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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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Nekrologe. — Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten'.

194

Nekrologe.

Adolf Schrödtcr P. Am 9. Dezember Abends starb
nach langen und schweren Leiden derMaler Adols Schrodter,
Professor am Polytechnikum zu Karlsruhe, im Alter von
70 Jahren. Der Tod des bekannten, einst dem Düsseldorser
Kreise angehörigen Meisters wird in weitesten Kreisen Theil-
nahme erwecken.

41. v. 41. Zohann Geycr, Genremaler, starb am 26. No-
vember in Augsburg in Folge einer Gehirnerschütterung,
welche durch einen Fall im vorigen Winter schon veranlaßt
wurde. Jm Februar 1807 in Augsburg geboren, erlernte
er zuerst das Wagnerhandwerk, wendete sich aber bald aus
innigenr Drange zur Kunst, und legte den ersten Grund zu j
seinen Studien in der Augsburger Kunstschule aus denr
Metzgerhause, dem Fragment der alten Augsburger Maler-
akademie, deren Vorstand er nach Prosessor M. Veit später
wr^rde, und besuchte noch dieMünchenerAkademie. 1833 wurde
er zunr Professor an der Knnstabtheilung der gerade danrals
errichteten polytechnischen Schule zu Augsburg ernannt, wo
er sich große Verdienste als tüchtiger Lehrer erwarb; denn
er hatte die Freude, aus dem Kreise seiner Schüler bedeutende
Kräfte sich entwickeln zu sehen, wie z. B. Lenbach, Mozet,
Gaißer rc., welche unter seiner Leitung ihre Laufbahn be-
traten. Erst 1864, nach Vereinigung der Augsburger Hoch-
schule mit dem Münchener Polytechnitum, trat Geyer in Pen-
sion, blieb jedoch bis zu seiner letzten Erkrankung unaus-
gesetzt als Künstler thätig. Seine Blüthezeit sällt in die drei-
ßiger und vierziger Jahre, wo er sich bald in weiteren Kreisen
einen guten Rus erwarb, und viele seiner Genrebilder in
öffentlichen Künstsammlungen Aufnahme fanden. Die Mo-
tive schöpste er meistens ffus der Zeit Ludwig XIV., und
verstand, mit feiner Charakterisirung seiner Gestalten, die
Satire in seinen Bildern launig durchbützen zu lassen. Jn
Behandlung der Stoffe, namentlich des Atlasses, war er
Meister. Es fehlte in seinen Gemälden sast nie, — wie bei
Ph. Wouvermann der Schiminel — das weiße Atlas-
kleid. Jn spätern Jahren wurden seine Kompositionen oft
monoton, die Farbe trocken. Wäre Geyer nicht so zurück-
gezogen in Augsburg geblieben, sondern in größere anre-
gende Künstlerkreise gekommen, hätte sich seine künstlerische
Begabung jedensalls frischer erhalten und reicher entsaltet.
Sein bestes Werk ist wohl das ,,(1on8iIium inockioum" in
der Münchener neuen Pinakothek. „Der Geist der Medicin
ist leicht zu fassen", und doch streiten hier die Herren Doktoren
mit dem sich den Schweiß abtrocknenden Ordinarius, wäh-
rend sie den jammernden Kranken gehen lassen, wie's Gott
gefällt! Hier hat Geyer seinen köstlichsten Humor zum Aus- ,
druck gebracht. Ebenda besindet sich auch „Das Ende eines
Maskenballes", in welchem das Porträt eines beliebten Augs-
burger Schriftstellers, gemäß dessen in der Weinlaune ge-
gebener Erlaubniß, verewigt ist. „Der Taufschmauß", „Die
Konzertprobe", „Die Menagerie", im Leipziger Museum,
„Der Nachtwächter am Thorbogen von raufenden Katzen er-
schreckt", „Streitende Ministranten auf dem Thurme bei der
Glocke Concordia", gehören zu seinen besten Leistungen. Zu
nennen sind noch: „Die Kapuziner-Predigt in Wallenstein's
Lager", im Besitze des Fabrikanten Sander in Augsburg,
„Der Augsburger Rath empfängt Ludwig den Bayern", im
Rathhause ebenda, „Fornarina im Atelier Raffael's", im
Besitze des Frhrn. v. Beck ebenda, und „Der Empfang eines
Fürsten in einem kleinen Städtchen", in der öffentlichen
Kunstsammlung zu Hannover. Geyer äußerte sich schon vor
ein paar Jahren zu einem Freunde, daß er 180 Bilder ge-
malt hätte. Viele seiner Werke sind, namentlich als Kunst-
vereinsblätter, in Abbildungen vervielsältigt worden, wie
z. B. das Eoiwilium uioäiouni, der Taufschmauß und die
Menagerie. Von ihm selbst entstand eine Steinzeichnung
für Lithographie nach dem bekannten Bilde: „Der englische
Gruß", im Besitze der Familie Werner in Augsburg, welches
früher als Original so hoch galt, daß der vorige König von
Preußen durch Waagen 33,000 Thlr. dafür geboten haben
soll. Später stellte es sich als Kopie, wahrscheinlich von der
Hand des Guercino, nach dem sür wunderthätig gehaltenen
Bilde in der Kirche Annunciata in Florenz heraus, das nur
an Frauentagen gezeigt, dem Volke als Acheiropita, wirklich
aber als ein Werk des Pietro Cavallini gilt. Geyer's Leben
war, außer der Berufsarbeit, ganz seinem liebenswürdigen

Familienkreise, der nur durch den frühen Tod von drei ge-
liebten Kindern getrübt wurde, gewidmet. Die Achtung, die
er sich als Ehrenmann in des Wortes vollster Bedeutung
bei allen seinen Mitbürgern errang, sichert ihm auch in dieser
Beziehung ein schönes Andenken.

