Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0129

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
245

Zeitschriften.

246

„Gestern Nachmittag fand in dem Bibliotheksaale des Jn-
stituts für archäologische Korrespondenz aus dem Kapitol eine
Festsitzung zur Feier des Geburtstags Winckelmann's (9. Dec.)
statt, mit welcher zugleich die Freitags-Versammlungen des
neuen Studienjahrs eröffnet wurden. Eine überaus zahl-
reiche und gewählte Zuhörerschaft von Fremden und Einhei-
mischen hatte sich eingesunden, u.. A. bemerkten wir auch den
deutschen Reichs-Gesandten von Keudell und den General-
Direktor der italienischenAusgrabungen, HerrnFiorelli. Zuerst
sprach der Senator Commendatore Rosa, welcher in den
letzten Jahren die Ausgrabungen in Rom leitete, über die
Topographie des römischen Forums. Er wies zunächst darauf
hin, wie es erst den Forschungen Bunsen's, Canina's und
Mommsen's gelungen war, die lange Zeit hindurch herrschenden
Zweifel über die Lage des lünglichen Forumvierecks sast
gänzlich zu heben, indem sie nachwiesen, daß die Langseite
des Forums die Richtung von Osten nach Westen hatte.
Unter den einzelnen topographischen Fragen, welche noch
nicht völlig geklärt sind, will der Redner nur die über die
Lage des Comitiums und die Richtung der viu saoru einer
genauen Prüfung unterwerten. Bei den Ausgrabungsar-
beiten im Jahre 1871—72 stieß man an der östlichen Ecke
der Basilica Julia auf die olouou muximu; diese würde
den äußersten Rand des einst zwischen dem Kapitol, Palatin
und Aventin sich erstreckenden Sumpfes bezeichnen, zu dessen
Entwässerung die clouog, maximu hauptsächlich angelegt
wurde. Damit sei aber auch die Ausdehnung des ursprüng-
lichen römischen Forums angegeben, das sich von dem Fuß
des kapitolinischen Hügels bis zum äußersten Rande der
Sumpfstrecke hinzog. Herr Rosa gab in der nun folgenden
Auseinandersetzung eine Uebersicht der zur Königszeit auf
dem Forum besindlichen Gebüude und kam dann, auf eine
Stelle des Livius gestützt, zu dem Schlusse, daß die viu saeru
das Forum zwischen dem Comitium und den taborngo 1u-
iiionuo durchschnitt: da sie zur direkten Verbindung des ka-
pitolinischen und palatinischen Hügels angelegt war, führte
sie auch längs der Basilica Julia und um den Tempel des
Kastor und Pollux, nicht aber bei dem späteren Tempel des
Antonius und der Faustina vorbei, in welchem Falle sie das
Comitium hätte durchschneiden müssen, was undenkbar sei.
Das Comitium selber aber lag bei der Curia Hostilia. — Pro-
sessor Helbig, zweiter Sekretär des Jnstituts, sprach darauf
über das älteste Dekorationssystem auf Vasen und anderem
Geräthe, das mit geometrischen Verzierungen und wenigen
Thierfiguren arbeitet. Dieses System werde nicht allein aus
Geräthen der griechischen Jnseln, in Griechenland und Jtalien,
sondern auch in Deutschland, in Schweden und Norwegen
angetroffen: es sinde sich in Jtalien, wo allein eine genaue
Beobachtung der Funde möglich sei, nicht in den ältesten,
sondern erst in den jüngeren Schichten alter Kulturstütten,
und daraus folgej daß die iranischen Jtaliker jene Dekora-
tionsweise nicht schon bei ihrer Einwanderung mitbrachten,
sondern erst nachdem- sie längere Zeit in Jtalien gewohnt,
annahmen. Auf welchem Wege dieses dekorative System in
Jtalien Eingang gefunden habe, glaubte der Vortragende
zu erklären, indem er daraus hinwies, daß in betreffenden
Fundstätten auch Gegenstände überseeischer Herkunst, z. B.
indische Muscheln u. A. m., vorkommen; daher sei an eine
Einfuhr auf dem Seewege zu denken. Schließlich wurde
hervorgehoben, daß das Vorkommen von Gefäßen mit geo-
metrischer Verzierung in Niniveh und Jerusalem auf uralten,
asiatischen Ursprung jener Dekoration deute."

^ Künstlermaskenfest in München. Seit dreizehn Jahren
sah München kein größeres Künstler-Carnevals-Fest mehr.
Um so ersreulicher ist es, daß die aus Künstlern bestehende
Gesellschast „Allotria" es unternommen hat, am 19. Februar
1876 im großen Saale des k. Odeons ein Kostüm-Fest zu
veranstalten, wie solche srüher so außerordentlich beliebt und
gesucht waren. Der Haupttheil dieses Festes wird in einem
Festzuge bestehen, sür den das Kostüm der ersten Hälste des
16. Jahrhunderts gewählt ward. An der Spitze des Zuges
wird sich Kaiser Karl V. befinden, und durch die verschie-
denen Gruppen desselben (kaiserlicher Hofstaat, kaiserlicher
Jagdzug rc.) reicher Wechsel herbeigesührt werden. An dem
Unternehmen betheiligen sich als Komito-Mitglieder die
Künstler Defregger, Flüggen, Gedon, Fr. A. Kaulbach, Len-
bach, Reinherz, R. Seitz und Wagmüller. Bis jetzt besteht
zwar die Absicht, den Eintritt nur solchen Personen zu ge-

statten, die im Kostüme der bezeichneten Zeit erscheinen; doch
zweifelt man, ob dieses Vorhaben auch wird durchgeführt
werden können.

