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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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417

Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten.

418

Stipendium zu einer Studienreise nach Jtalien auf zwei auf
einander folgende Jahre, für jedes derselben im Betrage
von 3000 Mark. Jeder der Bewerber hat einzusenden: l) Ein
für die Konkurrenz bestimmtes, von ihm felbst erfundenes
und ausgeführtes'historisches Gemälde, dessen Gegenstand
sreigestellt bleibt. 2) Eine in Oelfarben ausgesührte farbige
Skizze, darstellend: den Herbst in figurenreicher Komposition,
als Wandgemälde gedacht. 3) Von ihm gemacbte Studien.
4) Ein ouri'ieulum vitao. aus welchem der Gang seiner
künstlerischen Bildung ersichtlich ist. - Zugleich hat er den
Nachweis zu sühren: a. daß er ein Preuße ist und die in der
akademischen Verfassung vorgeschriebenen Studien auf einer
der königlich preußischen Akademien oder dem Städel'schen
Jnstitut 'in Frankfurt a. M. gemacht hat; l> daß er das
30. Jahr nicht überschritten hat; c. er hat schriftlich an Eides-
statt zu versichern, daß die eingereichten Arbeiten von ihm
selbst ohne fremde Beihilfe entworfen und ausgeführt sind.
Der Termin der Ablieferung der konkurrirenden Arbeiten
ist festgestellt aus den 15. Juli d. I. Die Ertheilung des
Preises geschieht am 3. August.

Sammlungtn und Dissteümigen.

K. Düsseldorf. Unter den neuen Bildern in der Per-
manenten Ausstellung von Bismeper L Kraus sind einige
kleine Landschaften von C. Ludwig rühmend hervorzuheben,
denen sich ein „Herbstmorgen mit Rehen" von C. Kröner mit
besonderer Auszeichnung anreihen läßt. Auch E. Schönfeld's
große „Gewitterstimmung" verdient ehrende Erwähnung,
wohingegen H. Frische in seiner Harzlandschaft wieder lange
nicht so Gutes bietet, wie in der jüngst besprochenen „Eng-
lischen Küste". Ein äußerst ansprechendes Bild war der
„Winterabend" von Th. Schütz, der ein reizendes Motiv
in feiner Zeichnung, sorgsältiger Durchführung und natur-
wahrer Stimmung zur Anschauung brachte. Th. Hagen's
„Winterlandschaft" dagegen konnte weit weniger befriedigen,
obschon sie viel anspruchsvoller auftrat. Die Wirkung der-
selben schien uns weit mehr auf Esfekt berechnet als auf
Wahrheit beruhend, und die ganze Behandlung hielt sich
nicht auf der Höhe künstlerischer Vollendung, die wir in den
trefflichen Schweizerlandschaften dieses hochbegabten Künstlers
ost zu loben Gelegenheit hatten. Von den Genrebildern
hatte die „Wirthsstube" von W. D. Sadlcr in der Farbe
viel Gutes, litt aber leider an einer mangelhaften Zeichnung.
Die übrigen boten keinen Anlaß zu besonderer Erwähnung.
Jn der Schulte'schen Ausstellung zeichneten sich zwei große
Thierstücke von H. Deiker ehrenvoll aus. Das eine zeigte
Hirsche, das andere wilde Sauen in lehensvoller Ausfassung
und gediegener Behandlung. Eine große Landschaft mit
Kühen von R. Burnier erfreute besonders durch die seine
Stimmung der Luft, in welcher das Durchbrechen der Sonne
an einem nebelfeuchten Morgen sehr wirkungsvoll zur An-
schauung gelangte. Eine große Thüringische Landschaft von
Tjarda van Starkenborgh darf zu den besten Bildern
dieses Künstlers gezählt werden, und zwei Schweizerland-
schaften von Albert Arnz übertrafen durch ihre außerordent-
liche Frische bei weitem die letzten italienischen Landschaften,
die wir von diesem produktiven Maler gesehen. Namentlich
gefiel uns das Hcchenbild, ivorin die Großartigkeit der Ge-
birgsnatur durch geschickte Benutzung des Nebels sehr glücklich
veranschaulicht erschien. Ein elegantes Damenporträt von
Karl Hoff, sowie einige Bildnisse von Frau Marie Wieg-
mann und Frl. Hedwig Greve fesselten die Aufmerksamkeit
m verschiedenartiger Weise, und von den Genrebildern ist
dre hübsche kleine „Bauernstube" von Richard Sohn noch
namhaft zu machen.

Vermischte ttachrichteii.

