eros,
ein Schäferknabe mit einem Böcklein spielend und ein Or-
pheus in der Unterwelt, bei denen versnchsweise die Polp-
chromie zur Anwendung kam. Jm Frühling des Jahres
1844 ging Schoepf wieder nach Rom zurück und verließ es
seither, dort mit einer Römerin vermählt, nur vorübergehend.
Thorwaldsen hatte im Auftrage des damaligen Kronprinzen
Maximilian II. von Bayern eine Statue Konradin's des
Hohenstaufen für Sta. Maria del Carmine in Neapel be-
gonnen, den Stein aber einigermaßen „verhauen". Nach
des Meisters Tod erhielt Schoepf den bedenklichen Auftrag,
das Werk zu vollenden und vollzog denselben mit großem
Geschick. Auch seines alten Freundes M. Wagner Denkmal
auf dem Friedhof der Deutfchen nächst St. Peter ist Schoepf's
Werk. Zu den letzten Arbeiten Schoepf's gehört das von
König Lndwig I. für die deutsche Nationalkirche dell' Anima
angekanfte Marmor-Relief: Maria mit dem Kinde, ein Werk
voll von echt deutscher Sinnigkeit, so wie die nach einer
Zeichnung Wagner's in Marmor ausgeführte Kolosfalbüste
August von Platen's, welche des Dichters Grabmal in Sy-
rakus schmückt. Jn den letzten Jahren trug sich Schoepf
wenigstens vorübergehend mit dem Gedanken seiner Ueber-
siedelung nach München, den wohl die der Kunst ungünstigen
politischen und sozialen Verhältnisse Roms in ihm erweckt
haben mochten. Gleichwohl kam er nicht zur Ausführung
 
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