^ Die Frequenz der Münchener Kunstakademie ist in
stetiger Zunahme begriffen, obwohl die Aufnahmevorschristen
mit einer Strenge gehandhabt werden, die im Jnteresse der
Kunst wie der Kunstjünger alle Anerkennung verdient. Für
das laufende Winterhalbjahr waren bis vor Kurzem 352
Schüler, nämlich 143 Bayern und 209 Nichtbayern inskribirt.
Von den letzteren sind 93 aus deutschen Ländern, 116 ge-
hören dem Auslande an. Von den in deutschen Ländern
Beheimatheten treffen aus Preußen 38, Württemberg 13,
Baden 10, Mecklenburg-Schwerin 7, Königreich Sachsen 6,
Großherzogthum Hessen 5, Sachsen-Meiningen 4, Altenburg 2,
Coburg-Gotha, Anhalt-Cöthen, Schwarzburg-Sondershausen,
Schwarzburg-Rudolstadt und Lippe-Detmold je 1, die freien
Reichsstäde 3. Von den Ausländern sind 38 aus Oesterreich,
34 aus Amerika, 14 aus der Schweiz, 13 aus Rußland, 8
aus Schweden und Norwegen, 3 aus Serbien, je 2 aus
Griechenland und England, je 1 aus Jtalien und Rumänien.
Nach Klassen theilen sich die Schüler in 300 Maler, nämlich
66 in der Antikenklasse, 72 in der Naturklasse, 87 in der
technischen Malklasse, 12 in der Kupserstecherschule, 63 in den
Komponirschulen und in 52 Bildhauer. Der Konfession
nach sind 198 Katholiken, 139 Protestanten, 9 Griechen und
6 Jsraeliten.

L. Der Bau der Düsseldorfer Kunsthalle ist wieder um
einen wichtigen Schritt gefördert worden. Die Regierung
hat zur Bebauung der von der Stadt bewilligten trefflich
geeigneten Baustelle auf dem Friedrichsplatz ihre Geneh-
migung ertheilt, und es ist nun eine Konkurrenz zur Einreichung
von Bauplänen ausgeschrieben worden. Sechs verdienstvolle
deutsche Architekten haben Einladungen dazu erhalten, von
denen nur Baurath Raschdorf in Köln wegen überhüufter
Beschäftigung ablehnend geantwortet hat. An dessen Stelle
ist darauf ein anderer Meister eingeladen worden. Der
Termin der Ablieferung und die Entscheidung stehen in kurzer
Frist bevor, und man hosst im Frühling mit den Bauarbeiten
beginnen zu können.

^ Klein-Denkmal. Freunde und Verehrer des am
22. Mai v. I. im Alter von 82 Jahren verstorbenen hoch-
geschätzten Malers und Radirers Joh. Adam Klein werden
ihm demnächst auf seinem Grabe im südlichen Friedhose zu
München ein Denkmal setzen, das in einem Reliefmedaillon
die Züge des Verstorbenen zeigt.

Zeitschrifteii.

Mttliklliiu^tzii lttz8 1c. L. <)8ttzi'r. N»86UIN8 liii' Xun8t
un<1 1tt(lu8ti1tz. Xo. 124.

D'ilit. Xo. 54.

— Hxliss 8ta. Llsria Ustts KrÄ.2!s L L1Ua.il, von OIi. <viII u ri sri.
(Llit iXbdilä.) — Osux xsinturss oini'Lles, Usül. OIi. UanclsIIs.

Dlitz ^rt-4omiiu1. 4miiim'.

LtaZiss aml slrstsliss b)- 8ir Hclwiii raiiässsr, k. ^., (Llit
Xbbilci.) — wds distor^ ok tks art ok booddinaiiiA, von L1. V.
loods. — wds xallsr)- ot' von LlarosIIa Llassarsnti in tds
xalaos ot tds Vatioaii, von VV. K. vimdar. — wds vi-ords
ot rrand HoU. (Llit iXbbilil.I — rdsatrss, tdsir ooiistruotioii

oostimis ok snZIisd ivoinsii, voii 5V. Vdo riib iir)-. (L-Iit Xdbidl.)

— Vds trsnod ZaUsr/, VaU Llall. — blsw dritisd iiistitiitioii,

1876. — lüxdibitioii ot pioturss d)- 12. rrsrs.

6uxtz11tz <168 1itzuiix-mt8. .lunnur.
 
Annotationen