Pcrsonalnachiichten.

Auszeichnungcn. Oberbaurath v. Hansen in Wien
erhielt den baye'rischen Maximilians-Orden für Kunst und
Wissenschaft. Von Düsseldorfer Künstlern wurden die Land-
schaftsmaler Munthe und von Bochmann und Kupser-
stecher Barthelmeß in Anerkennung ihrer in Brüssel aus-
I gestellten Werke zu Rittern des belgischen Leopold-Ordens
ernannt.

Lanimllmgtil mld Ällösttlllmgeil.

L. Die städtische Gemälde-Galerie in Düsseldorf ist um
zwei werthvolle neue Bilder bereichert worden. Jn der letzten
Generalversammlung des Galerie-Vereins wurden einige
Werke vorgeschlagen, von denen zwei zum Ankauf gelangten.
Das eine ist eine Darstellung der Judith von Professor Kle-
mens Bewer, das andere ein Genrebild von Professor Karl
Hübner. Das letztgenannte Gemälde hat bei seiner Aus-
stellung inDüffeldorfallgemeine Anerkennung gefundenundge-
hörtjedenfalls zuHübners besten Werken. Cs betitelt.sich „Trost
im Gebet" und stellt eine Frau dar, die thränenden Blickes
in der Kirche sitzt und mit gefalteten Händen um Linderung
ihres Kummers sleht. Bewer's „Judith" ist ebenfalls ein
schätzenswerthes Bild, das in der bekannten Weise des Mei-
sters gemalt ist.

Londoner Nationalgalerie. Durch Freigebigkeit des ver-
storbenen Mr. Wynn Ellis ist das englische Volk in den
Besitz einer recht werthvollen kleinen Gemäldesammlung ge-
kommen, welche der Nationalgalerie einverleibt werden soll.
Die hinterlassenen Gemälde sind meist von holländischen
Meistern, doch zählt die Sammlung auch einige gute Stücke
von Reynolds und Turner, einige von Waagen besonders
belobte Claude Lorrain, eben so einige Poussin, Salvator
Rosa, Stücke von beiden Caracci und ein einziges Bild (Die
Ehebrecherin im Tempel) von Paolo Veronese.

(Köln. Zeitg.)

Vtrmischte Uachrichttil.

Der ofnziellc Geschmack des dcutschen Nciches, der schon
srüher einmal bei Einführung der neuen Postbriefkasten,
deren blaue Scheusäligkeit allem Stilgefühl Hohn spricht, zu
bissigen Bemerkungen Anlaß gab, stand neuerdings wieder
einmal vor dem Forum Les Reichstags, um nach Verdienst
abgekanzelt zu werden. Abgeordneter Bamberger äußerte
sich bei Gelegenheit der Debatte über die Geltung der Ein-
thalerstücke als Scheidemünze bezüglich der Herstellung der
neuen Münzen und Werthzeichen des Reiches wie folgt: „Jch
möchte ferner noch auf einen Mangel hinweisen, daß wir
nämlich sür die Noten der Reichsbank und für die Reichs-
kassenscheine keine eigene Druckerei des Reichs besitzen. (Sehr
richtig! rechts.) Wir sind auf die Staatsdruckerei Preußens
angewiesen, die eine Menge anderer Dinge zu thun hat, und
es sind bereits Unzuträglichkeiten daraus entstanden. Jch
möchte daher die Herren vom Bundesrath auffordern, uns
Vorschläge zur Erwerbung einer eigenen Reichsanstalt zu
machen. Dieselbe wird dann auch wohl nach der ästhetischen
Seite hin, die sonst von meinem verehrten Kollegen Reichens-
perger besser vertreten wird, als von mir, auch etwas thun
können. Jch kann Jhnen gestehen, daß auch die neuesten
Produkte dieser Art mich durchaus nicht entzückt haben, und
hier haben wir doch die Ausrede des mangelnden Muster-
schutzes nicht. (Heiterkeit.) Wer sie nachahmt, wird mit süns
Jahren Zuchthaus bestraft. (Sehr richtig!) Eben dasselbe
könnte ich beinahe von unseren Geldstücken sagen. Jch finde,
daß alle unsere alten Geldstücke schöner waren als die neuen
Münzen. Wir haben z. B. die Nickelmünzen aus einem Me-
tall rc., das wegen setner Farbe und Ansühlung bemängelt
wird. Um so mehr hätten wir daran denken müssen, etwas
Schönes, dem Auge Wohlgefälliges zu machen. Bei anderen
Nationen macht man diese Dinge künstlerisch, bei uns werden
 
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