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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0168

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323

. Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten.

324

war: es sind in ihrer Nähe auch einzelne Bronzestücke zum
Vorschein gekommen, darunter ein Fragment mit Blattschmuck.
Der liegende Körper des Flußgottes ist unterwärts mit einem
dicken Stoff umhüllt; der emporgerichtete Oberkörper stützt
sich aus den linken Arm, während die Wange des seitwärts
geneigten Hauptes sich in die rechte Hanlst schmiegt. Die
Arme sind gebrochen; der bärtige Kopf, der einen sinuenden,
milden Ausdruck zeigt, ist bis in das Kleinste so frisch und
unversehrt, wie eben aus des Künstlers Hand hervorgegangen.
Unter der Flgur fanden sich zahlreiche Bronzestücke; darunter
sind ansehnliche vergoldeke Fragmente von einem runden
Gegenstande, vielleicht einem Schilde, gefunden worden. Die
dritte Figur, der sogenannte Wagenlenker, überlebensgroß,
von trefflichster Ausführung, ist vollständig bis auf den Kopf;
in kauernder Stellung, das linke Knie in die Höhe gezogen
und auf den rechten Arm sich aufstützend. Der von der
linken Schulter fallende Mantel dient als Unterlage. Die
Vernachlässigung der abgewendeten Seite läßt erkennen, daß
die Figur zur rechten des Zeus links vom Beschauer, also
dicht vor den Pferden, aufgestellt war. Die Obersläche ist
wie an den übrigen Resten des Ostgiebels überhaupt fast
tadellos erhalten, die Haltung ist ungezwungen und lebendig.
Das bisher einzige Fundstück von dem Westgiebel hat sich
nach der Reinigung als das Bruchstück eines heftig bewegten
Mannes mit Chlamys — also eines Lapithen — zu erkennen
gegeben, wonach die frühere Angabe zu berichtigen ist. Das
Werk zeigt eine starke Einwirkung des Wetters. Neu ge-
funden ist an der Ostseite den 29. December ein männlicher
Torso, nach rechts gewendet, beide Arme mit Anstrengung
vorstreckend, also wahrscheinlich der Wagenlenker auf der
linken Seite des Zeus (rechts vom Beschauer); die Bildung
des Nackten ist auch hier von gleicher Wahrheit und Trefflich-
keit, wie bei den anderen Werken, und tritt bei der kräftigen
Bewegung besonders wirksam hervor. Ein zweites Stück,
Anfangs Januar gefunden, ist der untere Theil einer gela-
gerten männlichen Figur in Lebensgröße, von rechts nach
links gestreckt, mit einem Gewande bedeckt, auch auf Vorder-
ansicht und hohe Aufstellung berechnet. Endlich ist auch die
Statue hervorgezogen worden, welche im ersten Bericht als
unter dem männlichen Torso liegend erwähnt wurde. Es
ist eine kolossale weibliche Figur, in zwei Stücke gebrochen,
lang gewandet in alterthümlichem Stil, der berühmten Vesta
Giustiniani im Ganzen entsprechend, nur ungleich lebens-
voller und feiner gearbeitet. Auch die wohl dazu gehörige,
vorn halbrunde, hinten viereckige Basis ist gefunden worden;
das Standbild war mit der Rückseite an eine Wand gelehnt
und ist ein ausgezeichnetes Werk von alterthümlicher Strenge.
Kopf und Arme fehlen noch. Weitere Vermuthungen über
dieses unzweifelhast als Weihgeschenk aufzufassende Werk
müssen vorläufig noch dahingestellt bleiben. Bei der Ver-
tiefung des Westgrabens haben sich weitere Ueberreste des
schon erwähnten dorischen Gebäudes gefunden, so wie neun
Stück quadratischer Bronzeplatten von verschiedener Dicke
mit Blitzsymbol und dem Namen des Zeus, Stücke, die
wahrscheinlich als Gewichte (von 15, 3Ü, 60 Drachmen atti-
schen Gewichts) zu betrachten sind. Jn derselben Gegend
ist man wieder auf Gräber gestoßen, aus denen Bronze-
waffen, Geräthe, kleine Glöckchen, sowie römische und grie-
chische Münzen und Thonscherben mit schwarzem Firniß her-
vorgezogen sind. Dies sind im Wesentlichen die Fundresul-
tate der letzten drei Wochen, von denen außer den Sonn-
tagen drei griechische Festtage und ein Regentag in Abrechnung
kamen. (Reichsanz.)

Sarnmlnngen nnd iAussteüungen.

