Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0159

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
305

Neue Radirungen.

306

Gönnern thätige Förderer seines künstlerischen Strebens,
unv insbesonvere in dem Staatskanzler Fürsten Mek-
ternich gewann er einen einslußreichen Mäcen, auf dessen
Anregung Ender im Jahre 1817 dazu ausersehen wurde,
die nach Brasilien bestimmte Expedition als Maler zu
begleiten. Der Aufenthalt däselbst war auf mehrere
Jahre berechnet; da jedoch das tropische Klima dem
jungen Künstler nicht zuträglich war, kehrte er schon
nach Jahresfrist wieder in die Heimat zurück, und zwar
trotz des abgekürzten Aufenthaltes mit einer Ausbeute
von weit über 700 Aquarellen und Zeichnungen, welche
nunmehr zum größten Theile in der brajilianischen
Sammlnng und in der Bibliothek der Wiener Akademie
der bilvenven Künste ausbewahrt werden und von Th.
Ender's künstlerischer Begabung das glänzendste Zeugniß
ablegen. 1829 ging Ender m Begleitung ves Fürsten
Metternich nach Jtalien und verweilte dort als kaiser-
licher Pensionär vier Jahre. 1836 wurde er zum Kor-
rektor in der Landschastszeichenschuke unv später zum
Professor der Landschaftsmalerschule an der k. k. Aka-
demie ver bildenven Künste ernannt und blieb in dieser
Stellung bis 1849, in welchem Jahre er pensionirt
wurde.

Die Zahl der Kunstwerke, welche Th. Ender schuf,
ist eine ungewöhnlich große, und zur Zeit seiner Glanz-
periode kam es vor, daß er, um allen Anforderungen
genügen zu können, zu dem Auskunftsmittel griff, seine
Aquarelle durch geschickte Kopisten vervielfältigen zu
lassen. Für die damals florirenden englischen Stahl-
stichwerke lieferte er ebensalls eine Menge Originalzeich-
nungen, sowie er selbst sechs Blätter Ansichten ans der
Umgebung von Jschl radirte.

Für seine Oelgemälde wählte er mit Vorliebe Mo-
tive aus Südtirol und Jtalien; auch die Gletscher-
regiouen der Hochalpen boten ihm öster Vorwürfe sür
seine Darstellungen. Die süns Gemälde Th. Ender's,
welche sich in der k. k. Bekvedere-Galerie befinden, sind:
„Die obere Pasterze des Großglockners", „Der hohe
Göll mit dem Berchtesgadener Thale", „Schloß Tirol",
„Das Nonsthal mit dem Schlosse Cles", „Küste von
Sorrent." Unter den Bildern, die Ender nach seinen
brasilianischen Studien malte, ist wohl eines der bedeu-
tendsten die Ansicht von Rio de Janeiro im Besitze
der k. k. Akademie der bildenden Künste, zugleich be-
merkenswerth als Aufnahmswerk, welches er nach den
damaligen Satzungen bei seiner Anstellung an der ge-
nannten Anstalt zu liefern hatte.

Es würde den Rahmen dieser Skizze überschreiten,
wollte man auch nur die bedeutenderen Gemäkde des
Künstlers anführen, die sich in allen namhafteren Samm-
lungen Wiens und Oesterreichs besinden, denn seine
Provuktivität war, wie schon erwähnt, eine außerordentlich
ergiebige. Selbst bis in seine alten Tage war er fort-
gesetzt thätig, und in den letzten Iahren noch lieferte er
aquarellirte Gebirgsansichten sür den österreichischen
Alpenverein, welche allerdings in aussallender Weise eine
gewisse mosaikartige Manier an sich tragen, wovon
Spuren auch in früheren Arbeiten des Künstlers bereits
ersichtlich waren.

Fassen wir das Schaffen Ender's zusammen, so
drängt sich die Wahrnehmung auf, daß in den meisten
seiner Darstellungen trotz aller genialen Conception der
Vedntencharakter, vorherrscht und die Wiedergabe eines
poetischen Gedankens oder einer Stimmung wohl selten

darin zu sinden sein dürfte; nichts desto weniger tragen
seine Werke vurch Sicherheit der Zeichnung, Kraft und
Saft des Kolorits und Leichtigkeit der Behandlung die
Signatur eines hervorragenden Talentes an sich.

Jm Leben war Th. Ender schlicht unv einsach; er
war wenig mittheilsam, und eine gewisse, beinahe ängst-
liche Sparsamkeit war sein hervorragender Charakterzug,
in welcher Beziehung manche Erzählungen seiner Schüler
über Vorkommnisse auf Studienreisen ergötzliche Anek-
doten liefern. Wenn auch Ender als Professor in der
Ausübüng seines Amtes bisweilen von etwas kleinlichen
Nergeleien nicht ganz sreizusprechen war, so war er doch
sicherlich immer bestrebt, für das Beste seiner Schüler
zu sorgen, und es wird gewiß das Anvenken an die
Güte und das Wohlwollen des Lehrers in allen, die
seiner Lehre theilhaft wnrven, lebhaft sortbestehen. —
Jm Ganzen genommen bietet Thomas Enver's Leben
die wohlthuende Erscheinung einer glücklichen Künstler-
laufbahn, in welcher Begabuug und Thätigkeit einen
Ersolg gefunden, der eben nicht vielen Erdenwallern
erreichbar ist und welcher beispielsweise seinem genialsten
Schüler, Joseph Selleny, nach mancher Richtung
leider versagt blieb. Ludwig Halauska.

Utllt KMrilllgeil.

Hxanixl68 ok Noäsrn lUellin^. Rrvent^ UIut68
ll^ Lultonrior, Lrnoc^nönronck, Olluttoell, Rlu-
inen^, Rs^ön-Rerrin, Ks^inonr Hucken, Hurnkr-
ton, Ü686ltin6, Du^uill6rnii6, Imlnnn6, ill6§r08,
I^N6U8, kullnor, Hujon, V6^rL88ut. 'Vitll
not68 ll)r Rllili^) 6i1ll6rt Huni6rton, nutllor
ok „1ütellin§ unck Htellor^". — 86616^, luelc^on
unck Hullicku^. illonckon 1875.

Dieser Band ist eins der mannigfachen Anzeichen
des frischen Wiederausblühens der Radirkunst in Eng-
land, einer Kunst, die, obschon sie nie gänzlich unter-
ging, doch jahrelang vernachlässigt wurde und in Ver-
fall gerieth. Verschiedene Ursachen können als Anlaß
für die Wiederbelebung derselben angeführt werden.
Zum Theil verursachte das immer mehr in Aufnahme
kommende photographische Kunstgewerbe den Rückgang
des mühsamen und kostbaren Verfahrens der Kupfer-
stecherei, und verlieh aus diese Weise der leichteren und
billigeren Radirkunst Spielraum und Antrieb. Ueberdies
ist eine im steten Wachsen begrifsene Nachfrage nach
Kunsterzeugnissen dieser Art eingetreten, die, währenv
sie das Kennerauge durch ihre echt künstlerischen Eigen-
schaften befriedigen, auch bei dem Publikum höchst bei-
fällige Aufnahme finden.

Dio Nachfrage wirkt stets anregend aus die Pro-
duktion. Jn den Kunstschulen zu Sonth-Kensington ist
seit langem eine Klasse für junge Radirschüler einge-
richtet worden, deren zahlreiche Arbeiten einen ehren-
vollen Platz auf der Wiener Weltausstellung behaupteten.
Jedoch ist diese populäre Kunst nicht ausschließlich pro-
sessionell; es hat vielmehr auch für Dilettanten einen
 
Annotationen