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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0043

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73 Nekrologe. — Kunstunterricht und Kunstpflegc. — Prersvertherlungen rc. — Personalnachrichten. — Sanrnrlungen rc. 74

tente Gemälde zu suchen und hervorzuzaubern, und zu
diesem Ende ließ er die breiten Massen der Landschaft
stehen und opferte das nebensächliche Detail der charak-
teristischen Wesenheit. Man sieht, daß seine Grundsätze
dieselben waren, denen auch die alten Meister wie
Poussin folgten.

William Müller blieb ein armer Teufel und starb,
ehe die Royal Academy Notiz von ihm genommen hatte.
Erst nach seinem Tode kam er zu Ruf und Ansehen,
wovon die enorme Preissteigerung seiner Gemälde Zeugniß
ablegt. Bilder, sür die er nur 5 L erhielt, sind jüngst
mit 200 oder 300 L bezahlt worden. Die „Schach-
spieler", die zu den glänzendsten Leistungen der eng-
lischen Schule zählen, wurden in wenigen Tagen zu-
sammen gemalt und von der Stasfelei weg sür 25 L
verkauft. Neuerdings erzielte das Bild den kolossalen
Preis von 4000 L. Jn England wie in anderen Län-
dern pflegen so hohe Preise erst einzutreten, wenn es
sür den Künstler zu spät ist, davon zu profitiren. Es
ist begreiflich, daß solch' hohe Werthschätzung zu Fäl-
schungen versührt. Ein Plagiat des berühmten „Sklaven-
marktes" fand selbst in die Royal Academy Eingang
und wurde als ein echtes Gemälde ausgestellt. Der
Meister war ein so eigenartiges Talent, daß es für ihn
schwer war, Schüler heranzubilden; er steht allein, ohne
Nachsolger.

Sein Stil hatte sich aus dem Studium der Natur
unter der Führung der alten Meister entwickelt, sein Kolorit
sowohl wie seine Linienführung sind mitunter ganz ve-
netianisch und erinnern an Tizian, mehr noch an Tin-
toretto. Unter den modernen Malern stehen Bonington
Decamps und Fromentin dem Meister am nächsten.

I. Beavington Atkinson.

Nekrologe.

Theodor Bruni, früher Direktor der Akademie der schönen
Künste von St. Petersburg und seit 1866 Direktor der Mo-
saik-Schule daselbst, ist im Alter von 75 Jahren gestorben.
Einige seiner Ledeutendsten Gemälde sind: Der Tod cker
Kleopatra, Kopien nach den Fresken von Raffael, Jesus im
Garten von Gethsemane (jetzt in der Ermitage) und die
Aufrichtung der ehernen Schlange: letzteres ein Bild, welches
viel von sich reden machte. ' (Academy.)

Lunstunterricht und knnstpflege.

Aus dem königl. preuß. Fonds sür Kunstzwecke sind nach
einer Mittheilung des Reichsanzeigers dieses Jahr folgende
Ankäufe für die Nationalgalerie in Berlin gemacht: „Jung-
Deutschland", Gemälde von Karl Hertel in Düsseldorf;
„Der Wittwer", Gemälde von Otto Günther zu Weimar;
„Auf der Viehweide", Gemälde von Wilhelm Kühling
in Berlin; „Hirschjagd aus der Zeit Ludwig's XV.", Ge-
mälde von M. Gierymski; „Die Rose", Gemälde von
Moritz von Schwind; „Kaiser Nikolaus von Rußland",
Oelskizze von Krüger; „Tanzender Satyr" und „Tanzende
Bacchantin", Bronzestatuetten von Karl Echtermeper in
Dresden. — Ferner sind folgende Aufträge ertheilt worden:
an den Historienmaler Emil v. Hünten zu Düffeldorf zur
Ausführung eines größeren Oelgemäldes „Angrfff der fran-
zösischen Kürassier-Division Bonnemains auf Elsaßhausen am
6. August 1870"; an den Bildhauer Professor Reinhold

