Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0295

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
577

578

Personalnachrichten. — Sanrmlungen und Ausstellungen.

Museums-Publikationen verwandten Jnhalts an: dem
Stick- und Spitzen-Musterbuch Hans Sibmacher's
(nach der Ausg. v. 1597 herausgeg. 1866) und den
Original-Stickmustern der Renaissance (1874). Getreu
dem Grundgedanken des Museums will die Anstalt durch
diese Reproduktionen die alten stilvollen Muster unserer
Spitzen-Jndustrie wieder zugänglich machen, und nament-
lich die Frauen, deren kunstreiche Hand hier in erster
Linie einzugreifen berufen isst aus die lange vergessenen
Vorbilder hinweisen.

Die Tafeln enthalten eine Reihe von Dessins sür
„Ueberschläge" (Ueberschlagkrägen), wie solche im 17.
Jahrhundert, in Folge der damals auftretenden längeren
Haartracht, an Stelle der srüher gebräuchlichen Hals-
krausen Mode wurden. Es sind theils einfachere Ranken-
muster — darunter einige von großer Strenge und
Zierlichkeit — theils reichere Gewinde, mit Vögeln,
sonstigem Gethier und phantastischen Ungeheuern unter-
mischt, so daß darin für jederlei Geschmack und An-
wendung Motive sich darbieten. Der alte Herausgeber
ves Musterbuches hat auch bei seinem Werke keineswegs
die Spitzentechnik allein im Auge gehabt; er kündigt
auf dem Titelblatt an, sein Buch enthalte „Muster
von allerhand schöner j artiger Zügen und Blum-
werk I — So wol Seydenstickern j Sammetschnei-
dern I und Nätherinnen § als auch Schreinern j Bilt-
hawern und dergleichen j so zu solcher Künstlicher Arbeit
lnst und gesallen tragen j sürgerissen und sür Augen
gestellt." Besonders für gewebte Stoffe, dann aber
auch für Tapeten, eingelegte Arbeiten in Holz u. dergl.
sind reizvolle Motive in dem Buche enthalten

Der Verfasser des Vorwortes (Custos Schestag)
weist in den Mustern einzelne italienische, speziell vene-
zianische Anklänge nach, die sich daraus erklären lassen,
daß Hofsmann sich früher Iahre lang mit dem Nach-
schnitt italienischer Spitzenmuster beschästigte, bevor er
an die Veröffentlichung seiner eigenen Model ging. Doch
trägt das Ganze trotzdem, nicht nur in gewissen Einzel-
formen, Wappen, Adlern u. a., sondern im Grund-
charakter des Stils ein vorwiegend deutsches Gepräge.

Hoffmann's Original ist sehr selten; Mrs. Bury
Pallister, in ihrer „Histor^ ok Imoo", erwähnt es
nicht. Um so mehr Dank schulden wir dem Oester-
reichischen Museum sür die rasche Publikation seines
erst im vorigen Jahre erstandenen Exemplares. D.

i'. „Dss ms-Urss cl'ÄO.trst'ols." Die sranzösische
Kunstliteratur hat vor Kurzem eine anerkennungswürdige
Bereicherung erfahren. Die seit dem ersten Januar d. I.
unter obigem Titel in der Usvue cle8 äoux inoncles erschienenen
Studien über die flämischen und holländischen Maler, deren
Verfasser kein Geringerer ist als Eugene Fromentin, sind
soeben in Paris bei Plon als stattliches Buch erschienen.
Fromentin, den sowohl der geistreiche Teophile Gautier als der
kritische Julius Meyer unter den Talenten, die zu uns in
Farben sprechen, als den ersten der Orientmaler feiern, hat

