Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0105

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
197

Neuigkeiten des Buch- und Kunsthandels.

198

umgeben. Vou den Giebelhäusern im Hintergruude wehen
flatternde Fahnen. Portal und Thurm des Rathhauses
schließeu das Ganze malerisch ab, welches als die Verkün-
digung einer Ehrenbürgerwahl zu betrachten ist. Unter diesem
seierlichen Akt ist der Kampf des Bürgermeisters Gryn mit
dem Löwen zur Anschauung gebracht, als sinnreiche Anspie-
lnng auf den politischen Löwenkampf des Reichskanzlers.
Zu dieser tresflichen Gruppe hat Scheuren eine Komposition
Alfred Rethels benutzt und dies durch dessen Monogramm
X8 angedeutet Ueber diesen Bildern thront die Colonia
mit Ruder und Merkurstab und dem Wappen von Köln in
den Händen. Dabei stehen die Worte „Ooollon ezm icroon
üoven aiion Lteeäon seiioin." Zu ihrer Seite sehen wir
den kölnischen Bauer mit der Magd und den Unterschriften:
„Hüt' dich Dochter vom röm'schen Rich: Geistlich und Weltlich
bolen um Dich!" und „Halt sest Du keisserlicher Bauer bleb'
beym Rich, es fall' süß oder sauer!" — Jm Hintergrund ist
der alte Reichsadler angebracht, so wie die Medaillonporträts
der Kaiser Friedrich II. und Maximilian I., welche sich um
Köln besonders verdient gemacht haben. An den beiden Ecken
stehen die Standbilder des Agrippa und Marsilius, des
Gründers und des Vertheidigers der Stadt, die an der Süd-
seite des Rathhauses zu sinden sind. Als Uebergang zu
unserer Zeit unter Hinweisung aus die Thaten Bismarck's
befindet sich an der einen Seite eine Fama, welche seinen
Ruhm der Welt verkündet, und an der andern Seite ein
Herkules, der dem Atlas die Weltkugel trägt. Darunter er-
scheinen Krieg und Frieden in symbolischen Figuren mit den
Schiller'schen Versen „Schön ist der Friede!" und „Aber der
Krieg hat auch seine Ehre!" Jm untern Theil des Bildes
ist der Kampf Siegfried's mit dem Drachen dargestellt. Da-
neben ruht in Rebengewinden der Vater Rhein, der auf sein
Schwert gestützt, dem Zwerge gebietet, in's Horn zu stoßen,
um das neue deutsche Reich zu verkündigen, denn über dem
alten Königsstuhl zu Rhense slattern Barbarossas Raben
heran, und Preußens königlicher Aar sührt die tapfere „Wacht
am Rhein" zu Kamps und Sieg. Rheinnixen aber heben
iin mittlern Felde den versunkenen Nibelungenhort aus der
Tiefe des Stromes wieder an's Tageslicht und tragen hul-
digend die Reichsinsignien zu des Fürsten Wappen, welches
den Schluß der mittlern Süule bildet. Dasselbe ist mit dem
neuen Reichsadler und dem Worte „Gloria" geschmückt.
Hiermit strhält die schöne Komposition einen sinnreichen Ab-
schluß und darf besonders diese letzte Gruppe der Wasser-
jungfrauen, die in anmuthigem Reigen aus dem Rheine
tauchen, ui^) die schimmernde Kaiserkrone hoch empor halten,
auf die höchste Anerkennung Anspruch erheben. Das Di-
plom zeichnet sich überhaupt durch den rhythmischen Schwung
der Linien und die harmonische Gesammtwirkung in hohem
Grade aus und gewiunt noch dadurch sür seine Bestimmung
an Jnteresse, daß in dem reichen Arabeskenschmuck die meisten
Motive den Ornamenten des Kölner Rathhauses entlehnt
sind. Das treffliche Blatt ruht in einer Mappe von dunkel-
rothem Leder, welche ebensalls mit kunstvollen Arabesken
verziert ist und in der Mitte die vergoldeten Buchstaben
O. v. B. mit der Fürstenkrone darüber zeigt. Der schöne
Einband ist nach Scheuren's Angabe von Herrn Guntermann
in Düsseldorf sehr geschmackvoll ausgeführt worden.

8. Proftffor Nudolf Stang ist von-seiner längern Reise
nach Mailand und Rom nach Düsseldorf zurückgekehrt und
hat die beiden Zeichnungen dort ausgestellt, welche er in
Jtalien angefertigt, um Kupferstiche dauach auszuführen.
Mit dem kleinen Blatte, der Fornarina nach Raffael wird
er zunächst beginnen, um dann später das Abendmahl nach
Lionardo da Vinci in größern Verhältnissen zu stechen.

^ r. Aus Tirol. Mexan besitzt ein altes merkwürdiges
Gebäude: die Hofburg der Margarethe Maultasch. Die Hallen
und Stuben mit ihren alten Fresken, den geschnitzten Wappen-
schildern, den gothischen Thüren, den seltenen Fließen und
den prachtvollen Oesen: alles aus der Zeit des sünszehnten
Jahrhunderts stammend, werden von jedem Kunstfreunde
besucht. Nun hat neuerdings 1)r. Schönherr, gestützt auf
alte Urkunden, hinter dem Altare ein höchst interessantes
Fresko entdeckt. Wer sollte es nun glauben, daß der Bürger-
ausschuß von Meran den zwar von außen unscheinbaren aber
im innern kunstgeschichtlich bedeutenden Bau abbrechen lassen
will, um eine neue Schule aufzuführen, für welche auch an

anderer Stelle ein geeigneter Platz zu finden wäre? Diese
Barbarei erregt allgemeine Entrüstung, die auch in einer
Adresse der Kurgäste an den Bürgermeister Ausdruck sand
so daß wir wohl hoffen dürfen, den Bau dem Lande und'
der Stadt erhalten zu sehen. Da es sich um eine ehemaliqe
sürstliche Burg handelt, wird sich wohl die Regierung in das
Mittel legen und auch auf die Restauration' des verwahr-
losten Gebäudes hinwirken.