Begas in Berlin zur Ausführnng seines auf der letzten
akademischen Ausstellung befindlich gewesenen Gypsmodells
„Merkur und Psyche" in Marmor. Angekauft ist ferner die
Marmorgruppe von Professor Schulz in Berlin „Mutter-
liebe". Außerdem sind aus dem Fonds für Kunstzwecke die
Mittel bewilligt worden: zur Ausschmückung des Treppen-
hauses im Berliner Universitäts-Bibliotheksgebäude mit Ge-
mälden durch den Historienmaler Knille. Zuschüffe sind
gewährt: zur Vollendung der sür Düsseldorf bestimmten
Statue Peters von Cornelius von Donndors; zum Ankauf
eines Bildes „Landgraf Philipp der Großmüthige im Ge-
spräche mit den Reformatoren" von dem Hofmaler Noak in
Darmstadt zur Ausschmückung des Rittersaales im Marburger
Schloffe; zur Vollendung des Kupferstichs nach Paolo Vero-
nese's „Hochzeit zu Cana" von Joseph Kohlschein in Düssel-
dorf, sowie zur Aussührung eines Stiches nach Raffael's
„Sixtinischer Madonna" durch Professor Mandel in Ber-
lin. — Von den früher in Bestellung gegebenen Werken
find nunmehr vollendet: die „Bronzegruppe einer verwun-
deten Löwin" von W. Wolff in Berlin und das Gemälde
von Prof. Schrader „Burggraf Friedrich von Hohenzollern
nimmt die Erbhuldigung der Städte Berlin und Köln ent-
gegen", welches der Nationalgalerie einverleibt worden ist,
sowie die Kupferstiche von Barthelmeß nach dem Vautier'-
schen Gemälde „Der Leichenschmaus", von Trossin nach
dem Murillo'schen Gemälde „Die Vision des heiligen Anto-
nius von Padua", und von Eilers nach dem „Zinsgroschen"
von Tizian.

Die an der Münchener Kunstgewerbeschule und Frauen-
kunstschule eröffnete Stelle eines Profeffors für Kunstgeschichte
und Stillehre ist dem Privatdocenten sür Kunstgeschichte am
Polytechnikum in Stuttgart und Assistenten der k. Kunstan-
stalt dortselbst, vr. P. F. Krell verliehen worden. — Die
erstgenannte Schule hat mit Beginn dieses Winterhalbjahrs
ihr neues Lokal, das Gebäude der vormaligen k. Glasmal-
Anstalt an der Louisenstraße wenigstens theilweise bezogen.
Ein Theil der Schule bleibt bis zur Vollendung der nöthigen
Bauarbeiten im alten Lokale zurück.

preisvertheüuny und konkurrenzen.

Preisvertheilung der belgischen Kunftakademie. Jn der
am 29. September' stattgehabten ösfentlichsn Sitzung der
„618.886 Ü68 Loaux-Xrto" der Akademie zu Brüffel hat der
Schriststeller Karl March al für seineBearbeitung desThema's
für die literarische Konkurrenz: „Geschichte der Skulptur in
Belgien im 17. und 18. Jahrhundert" den Preis erhalten.
Ebenso wurde dem Stempelschneider Karl Wiener sür die
beste, seit 1872 in Belgien ausgeführte Medaille, und dem
Bildhauer Julius Dillers für seine „Figürliche Darstellung
der Gartenkunst" der Preis zuerkannt. Bei der großen Kon-
kurrenz für Architektur trugen I. B. de Coster den ersten,
Allard und Van Rysselberg gemeinschaftlich den zweiten
Preis als Sieger davon.

Die Deutsche Goethe-Stistnng in Weimar hat in Aus-
führung eines Beschlusses der General-Versammlung einen
Ehrenpreis von dreitausend Mark für ein Werk derLand-
schaftsmalerei ausgeschrieben und ladet die deutschen
Künstler zur Preisbewerbung ein. Die für die Preisbewerbung
bestimmten Arbeiten sind brs zum 1. Juli 1877 an den Vor-
stand unter der Adresie des „Großherzoglichen Museums zu
Weimar" frachtfrei einzusenden.

Personalnachrichten.

Professor Ernst Hildebrand in Berlin hat einen Ruf
als Lehrer an die Kunstschule in Karlsruhe erhalten und
angenommen.

Sammlnngen und Äusstellungen.

L. Düsseldorf. Jn der Permanenten Kunstausstellung
von Bismeyer und Kraus gab es kürzlich einige höchst be-
deutsame neue Werke. Dahin rechnen wir zunächst ein treff-
liches Genrebild von Vautier, das uns wie eine reizende
Schwarzwälder Dorfgeschichte anmuthete. Jm Garten eines
Wirthshauses ist Musik und Tanz. Zwei hübsche junge
Mädchen kommen des Weges, der daran vorbeiführt. Ein
 
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