auch aus dem Gebiete der Literatur eine ganze Reihe von
Erfolgen eingeheimst. Den Maler führte der Salon des I.
1847 ein, der Schriftsteller verrieth sich zuerst 1852 durch die
„Visitos ui'twtigues, ou 8iiupl68 pölorina^o^", welche gleich-
sam denText zu den von ihm im Auftrage der doiuiniWiou cls8
iuouuui6ut8 lli8toi'iguo8 gemachten Zeichnungen bilden. Sechs
Jahre später folgten zwei an Treue und Schönheit der Schil-
derung noch heute unerreichte Bücher: „liuo uuuös clau8 1s
8a1ie1" und ,,llu sto cluii8 ls Lulmru," in welchen der Künstler
seine vier orientalischen Wanderjahre, 1842—46, verwerthete.
Mittlerweile hatte Fromentin einen so erfolgreichen Fleiß als
Maler bewiesen, daß man zu der Annahme neigte, er habe
ieiner Feder ein Lebewohl auf immer zugerufen. Da trat
er plötzlich 1863 mit „Doiuiuiguo", einem Roman, hervor,
der mit den Alexander Dumas'schen Spektakelgeschichten
allerdings auch nicht die entfernteste Verwandtschaft hatte,
jedoch von den feiner befaiteten Lesern und Verehrern G.
Sand's und I. Sandeau's mit Vergnügen begrüßt wurde.
Und nun haben wir ein Buch von ihm vor Augen, von dem
wir mit Bestimmtheit behaupten können, daß es nie hätte
von der Hand eines, um so zu fagen, einseitig begabten
Mannes geschrieben werden können. Ein Schriftsteller könnte
den Gemälden der Meister vergangener Zeiten nie ein so
inniges Verständniß entgegenbringen; ein anderer Maler
hätte seine Eindrücke uns nie so beredt, so überzeugend vor-
tragen tonnen. Dieses Werk konnte in der That nur von
zwei Wesen in einer Person erdacht und ausgesührt wer-
den. Wir hosfen das Unsrige zur Würdigung der berühmten
Beiden beizutragen, indem wir den Lesern der Zeitschrist
demnächst von und über Eugene Fromentin's „UE8 uiuUi'68
ä'uuti'6koi8" eingehend berichten.

Kersoilalnachnchtelt.

I>. Die Ausftellung im Krystallpalast in Sydenham ist

in diesem Jahre besonders zahlreich von Düsseldorfer Künst-
lern beschickt worden. Das hervorragendste Bild unter sämmt-
lichen eingegangenen Werken ist eine große Landschaft von
Munthe; der treffliche Maler hat dasür die große goldene
Medaille erhalten. Plathner erhielt sür ein Genrebild die
silberne und Robert Schulze für eine Schweizerlandschaft
die bronzene Medaille. Jm vorigen Jahre erhielten die
Landschaftsmaler Tjurda van Starkenborgh und der
Genremaler Friedrich Boser Medaillen. Das Verkaufs-
resultat wird bis jetzt als ein wenig günstiges bezeichnet, wie
denn in dieser Beziehung überall Klagen zu vernehmen sind.

Sammlilttgttt nnd ÄussteUuttgen.

Londoner Ausftellungen. Die zwölfte allgemeine
Aquarellausstellung in der Dudley-Galerie zu
London ist seit einiger Zeit erösfnet worden. Wenn schon
nicht die beste ihrer Art, hat sich die Dudley - Galerie
doch insofern verdient gemacht, als sie talentvollen, den
vornehmsten Gesellschaftskreisen fernstehenden jungen Leuten
großmüthige Förderung und Unterstützung angedeihen ließ.
Sie begünstigt vorzugsweise die Landschast, was jedenfalls
zu loben ist, da die Figurenstücke zumeist an jener den
englischen Schulen eigenen Schwäche der Zeichnung und an
Mangel einer strengen Methode leiden. Die Zahl der
verkauften Stücke ist beträchtlich, wie denn überhaupt die
bessern Bilder auf allen Ausstellungen Londons in der Regel
raschen Absatz sinden. Die schon seit Jahren existi-
rende Gesellschaft englischer Künstlerinnen wird
zum Theil durch mildthätige Schenkungen unterhalten und
verdient um so größere Anerkennung, als sie bestrebt
ist, dem starken Ueberschuß derjenigen weiblichen Bevölke-
rung> Englands, die vermöge ihrer Bildung eine höhere
Stellung als Ladenmädchen und Putzmacherinnen bean-
spruchen, Förderung und Erwerb zu gewähren. Leider geht
das Trachten besonders talentvoller Malerinnen nach andern
Galerien, wo sie mehr Anerkennung und Verdienst zu sindeu
hosfen; trotzdem begegnen wir auch hier Namen vongutemKlang
wie z. B. Miß Tompsen, Mrs. Jopling, Miß Sophia Beale,
Miß Edwards, Mad. Bisschop und Miß Gilda Montalba.—
Die Gesellschast der Aquarellmaler, die ihre 86.
Ausstellung eröffnet hat, ist zweifellos die vorzüglichste Gesell-
schast dieser Art in England und vielleicht» in der ganzen
 
Annotationen