Die Organisation der Verwaltung der k. preußischen
Museen bildete am 16. März den Gegenstand einer lebhaften
Erorterung im preußischen Abgeordnetenhause. Die Spiüe
des von Vrrchow, Wallichs und Mommsen auf die bisherige
bureaukratische Praxis geführten Angriffs richtete sich vor-
nehmlrch gegen das Jnstitut der Generaldirektion. Beson-
deren Rückhalt gewann der Angriff durch die bedenkliche
Erwerbung der sog. moabitischen Älterthümer, die sich, wenig-

stens dem Hauptbestande nach, als gemeine Fälschungen
herausstellten. Wir theilen nachstehend die Rede Mommsen's
nach dem stenographischen Berichte der Kölnischen Zeitung mit:

vr. Mommsen: M. H.! Jch halte es für meine Pslicht,.
in dieser Angelegenheit nicht zu schweigen, da ich das tiefe
Bedauern theile, welches meine Vorredner geäußert haben,
und da ich ferner diesen Angelegenheiten durch meineStellung
nahe stehe, und da ich gewissenhaft glauben darf, unparteiisch
zu sein, um die Schäden sowohl wie die ungeheuren Schwierig-
keiten einigermaßen zu erkennen. Es wird mir recht schwer,
meine Pslicht in dieser Angelegenheit zu ersüllen, ohne ver-
muthlich Persönlichkeiten zu verletzen, mit denen ich durch
lange Lebensgewohnheiten befreundet gewesen bin, deren
Namen auf den ruhmreichen Blättern der preußischen Ge-
schichte mit Ehren verzeichnet sind. Aber dies alles hebt die
schwere Pslicht nicht auf. Ein anderes Bedenken hätte mich
fast zurückgehalten, zu sprechen Die Angelegenheiten der
königlichen Museen, m. H., sind in dem Grade verfahren und
versilzt, daß man nicht weiß, ob ein Wort, in diesem Hause
gesvrochen, mehr nützt oder mehr schadet (hört, hört!); mag
es noch so ehrlich gemeint oder sachlich noch so berechtigt
sein. Äber ich will es darauf wagen. Jch weiß ja, daß
alle, Staatsregierung und Abgeordnetenhaus, den Anstalten
innig befreundet sind, und in dem Glauben, daß wir einmal,
wo es sich um die wirkliche Kultur handelt, daß da der Kultur-
kampf einen Augenblick zu ruhen vermag, — in diesem
Glauben will ich zu Jhnen sprechen. Jch möchte Sie vor
allen Dingen auf einen Punkt hinlenken. Es ist ja un-
zweifelhaft, daß die ungeheuren Schäden, die hier obwalten,
sich in zwei große Massen theilen: in die Schäden, die Per-
sonen angerichtet haben, und in die Schäden, welche von
den Jnstitutionen herbeigeführt worden sind. Jch will auf
die ersteren nicht weiter eingehen, es ist dies hier nicht der
geeignete Ort, das zunächst zu thun, obwohl es vollkommen
richtig und nothwendig ist, auch diese Schäden in so ein-
gehender Weise zu berühren, wie es bereits geschehen ist;
aber ich möchte mir erlauben, Jhnen in wenigen Worten
das Administrationsschema in Erinnerung zu rufen, wie es
dort besteht, und dann an Jeden von Jhnen die Frage zu
richten, ob bei diesem Administrationsschema etwas Anderes
herauskommen kann, als was ungefähr herausgekommen ist.
M. H., darin stimmen wir wohl Älle überein, daß das ei-
gentliche Schwergewicht der Verwaltung auf dem Abthei-
lungsdirektor ruhe; darum sprechen wir ja nicht von Museen,
sondern von königlichen Museen, weil diese Sammlungen,
die dort unter einem Namen vereinigt sind, durchaus ge-
trennte Anstalten bilden uwd durchaus verschiedenen Lebens-
kreisen, durchaus verschiedenen Gelehrtenkreisen angehören.
Diese Abtheilungsdirektoren müssen vor allen Dingen so ge-
stellt sein, daß sie sich in jeder Weise srei zu bewegen und
ihr ganzes Sein und Thun diesem hochheiligen Zwecke zu
widmen vermögen. Jst denn das geschehen, m. H.? Wir
haben die Zeit erlebt, wo ein Abtheilungs-, ein Museums-
Direktor, welcher nicht zu gleicher Zeit Professor der Uni-
versität oder an einer anderen Hochschule war, eine Rarität
war, und viel besser ist es heute noch nicht. Es besteht noch
vielsach diese unselige Kombination mit anderen wichtigen
Berufsverwaltungen, welche den besten Mann in der Weise
fesselt, daß er nicht im Stande ist, sich diesem seinem Berufe
zuzuwenden, denn, m. H., wer zwei oder drei Berufe hat,
der hat gar keinen (sehr richtig!), und so ist es im Wesent-
lichen noch hier, und zwar in den wichtigsten Abtheilungen.
M. H.! Wir haben lange Zeit in Preußen die ungeheuer
schwierige und unendlichkleinlicheAufgabe durchmachenmüssen,
eine Großmacht zu scheinen, ohne es zu sein, und den Rah-
men der Großmacht aufrecht zu erhalten. Dazu gehörten
jene Abtheilungsdirektoren, welche auch Prosessoren sind,
wesentlich mit, dazu waren sie vollkommen ausreichend, aber
jetzt, wo wir einen Fonds in unserem Etat haben, welcher
der Mühe werth ist, wo wir sogar im Stande sind, das Mu-
seum nicht blos in adstruet,' zu besitzen, sondern wo wir
dafür kaufen können, muß dies vor allen Dingen aufhören.
Was hilft es denn, wenn Sie den Abtheilungsdirektoren
Fonds zuweisen? Vor allen Dingen weisen Sie rhnen einen
Zweck und die Möglichkeit zu, für diesen Zweck zu reisen.
Der Abtheilungsdirektor soll reisen und sich stets in den
Erwerbungsläistdern befinden. Sehen Sie sich doch an, wie
die Direktoren des britischen Museums überall im Auslande
 
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