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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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513

Nekrologe.

514

er an der Seite seines Freundes Bötticher wirkte. Jm
Jahre 1853 zum Professor ernannt, machte er eine
größere Studienreise über Wien nach Zstrien und Ober-
italien, von welcher die Publikation des Domes von
Parenzo die Frucht war.

Jn weiteren Kreisen ist Lohde dnrch eine im Ver-
ein mit Kugler veranstaltete deutsche Ausgabe des Gailha-
baud, durch seine beveutend ergänzte Herausgabe des
Architekturwerkes von Mauch (die griechischen und rö-
mischen Bauordnungen), welche er mit einem neuen
Texte versah, bekannt geworden. Einige Jahre später
erschien von ihm als Programm zum Winckelmannsfeste
eine Abhandlung über die Skene der Alten, die bei
den Architekten wie bei den Philologen große Aner-
kennung fand. Seit sechs Jahren gab Lohde ferner mit
dem Professor M. Gropius das bekannte, in Lieferungen
erscheinende Werk „Archiv der Ornamentik" heraus, zu
welchem er den Text schrieb. Alle diese Werke sind
von bleibendem Werthe.

Was Lohde als Mensch und Freund seinen Mit-
lebenden unv zumeist seinen Schülern war, das wissen
Alle zu schätzen, die je in sein trenes Auge geblickt haben,
in welchem kindliche Güte und wahre Herzensfrende am
Wohlergehen Anderer stets zu stnden waren. Er war
sich immer gleich, und so sehr ihn oft die Sorgen für
seine zahlreiche Familie von der Erreichung der sehn-
lichsten Wünsche entfernten, nie hörte man ihn klagen,
sondern sand ihn stets bereit, Andern nach Krästen
zu helsen. Wie ost fand ich bei meinen Besuchen
(1859—1862), daß er den ärmsten Handwerkern in seiner
Wohnnng stundenlang sich widmete, um sie mit gutem
Rath zu entlassen oder um denselben eine schwierige
Konstruktion zu erklären. Er hatte damals unentgeltlich
in dem Berliner Handwerkervereine in der Tonhalle
einen Cyklus von Vorträgen übernommen und in seiner
Weise die jungen strebenden Maurer mnd Tischker ein-
geladen, sich in besonderen Fällen Rath bei ihm zu
holen. Ebenfalls erbarmte er sich uneigennützig der da-
mals unter der Leitung von Van der Shp eingerichteten
Musterzeichenschule, indem er wöchentlich zweimal über
die griechischen Ornamentformen unentgeltliche Vorträge
hielt. Damals lernte ich Lohde kennen und wie einen
zweiten Vater verehren; denn als ich unbefriedigt von
der geistlosen naturalistischen Moderichtung jener Schule
als Autodidakt mich den alten Vorbildern zuwandte und
die interessanten Stofsmuster von den Bildern des alten
Museums kopirte, bestätigte er mir, daß dieser Weg
der richtige sei und zog mich in seinen Kreis. Wer je
in der Lage war, im Dunkeln aus Jrrwegen sich retten
zu müssen, wird gewiß mit mir empfinden, welchen Dank
rch einem so liebevollen Führer schulde.

Jn seinem Familienkreise wnrde ich mit seinem
Sohne Max innig befreundet, dessen spätere ebenso ge-
niale wie kurze künstlerische und schriststellerische Lauf-
bahn allen Lesern dieser Zeitschrift noch in bester Er-
innerung sein wird. Als letzter Schüler von Peter von
Cornelius verzeichnete er die inhaltreichen Gespräche, die
er mit seinem Meister führte, und zwar in einer so
frischen Weise, daß Viele (wie z. B. Theophil v. Hansen
in Wien) den Schriftsteller in ihm über den Maler
stellten. Lohde hatte nach dem 1863 erfolgten Tode
seiner Gattin kaum ein zweites für ihn außerordentlich
glückliches Eheband geknüpst, als er kurz darauf zwei
blühende Kinder verlor, drei Jahre später aber auch

deu talentvollen Max beweinen mußte, der auf einer
Reise nach Jtalien am 14. Sept. 1869 in Neapel dem
hitzigen Fieber erlag. Furchtbar traf ihn dieser Schick-
salsschlag. Sah er doch in diesem reich begabten Sohne,
dessen erste Werke schon einen nngewöhnlichen Erfolg
errangen, alle Hoffnungen und Wünsche, die er einst
für sich selbst gehegt hatte, sich verwirklichen.

