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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0096

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Saminlungen und Ausstellungen, - Verrnischte Nachrichten,

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eine Salonlampe zum Stehen (für Petroleum) bestimmt,
deren Höhe einschließlich des Schirmes und des Cylinders
60—70 Centimeter betragen soll. Die Lampe ist im Wesent-
lichen aus Metall Herzustellen und der Gefäßbehälter oder
Gefäßträger mit Fuß ist in Bezug auf die Form hauptsächlich
zu berücksichtigen. Außer Metall können zur Ausschmückung
auch andere Stosfe Anwendung sinden, wie Marmor, Por-
zellan, Elfenbein u, dgl. Nicht allein die Schönheit und
Zweckmäßigkeit der Form, auch die vortheilhafte Brenner-
anordnung und die gute technische Ausführung kommen bei
der Beurtheilung in Betracht. Ausgesetzt sind zwei Preise
nämlich: 300 Mark für die von den Preisrichtern als beste
bezeichnete ausgeführte Lampe, 200 Mark für das beste Mo-
dell einer Lampe in der Ausführungsgröße. Dabei ist zu
beachten, daß auch am Modell Brenner, Schirm und Cylinder
angebracht sein müssen. Die Arbeiten sind bis zum 28. Juli
1876 an das Bayrische Gewerbemuseum in Nürnberg abzu-
liesern und werden vom 1. August bis zum 1. September
1876 in der „Permanenten Ausstellung" ausgestellt. Die
Preisvertheilung erfolgt am 25. August 1876 zum Geburts-
und Namenstage desKönigs von Bayern. Die Arbeiten bleiben
Eigenthum der Verfertiger; doch sind vie Verkausspreise der-
selben anzugeben, und dem Bayrischen Gewerbemuseum bleibt
das Recht vorbehalten, eine oder einige derselben zu kaufen.
Berechtigt zur Preisbewerbung sind nur solche Arbeiten,
welche von Angehörigen des Aönigreichs Bayern in ihren
wesentlichen Theilen angefertigt oder produzirt sind. Jeder
Bewerber hat ein Motto zuH Bezeichnung seiner Arbeit zu
wählen; der Name ist in einem versiegelten Umschlag, welcher
das Motto als Aufschrift trägt, beizulegen. Diese Umschläge
werden erst nach der Preiszuerkennung geösfnet. Vom 2.Sep-
tember 1876 ab werden die Arbeiten an die Einsender frei
zurückgesendet.

Sammlungen und Äusstellungen.

Ps Oesterreichischer Kunstverein. Die Palme in der dies-
monatlichen Ausstellung gebührt O. Achenbach. Wieder ist
es „ein Blick auf Neapel und den Vesuv", welchen der ge-
niale Meister mit unbeschreiblichen Reizen an die Leinwand
geschrieben, — geschrieben im wahrsten Sinne des Wortes;
denn die leichte Technik, mit welcher Achenbach bei aller
Durchbildung seine Bilder hervorzaubert, läßt den Beschauer
die Arbeit ganz und gar vergessen; die Formen, die Töne
der Farbe wachsen so organisch gleichsam aus sich selbst heraus,
daß man unmittelbar in das Dargestellte versetzt und nir-
gends von dem Darstellenden gestört wird. Die Ansicht der
ünvergleichlichen Bucht ist vom Posilipp aus aufgenommen
und zwar in der Herbststimmung nach dem großen Aus-
bruche des Vesuv 1872. Noch ist in der Dämmerung an
den Abhängen glühende Lava sichtbar. Ein rosiges, aber
sehr gedämpftes Licht streist über den Vordergrund, welchen
die Küstenstraße mit reicher Staffage einnimmt; üppiges
Grün wuchert den schrosfen Fels hinan, Pinien und Cypressen
umsäumen die malerisch gelegenen Villen, einsame Schifflein
ziehen auf dem mattgrauen Spiegel der See hin — beschützt
von Santa Lucia. — Mit minder schlichten Mitteln sind die
zwei als Pendants nebenan hängenden Bilder von W. Kray
gemalt, Das eine ist ein „Liebestraum", wie Nymphen
einem schlafenden Fischer seine Braut zuführen, das andere
„Badende Römerinnen im tyrrhenischen Meere"; pikant im
Vorwurf, pikant in Zeichnung und Farbe, sind die Bilder
wohl von effektvoller Wirkung, wenngleich hie und da über
das Natürliche hinaus gegriffen ist. Ein großes Familien-
bild von I. M. Aigner besitzt, was die Porträts selbst an-
langt, viele Vorzüge; die Zeichnung ist elegant, die Farbe
lebendig und die Gestalten sind gut individualisirt; minder
glücklich war jedoch der Künstler in der Gruppirung — wenn
diese auf seine Rechnung zu schreiben ist; man wittert hinter
jeder Figur den Kopfhalter des Photographen, es fehlt das
Ensemble. Die Gesellschaft langweilt sich und den Beschauer.
M. Leopolski's „Letzte Stunden des polnischen Dichters
Sebastian Kloniwicz" ist in der Art Munkacsy's gemalt.
Etwas Düsteres, Abstoßendes liegt in dem Bilde. Die nach-
lässige Zeichnung wird durch die breite und esfektvolle Be-
handlung der Licht- und Schattenmassen aufgewogen. Eine
sebensgroße „Ariadne" von E. Teschendorff besitzt manche