8. 8. Der „Bazar", welcher bis vor Kurzem sast aus-
nahmslos stillose und schlechte Muster als Vorbilder für
weibliche Handarbeiten brachte und dadurch bei seiner großen
Verbreitung und seinem nicht zu unterschätzenden Einflusse
auf unsere Damenwelt den Bestrebungen der deutschen Ge-
werbe-Museen entgegen arbeitete, dem Eindringen des guten
Geschmacks in Haus und Familie hinderlich war, hat seit
einiger Zeit eine sehr bemerkenswerthe Schwenkung zum
Bessern gemacht, hat ab und zu schon mancherlei stilvolle
und wirklich schöne Muster, besonders für Spitzen, gebracht,
welche auch schon vielfach, obgleich wohl den Meisten das
wahre Verständniß dafür mangelte, in die moderne Haus-
Jndustrie übergegangen sind. — Jn der allerneuesten Zeit
geht der „Bazar" nun noch weiter. Er verspricht in seiner
Nummer vom 22. November d. I. eine völlige Reform auf
dem Gebiete der weiblichen Handarbeiten anzubahnen, will
dieselben „veredeln und zu hervorragender Schönheit gestalten."
Er kündigt an, daß Frau Emilie Bach in Wien, durch ihre
vollendeten, stilvollen Stickereien rühmlichst bekannt, ihm
eine Reihe von illustrirten Aussätzen zugesagt hat, durch
welche sie die mustergiltigen weiblichen Kunstarbeiten früherer
Epochen, besonders auch jene der orientalischen Völker, nach
Form und Technik beschreiben und unsern Frauen zugänglich
machen wird. — Das ist ohne Zweifel ein sehr wichtiger,
folgenreicher und hochersreulicher Schritt, zu welchem wir
der Direktion des Bazar nur Glück wünschen können. Und
in der That bringt die erwähnte Nummer schon einen ersten
Artikel der Frau Emilie Bach, in welchem sie ihren Stand-
punkt und ihre Absicht mit klaren,Jedem verständlichenWorten
darlegt und u. A. darauf hinweist, daß die gesammte Nadel-
arbeit unserer Damen seit dem Eintritte der Maschinen ihren
praktischen Werth völlig verloren habe, so lange in diesen
Arbeiten nicht die Jntelligenz walte, individueller Ge-
schmack, Farben- und Formensinn zur Geltung kommen und
daß sie erst durch das Hinzutreten der Kunst wieder üsthe-
tischen und materiellen Werth erhalten werden. — Möchte
es der Direktion des Bazar doch auch endlich gelingen, bessere
Modebilder statt der bisher gebrachten, welche ungeschickt und
ohne jedes künstlerische Verständniß gezeichnet slnd, zu er-
langen. Wie unendlich viel besser und schöner sind nicht
z. B. die Modebilder der Pariser „Uevuo cke 1a Nocko"!

Nenigkeittii drs Luch- nud Lunsthandels.

Kilckerivei-Iie.

RnU'nöl 8nn11'8 Oöolcön-dsmälcko ckor 8tan2a äsll'
Lliockoro irn Vatioan. Haoli cksn ^eiolmun^on H.
Oonsoni's Asstoellen v. 8. Orunsr unä Bll. 8an-
^er. IlrsMLc. v. 8. Orunor. §r. gu. 8oI. 8oip2i§,
Irnolä. 6od. 40 N.

>Vo6i'inruin,L.,äi6 antilcsn Ock^ssse-I-ancksoli altsn
vom ssc^uilinisolrsn IcküAsl in 8om. 6 Iardi§s
ck'alsln, 1 8olnvar/s ck'alsl unck ck'sxt. §r. gu. 8oI.
Nünollsn, Xolcermaun. 80 U.

Xun8tg686kioliilioli6 Vlsxlie.

tckonooni't, Ilckin. et cknles üe, 1'art cku XVIII. Lisols.
Xotulos, ackäitiorw, srrata prsesckö^ cku titrs ot cks la
pislaoo cku livrs. Nit 4 VmckirunASN. 4° (IV.— 67 8.)
Varis, Osntu. , , . 16 N.

Hei'innnn, Ooni'iick, ckis Vs^tlrstilc in illrsr Oo-
solliolrts unä als vvi88sn8ollalt1iol»68 8^8tsm.
§r. 8". (VII. — 262 8.) IwixrÜA, 8r. 8Isi8ollsr. 4 N.

Klnixiniinn, Vck., äis Vma^onsn in äsr atti^ollon
8itsratur unä Lun8t. 8ins arollasolo^wolm VI>-
llancklunb. Zr. 8°. (VII.— 98 8.) 8tutt§art, 8psmann.

5 N.

Melielnnsselo's 8ämmt1iolrs Osäiollts. 1n 6ua8ti's
ckext mit cksutaolisr Osbsr^st^un^ von 8oxliis 8a-
 
Annotationen