ll. Düsseldorf. Jn der Permanenten Kunstausstellung
von Ed. Schulte fesselte in den letzten Wochen wieder eine
große Marine von Andreas Ach enbach die Aufmerksamkeit
in hohem Grade. So oft auch der geniale Meister derartige
Gemülde bietet, so weiß er denselben doch stets durch eine
interessante Behandlung von Luft und Wasser neue An-
ziehungskraft zu verleihen. Dies war auch jetzt wieder der
Fall. Mit bewunderungswürdiger Wahrheit sah man dis
schäumenden Wogen sich bäumend emporheben und die Schiffe
dagegen ankämpfen, deren Bemannung eine prächtige Staf-
sage bot, wie sie der Künstler immer mit wohl berechneter
Einsicht zu verwerthen weiß. Und wenn man neben diesem

großen, breit behandelten Seebild nun das kleine Kirchen-
Jnterieur deffelben Malers erblickt, welches in der saubersten
Ausführung durchgebildet erscheint, dann muß man wieder
so recht die vielseitige Begabung anstaunen, die nur wenig
andere mit Andreas Achenbach theilen. — Eine höchst poetische
Landschaft aus dem Nachlaß des tresflichen Stilisten August
Weber erfreute den Beschauer durch die Einfachheit und
Schönheit, die sich in Komposition und Durchbildung zeigte,
und machte den Verlust, den wir durch den Tod des Meisters
erlitten, wieder recht fühlbar. Drei sehr ansprechende Land-
schaften von August Keß l er gehörten einer verwandten Rich-
tung an und zeichneten sich ebenfalls durch feine Zeichnung
und poetische Auffassung aus. Jn der Farbe hätte das
größte dieser Bilder wohl etwas kräftiger sein dürfen. H.
Frische erschien mit seiner „Englischen Küste" aus einem
ganz neuen Gebiet. Wir kannten ihn bisher nur in Harz-
iandschaften, die schließlich einen ziemlich monotonen Cha-
rakter annahmen. Um so erfreulicher wirkte daher dieses Ge-
mälde durch seine Frische und wohlgelungene Abendstimmung.
Ein ganz vorzügliches Werk war eine große Tiroler Land-
schaft von A. Metzener, dessen wahrhaft gediegene Lei-
stungen uns stets mit der aufrichtigsten Anerkennung er-
füllen. Großartigkeit der Ausfassung, breite und doch solide
Behandlung verleihen denselben stets einen hohen Werth
und konnten auch diesem „Motiv aus dem Brandenberger
Thal" nachgerühmt werden. Ein freundliches Waldbild von
F. Ebel darf ebenfalls auf Lob Anspruch machen. Dagegen
zeigte Frl. A ndrö in ihren Landschaften leider keinen Fort-
schritt, und F. W. Pattison hat noch viel zu lernen, um
Befriedigendes leisten zu können. Ein sehr sleißig ausge-
führtes Bild war die Landschaft von G. Meißne4, die
nur etwas frischer und wirkungsvoller hätte behandelt sein
sollen. Höchst gelungen wie immer war dagegen ein Thier-
stück mit landschaftlicher Umgebung von C. Kröner, dem
sich zwei Hundeköpfe von Bosch würdig anreihen laffen.
Die „Ulanen-Vedette" von Ko litz bot in der Stimmung des
Ganzen viel Schönes; im Einzelnen dagegen wäre eine
größere Sorgfalt der Zeichnung sehr wünschensiverth ge-
wesen. Hierin leistete E. Volkers in seinen beiden Äu-
mänischenBildern „Frachtwagen" und „Zigeunerlager" jeden-
falls Gediegeneres, und doch wirkten sie nicht mit jener
packenden Gewalt, die uns über manches Nebensächliche so
ost hinwegsehen läßt. Jm Stillleben entzückte I. W. Preyer
wieder durch ein überaus zierliches Fruchtstück, und seine
Tochter Emilie sowie G. Schulz strebten ihm erfolgreich
nach, ohne jedoch den greisen Meister völlig zu erreichen.
Eine Madonna von H. Aschenbroich ließ ziemlich kalt.
Sonst sind noch zu erwähnen: ein höchst charakteristisches
Damenporträt von Frl. Hedwig Greve und einige andere
Bildnisse von Frau Wiegmann, C. Wagner u. A., so-
wie eine kleine „Kirchgängerin" von Salentin. — Bei
Bismeyer L Kraus sah man ein großes Bild von August
Becker, „Der Dachstein", welches wohl den besten Werken
dieses Künstlers beizuzählen ist, wogegen uns zwei kleinere
Landschasten desselben durch ihre allzu glatte konventionelle
Behandlung weniger zusagen wollten. Viel Talent beweisen
die See- und Landschaftsbilder von Olaf Jernberg, dem
Sohn des bekannten Genremalers; doch bedarf Lerselbe noch
gründlicher Studien und sorgfältiger Ausbildung. Bis jetzt
machen die Sachen des jungen Künstlers noch einen ziemlich
unerquicklichen Eindruck. Eine Harzlandschaft von C. Les-
sing, dem Sohne des großen Meisters, berechtigte zu den
schönsten Hoffnungen, und auch die Landschaften von Fe-
ders, Schlater u. A. dürfen nicht unbeachtet bleiben.
Unter den Genrebildern sind sehr lobenswerthe Arbeiten
von Nordenberg, O. Grundmann, C. Böker u. A.
namhaft zu machen, denen sich die Wiederholung des be-
kannten „Begräbniß eines Polen" von A. Nicutowski
mit Auszeichnung beifügen läßt.

Vermischte Nachrichten.

Rubens-Jubiläum. Der Stadtrath von Antwerpen
hat beschlossen, den 300jährigen Geburtstag von Peter Paul
Rubens (geb. 1577) im nächsten Jahre seierlich zu begehen,
und die Projekte zu dieser Feier gehen vorläufig beinahe
in's Ungeheuerliche. So hat man z. B. vorgeschiagen, eine
Ausstellung von allen Werken des großen Meisters zu ver-
 
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