Reize, ist in schönen Linien gezeichnet und von wohlthuender
Stimmung in der Farbe, vermag aber trotzdem den Beschauer
nicht recht zu erwärmen. Das Letzte gilt auch von G. Pap-
peritz' Bild: „Die Schweden kommen". Da stürmen die
rauhen Krieger'in das Prunkgemach einer vornehmen Fa-
milie, die gerade beim Mahle fftzt: aber so kühl und phleg-
matisch, daß man eher der Meinung ist, die Herren kommen
von einem Kostüme-Abend. Wie interessiren dagegen die
wenigen Figuren in L. Busi's „Eoimsquoimo cff un ma-
tiimonio col solo rito roli^io^o"! Das Bild wurde in Mai-
land mit dem großen Preise gekrönt, wie der Katalog über-
slüssiger Weise meldet: eine Arbeit, wie diese, braucht keiner
weiteren Anrühmung. Ein unglückliches Ehepaar kommt zu
einem Notar in Scheidungsangelegenheiten. Er, ein etwas
mürrischer Kopf, konsultirt den in aller Gemächlichkeit im
Schlafrocke dasitzenden Mann des Rechtes, während die junge
Frau weinend mit ihrer Mutter auf dem Wartedivan Platz ge-
nommen hat. Der Advokat zuckt freundlich lächelnd als höf-
licher Geschäftsmann mit der Schulter: das Gesetz giebt eine
verneinende Antwort. Dieß der Vorwurf. Mit überraschender
Feinheit hat der Künstler die Seelenstimmung in den ver-
schiedenen Köpfen zum Ausdrucke gebracht; da ist kein ge-
suchter Effekt, kein auffallender Kontrast, und doch interessirt
das Bild in hohem Grade. Mit gutem Rechte kann diese
Leistung dem Besten der deutschen Seelenmalerei an die
Seite gestellt werden. Ein reizendes 'Kabinetbildchen von
I. Gaisser „Impu.8 iu kg-dula" und zwei Genrebilder von
Eug. Blaas dürfen nicht unerwähnt bleiben. Von Jakob
Alt (dem Vater von Rudolph und Franz Alt) sind 30 reiz-
volle Aquarelle ausgestellt (Ansichten vom Rhein, aus
Jtalien rc.) als ein Theil des ganzen aus circa 300 Num-
mern bestehenden Nachlasses des Künstlers, welcher im Monat
Januar zur Ausstellung und Versteigerung gelangen wird.
Das Auge schwelgt in den herrlichen Motiven und bewun-
dert die glänzende Technik des Meisters, der im Aquarell
eine Kraft und Transparenz entwickelte, die von Anderen
kaum inOelerreicht wird. Wir kommen auf die ganzeKollektion
noch bei Gelegenheit ihrer Ausstellung zu sprechen und haben
diesmal nur noch der Aquarellskizzen von Herbert König
zu gedenken, die in wahrer Sturmsluth die Wände über-
schwemmten. Die Sachen machen wohl keinen Anspruch darauf,
Kunstwerke zu sein; sie sind meist für Journale gezeichnet,
also Jllustrationen, flott gedacht und mit einem großen
Schwung hingeschrieben — theils heiter, theils sentimental,
dann wieder ein bischen frivol, wie es eben die Welt gerne
hat; die Bildchen unterhalten, — was sollen sie mehr?

Vermischte Nachrichten.

8. Archäologische Gesellschaft in Berlin. Herr Curtius
erösfnete die Sitzung vom 2. Nov. 1875 mit Vorlegung der
eingegangenen literarischen Erscheinungen: ?srrot, Nomoirc^
ct'arolmolo^io. Paris 1875; K. Woermann, Die Landschaft
in der Kunst der alten Völker. München 75; Boetticher, der
Zophorus am Parthenon. Berlin 75; Hirschfeld, Kelänä-
Apamea. Berlin 75; Riese, Die Jdealisirung der Naturvölker
des Nordens in der griech. und röm. Literatur. Heidelberg 75;
Burckhardt, Nekrolog auf W. Vischer; Gebhardt, Braun-
schweiger Antiken; Papadopulos, Ueber Smyrnäische Gewichte
und über die auch von Dimitriades herausgegebene Jnschrift
von Erythrä; Uoulen, 068 lo^ut^ proprotour^ et 1o8 pro-
onrg.tsur8. Brüssel 75; Jahresbericht über griechische Epi-
graphik; Preuner, Palatium, Greifswald 75; A. Conze, Rö-
mische Bildwerke in Oesterreich. Wien 75. Auf das größere
Werk von Conze, Hauser und Niemann — Archäologische
Untersuchungen über Samothrake — Wien 75, wurde spe-
zieller hingewiesen und damit die Mittheilung aus dem so-
eben eingelaufenen Berichte verbunden, daß die zweite im
September d. I. ausgesührte Erforschung der samothrakischen
Heiligthümer die frühere zu einem erwünschten Abschlusse
gebracht hat. Durch Herrn Schubring wurde Heft 8 des
Uullotino clollu oommi88. äi autioliitg, äi 8iei1iu vorgelegt
und die darin veröffentlichten Ausgrabungsresultate des alten
Solunt näher erläutert. Herr Treu besprach zwei antike
Kunstwerke des BerlinerAntiquariums: einen bronzenen relief-
geschmücktenKlappspiegel aus Athen und einen bemaltenThon-
teller aus Ctrurien. Jn dem ersten wies er eine mittels
 
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