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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Zeitschriften, — Jnserate.

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des Rococo zur Darstellung zu bringen. Jm Rococo ist
strenge genommen alles Unnatur. Um aber sie und all' die
tausend gesuchten und gemachten Gegensätze nicht blos er-
träglich zu machen, sondern ihnen selbst für das künstlerisch
gebildete Auge einen Reiz zu verleihen, dem sich zu entziehen
kaum möglich ist, dazu bedarf es einer natürlichen Grazie,
welche mit ihrem lieblichen Hauche die Unnatur verklärt, die
Gegensätze verbindet, der Unwahrheit den Schein der Wahr-
heit verleiht und in uns das überzeugende Gefühl erregt,
daß alle diese Erscheinungen der unmittelbarste Ausdruck der
Anschauungs- und Empfindungsweise jener Zeit sind, daß
sich die Menschen mit ihrem Leben und Streben, Dichten
und Trachten, Lieben und Hassen, mit all' ihren Vorzügen
und Schwächen darin abspiegeln. Diese Grazie aber ist nur
wenigen Auserwählten verliehen gewesen, und unter diesen
war Koerle. — Auch aus dem Gebiete der Plastik ist ein
Objekt zu verzeichnen, das lebhaft genug an Kaulbach's be-
kannte kirchenpolitische Federzeichnungen erinnert. Selbst
seine ergebensten Verehrer mußten zugeben, daß, was der
Meister in Momenten begreislicher Gereiztheit mit flüchtiger
Hand hingeworfen, in die Welt hinauszuschicken, ein großer
Mißgriff war. Ein noch weit größerer aber muß es genannt
werden, wenn ein Künstler einen Gedanken, der im „Kladde-
ratatsch" oder „Ulk" große Heiterkeit erregte, um ein paar
Stunden nachher vergessen zu sein, mit den Mitteln der Pla-
stik, der konkretesten aller Künste, zum Ausdruck bringt, wie
es unser verdienstvoller Pros. Christian Roth in seiner
„Brunnenskizze" gethan. Ein in München viel gelesenes
Blatt beschreibt das Werk mit nachstehenden Worten: „Aus
einem Postament in einer Wandnische sitzt auf morschem
Thron ein alter Faun, den Hirtenstab in der Hand, und hält
sich die Jupitermaske vor das Gesicht und blinzelt darunter
lauernd hervor, um zu beobachten, welchen Eindruck diese
Maskerade auf die Betrachtenden mache. Die Freude des
alten Sünders, die sich in seiner boshaften Fratze ausspricht,
kontrastirt eigenthümlich mit der edlen Zeusmaske. Den
hinfälligen Thron stützt nur noch ein geslügelter Schafskopf.
Die ganze Haltung dieser Hauptfigur ist lebendig und cha-
rakteristisch und giebt zumal Zeugniß von dem reichen ana-
tomischen Wissen, durch welches sich Bildhauer Roth schon
früh hervorgethan hat. Das Postament schließt das Wasser-
becken in sich, welch' letzteres an eine Nische anschneidet.
Diese Nische, die Außenseite eines Gefängnisses darstellend,
ist ebenso originell als komisch. Aus dor Oberlichtung ober-
halb der Thüre drängt sich eine gefangene feiste Mönchsge-
stalt hervor, in deren Zügen Jntoleranz und Fanatismus
ausgesprochen liegt. Hier dient sie — und das ist das Beste
an ihr — als Wasserspeier. Zu beiden Seiten des Wasser-

speiers tragen Schnecken das Gebälk; auf ihnen sitzen Kinder.
Das eine ist ein kleiner Duckmäuser, der Hut, welchen er
auf dem Kopfe hat, erklärt zur Genüge, was er mit der
Lichtscheere will, die er in der Hand hält. Das andere ist
ein eindriirglich bittendes Aiädchen, das denr Beschauer den
Klingelbeutel in nicht mißzuverstehender Weise entgegenhält.
Ueber dem Mönche, dessen wir vorhin erwähnt, breitet eine
Fledermaus die nachtgewohnten Flügel aus. Ueber all' dem
aber schwebt in imposanter Ruhe der deutsche Adler, die
Blitze in seinen Fängen haltend. So schließt der Gedanke
ab, der das Kunstwerk in's Leben gerufen hat." Hienach
mag der Leser sich sein Urtheil bilden, 'ob ich mit Lem Künstler
zu strenge in's Gericht ging.

Zcitjchriften.

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Lorliu, Lrononstrasse 19a.

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I.6ip2i§, Ootobor 1875.

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