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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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463

Korrespondenz.

464

mann, Dietz, Henze, Härtel, Hultzsch, Rösch
und Echtermeyer Entwürfe zu deu StatuenHeiurich's I.,
Konrad's des Gr., Heinrich's des Erlauchten, Friedrich's des
Streitbaren, Albrecht's desBeherzteu, Georg's desBärtigeu
und Johann Georg's II., Fürsten, welche sich um Bau
und Wiederaufbau der Meißener Burg oder um das
Aufblühen des Hauses Wettin besondere Verdieuste er-
worben habeu. Die Statuen werden, an den Wand-
pseilern ausgestellt, den Hauptraum der Albrechtsburg,
den großen Banketsaal, schmücken, und zwar sollen sie
in Sandstein ausgeführt, der Polychromie des Saales
entsprechend, farbig gehalten weroen. Auch die übrigen
Säle erhalteu einen mit der Architektur und der Be-
stimmung der Räume in Einklang stehenden und auf
die Geschichte der Burg und ihrer Bewohner bezüglichen
küustlerischeu Schmuck. Nach dem der gesammten De-
koration zu Gruude liegenden geistvollen, mit feinem
künstlerischem, wie zugleich geschichtlichem Sinn und Ver-
ständniß ausgearbeiteten Programme, als dessen Autor
der Geh. Hofrath Or. Roßmann zu nennen ist, bietet
sich hier der Malerei ein weites Feld für ihre Thätig-
keit dar; die Namen der Maler, welche mit diesem
Theile der Dekoralion betraut sind, wie I. Scholz, P.
Kießling, A. Spieß, I. Hofmann, Fr. Preller,
A. Dietrich, F. Oehme, I. Marsch all, A. Diethe
und Th. Choulant geben die Gewähr einer gelun-
genen Ausführung. Jm Burghofe schließlich gelangt
ein bronzenes Standbild Albrecht's des Beherzten, von
H. Hultzsch modellirt, zur Aufstelluug. Das Stand-
Lild ist schon seit einigen Jahren projektirt; die Aus-
sühruug aber verzögerte sich, da der Künstler dem ersten
Modell irriger Weise ein falsches Porträt zu Grunde
gelegt hatte und, nachdem dieser Jrrthum erkannt und
festgestellt war, zur Ansertigung eines zweiten Mo-
dells schreiten mußte. Ueber die vorhandenen Bildnisse
Herzog Albrecht's haben Roßmann wie auch die Numis-
matiker Gebrüder Erbstein Untersuchungen verösfentlicht.
Die Arbeit von Hultzsch, die gegenwärtig und zwar in
Dresden in der Erzgießerei von Bierling gegossen wird,
stellt den kriegerischen Herzog, welcher seinen Namen der
Burg gab, in charaktervoller Weise dar. Die Wieder-
herstellung der Albrechtsburg, einer der schönsten Schloß-
bauten der Spätgothik, ist ein sehr verdienstliches Unter-
nehmen der sächsischen Regierung.

Auch sür das neue Hostheater, mit dessen innerem
Ausbau man jetzt beschäftigt ist, und das im nächsten Jahre
eröfsnet werden dürfte, ist ein würdiger Schmuck in
Aussicht genommen. Eine Kolossalgruppe: Dionysos
und Ariadne auf einem von Panthern gezogenen Wagen,
wird die Epedra krönen. Die Gruppe, von Pros.
Schilling meisterlich modellirt, befindet sich bereits im
Guß. Hieran schließen sich die vier Musen: Thalia,
Polyhymnia, Melpomene und Terpsichore, welche, nach

Modellen von Dielmann, Epler, Hölbe und Ockel-
mann, in Sandstein ausgeführt werdeu; ferner, theils
an dem in der Exedra sich öfsnenden Haupteingange,
theils an dem die Foyers entfaltenden Segmentbau, die
Dichtergestalten: Sophokles, Euripides, Shakespeare,
Moliäre, Schiller und Goethe. Letztere Statuen, nach
Entwürfen von Hähnel und Rietschel ausgeführt, be-
sanden sich bereils am alten Theater; in der Feuers-
brunst, welche jenes vernichtete, ziemlich unversehrt ge-
blieben, kommen sie hier wieder zur Verwendung. Aus
den Balustraden der Seitenflügel sodann werden acht
Gruppen von je zwei Figuren zur Aufstellung gelangen.
Dieselben stellen die Grundstoffe dramatischer Gestaltung
in großen allgemeinen Typen, wie sie im Volksbewußt-
sein leben, dar. Auf die eine Seite, die Elbseite, kommen
die typischen Gestalten des antiken Drama's zu stehen:
Zeus und Prometheus, Antigone und Kreon, Medea
und Jason, Satyr und Bacchantin; auf die andere
Seite, die Museumsseite, die Gestalten des modernen
Drama's: Macbeth und Norne, Mephistopheles und
Faust, der steinerne Gast und Don Juan, Oberon und
Titania. Mit der Modellirung dieser Figuren sind F.
Bäumer, R. Härtel, H. Hultzsch, L. Echter-
meyer, G. Broßmann, G. Kietz, H. Möller
und R. Diez beauftragt. Jn schönem und bedeut-
samem Zusammenhange mit der Dekoration des Aeu-
ßeren steht die des Jnnern des Gebäudes; die Ma-
lerei nimmt hier das von der Skulptur behandelte
Thema aus, um es weiter und wirkungsvoll zu Ende
zu führen. An der Decke des zum ersten Rang ge-
hörigen Foyers wird Prof. Grosse, mit Bezug auf
die außen darüber befindliche Hauptgruppe, das Leben
des Dionysos, als des Urbildes eines dramatischen Hel-
den, in einem den fünf Akten der Tragövie entsprechend
gegliederten Cyklus, zur Darstellung bringen. Ebenso
erhalten die beiden durch das Foyer verbundenen Vesti-
büle Decken- und Lunettenbilder. Jn dem einen Vesti-
bül auf der Elbseite, wo außen die Gestalten des an-
tiken Dramas zu stehen kommen, wird Pros. Hofmann
die Decke mit einer Apotheose verklärter Helden des
Alterthums schmücken, während in dem anderen Vesti-
bül aus der Elbseite Prof. Gonne dazu ein Gegenstück
von Helden aus der romantisch-modernen Zeit malen
wird. Für die Lunetten sind Landschaften mit Motiveu
aus theils antiken, theils modernen Dramen und Opern
bestimmt, welche Choulant, Gärtner, Mohn,
Müller, Oehme, Preller, Rau und Thomas
aussühren. Den Hauptvorhang sodann liefert, infolge
einer ausgeschriebenen Konkurrenz, wie bereits bekannt,
Prof. Keller in Karlsruhe. Der Plafond des Zu-
schauerraumes endlich, wie der Fries über dem Prosce-
nium, soll vou I. Marschall gemalt werden. In
reicher Ornamenten-Umrahmung wird die Decke die Me-
 
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