Aber das Schicksal hörte noch nicht auf, ihn zu
prüsen. Von den zwei Söhnen, die ihm noch geblieben,
hatte der jüngste kaum sein Doktorexamen bestanden, als
er, im Begriff sich der Expedition des vr. Güßfeldt nach
Asrika als Botaniker anzuschließen, im Elternhaus vou
einem schweren Gelenkrheumatismus befallen wurde, der
ihn gänzlich lähmte und an dessen Folgen er drei Wochen
nach dem Tode des Vaters in Teplitz, wo er Heilung
seiner Leiden gesucht, verschied. Dennoch war der Lebens-
abend des hart geprüften Mannes kein einsamer. Er
hatte sich schon im Beginn des Jahres 1866 zum zweiten
Male mit der bckannten Schriststellerin Frau Clarissa
Lohde vermählt. Jn allen seinen Briefen der letzten
zehn Jahre schildert er sie als Geistesverwandte und
schätzt sich glücklich, durch sie einen zweiten Lebensfrüh-
ling erhalten zu haben.

Fassen wir zum Schlusse die großen Verdienste
Lohde's in wenigen Worten zusammen. Als vorwie-
gender Theoretiker erschloß er seiner Mitwelt die Grund-
lehren der griechischen Kunst, die nnsere materialistische
Zeitströmung vor ver Ausartung in geistlose Spielereien
bewahren sollen. Nur zu leicht vergißt ein jüngeres
Geschlecht, geblendet von den Erfolgen vielbeschästigter
Baumeister, diese Wahrheiten, welche keineswegs die
Freiheit des künstlerischen Schaffens beeinträcktigen, son-
dern nur die Willkür verbieten. Hat auch die moderne
Kunstsorschung die Hilfsmittel zum Studium der alten
Vorbilder ganz bedeutend vermehrt, so müssen doch die-
jenigen Forschungen im Vordergrunde bleiben, welche
das Verständniß des höchsten Knnstideales, der hellenischen
Formensprache, bezwecken. Ludwig Lohde hat mit wahrer
Hingebung rieser großen Ausgabe sein Leben gewidmet.
Gesegnet sei daher sein Anvenken!

Friedrich Fischbach.

L. Otto Grashof, Maler in Köln, starb daselbst am
23. April 1876. Er war in Prenzlau 1812 geboren und
bezog 1826 die Kunstakademie in Düsseldorf, deren Schüler
er bis 1838 blieb. Jn dieser Zeit malte er mehrere Bilder,
deren Stoff poetischen Werken entnommen war, nne „Recha's
Rettung" nach Lessing's „Nathan der Weise" (1834),Z)er
Cid (1835), „Die Uebergabe des Schwertes" nach Stol-
berg's Gedicht „Sohn, hier hast Du meinen Speer" u. a.
Ein längerer Aufenthalt in Rußland erweiterte mesentlich
das Gebiet seiner Darstellungen und trug ihm auch als
Porträt- und Pferdemaler lohnende und ehrenvolle Be-
stellungen ein. Später bereiste er noch Mexiko und die La
Plata-Länder und ließ sicb nach seiner Rückkehr nach Europa
1845 in Köln nieder. Auch hier entfaltete Grashof eine
erfolgreiche Thätigkeit, die aber leider durch seine vor etwa
funfzehn Jahren eingetretene Erblindung einen vorzeitigen,
höchft beklagenswerthen Abfchluß fand. Von seinen ver-
schiedenartigen Gemälden sind noch chervorzuheben „Russische
Bärenhetze im Walde bei Wladimir", — Die Schlacht bei
Schumla (1848), — Der h. Wassily, genannt der Glaubens-
eiferer, vor der Jkonostase in Nowgorod, — Ein Porträt
von Franz Liszt, — Russische Pilger, — Christus und die
Samariterin am Brunnen (1846), — Eine Odaliske, —-
Till Eulenspiegel, — Der heilige Wilhelm (Eigenthum des
deutschen Kaisers), — mehrere Scenen aus den Tscherkessen-
kriegen und dem Volksleben in Georgien, viele Hunde- und
Pferdebilder, Porträts u. s. w.
 
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