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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.5789#0344

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675

Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen — Vermischte Nachrichten.

676

die Frage nach der Lage des Jupitertempels einer erneuten
Untersuchung unterzogen und zu Gunsten des Hügels Caffa-
relli entschieden zu hciben. Sein Urtheil wird um so mehr
als unparteiisch gelten dürfen, als er selbst früher in einer
vorzüglichen Abhandlung über die Mauern des Servius,
veröffentlicht in den Annalen des deutschen archäologischen
Jnstituts von 1871, die entgegengesetzte Meinung scharfsinnig
vertheidigt hatte"

personalnachrichten.

Auszeichnung. Dem Direktor der Leipziger Kunst-
akademie, Professor L. Nieper, wurde in Anerkennung
seiner Verdienste um die genannte Akademie im Allgemeinen
sowohl als um die Reorganisation derselben nach dem Maß-
stabe einer Kunstgewerbeschule von dem Könige von Sachsen
das Ritterkreuz I. Classe des Albrechtsordens verliehen.

Prof. Fr. Schmidt wurde für die nächsten zwei Jahre
zum Rektor der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien
gewählt.

Prof. C. Lemckc verläßt Amsterdam, um einem ehren-
vollen Rufe an das Aachener Polptechnikum als Professor der
Aesthetik und Kunstgeschichte Folge zu leiften.

Samnilnngen und iAusstellungen.

Dcr Kasseler Bildergalerie steht eine Bereicherung be-
vor, welche die Kenner dieser Sammlung mit großer Freude
begrüßen werden. Die bislang in den Schlöfsern von Wa-
bern, Rotenburg und Hofgeismar aufbewahrten Gemälde
sind behufs einer genauerss Sichtung in den Räumen des
Bellevueschlosses aufgeftellt und wurden vor einigen Tagen,
auf Einladung des Geh. Raths Schöne aus Berlin, von
dem Galerie-Jnspektor Professor Aubel, Professor Bromeis
und Maler Katzenftein, zum Zwecke ihrer ferneren Placirung
in Augenschein genommen. Bei weitem die größte Anzahl
dieser Gemälde ist ohne künstlerischen Werth. Es bleiben
aber doch etwa dreißig oder mehr vorzügliche Kunstwerke, die
der Galerie zugewiesen werden könnten und eine weitere
Zierde derselben bilden werden. Darunter zwei Ruysdael,
einige Cuyp, Berghem, Roos, ein Hondekoeter, ein van der
Neer und noch andere Meister erften Ranges. Das in der
Galerie spärlich vertretene Fach der Landschaft wird dadurch
besonders eine höchst erwünschte Vervollständigung erfahren.
Eine recht glückliche Jdee ist es auch, die darunter befind-
lichen modernen Bilder, meist Figuren und Thierstücke aus der
Münchener Schule der zwanziger Jahre, als bezeichnend für
dieses Entwickelungsstadium der deutschen Malerei, in einem
Raume des Neubaues besonders aufzustellen.

Vermischte Uachrichten.

Neber den kürzlicb in London verübten Bilderdiebstahl

schreibt uns unser Korrespondent: Nicht wenig Aufsehen er-
regte vor einiger Zeit der mit unerhörter Frechheit ausge-
führte Diebstahl, dessen Gegenstand das berühmte Gemälde
von Gainsborough, die Herzogin von Devonshire in gan-
zer Figur darstellend, war. Dies Bild hat eine merkwürdige
Geschichte. Von dem Künstler, der bekanntlich um die Mitte
des vorigen Jahrhunderts zu hohem Ansehen kam und ein
Zeitgenosse und Rivale von Reynolds war, geht die Sage,
daß er, nachdem er die Herzogin gemalt, mit seiner Leistung
sehr wenig zufrieden gewesen und deshalb mit dem Borst-
pinsel über die Leinwand hingefahren sei, um die Malerei zu
verderben, die ein so unvollkommenes Bild von der Schön-
heit des Originals geliefert. Jnzwischen ist neuerdings ein
Äildniß der Herzoqin, das ebenfalls von Gainsborough ge-
malt sein soll — offenbar aber dasselbe durch Uebermalungen
und Ausbesserungen wiederhergestellte Original ift — auf
dem Londoner Kunstmarkte aüfgetaucht. Jm Jahre 1839
soll dasselbe für die geringe Summe von 50 St. verkauft
worden sein. Kürzlich kam dasselbe nun mit dem künstlerischen
Nachlaß eines angesehenen Kunstfreundes unter den Hammer
und wurde bei der Äuktion in einer Weise aufgeboten, wie
es wohl selten der Fall ift. Das erste Angebot lautete
gleich auf 1000 Guineen, das zweite auf 3000, jedes folgende
ftieg gleich um 500 bis 1000 Guineen, bis der Zuschlag bei
her enormen Summe von 10,100 Guineen erfolgte, dem

höchstenGebote, das je inLondon bei einer Bilderversteigerung
abgegeben wurde. Die Käufer waren die Kunsthändler
Agnew, die ihr großartiges Geschäft in London, Manchester
und Liverpool betreiben. Sie brachten das Gemälde in
ihrer Galerie in Bondstreet zur Ausstellung und kündigten
einen Stich nach demselben an, für welchen bereits die
Subskription aufgelegt wurde, als auf einmal nächtlicher
Weile Lie Leinwand stus dem Rahmen geschnitten und ab-
handen gekommen war. Trotz verschiedener Telegramme, die
sofort nach aller Welt Enden, wo nur irgend ein angemessener
Kunstverkehr vorhanden, abgefertigt wurden und trotz des
für den Wiederbringer ausgesetzten Preises von 1000 ^ St.
ist man den Dieben bisher nicht auf die Spur gekommen.
Gerüchtweise verlautete, daß den Bestohlenen anonym das
Anerbieten gemacht worden sei, sie gegen Zahlung von
2000 St. wieder in Besitz des Gemäldes zu bringen; das
hat sich jedoch nicht bestätigt. Es ist übrigens nicht abzu-
sehen, wie die Diebe ein so bekanntes und so großes Bild
— ganze Figur in Lebensgröße — verwerthen wollen, ohne
sich nicht sogleich selbst zu verrathen. ck. 6. L.

Die Arundel Society hat soeben ihren 27. Jahresbericht
herausgegeben, der ein erfreuliches Wachsthum der Gesell-
schaft und deren finanzielles Gedeihen nachweist. Die Ge-
sammteinnahme für 1875 aus Mitgliederbeiträgen und
anderen Einnahmequellen betrug 8547 ^ St. Die Haupt-
ausgabepoften sind die Kosten für die Originalzeichnungen
und Chromolithographien nach kunsthistorisch merkwürdigen
Frescomalereien und Oelgemälden sowie auch merkwürdigen
Grabdenkmälern. Bis jetzt ist noch kein Werk aus Groß-
britannien und Jrland publicirt worden, Jtalien war vor
Allem — und mit Recht — bevorzugt. Neuerdings sind je-
doch auch Gemälde von Dürer und Memling, die sich in
Deutschland befinden, an die Reihe gekommen. Das neueste
Unternehmen ist die Herausgabe des berühmten Memling'-
schen Altargemäldes in der Marienkirche zu Lübeck. Die
Reproduktion der neun Taseln, aus denen dieser Flügelaltar
besteht, wird drei Jahre in Anspruch nehmen. Fertig ist bis
jetzt erst das Mittelbild mit der Kreuzigung Christi, gezeichnet
und chromolithographirt von C. Schultz. Die von der
Gesellschaft in Dienst genommenen Künftler waren in folgen-
der Weise beschäftigt. Kaiser arbeitet seit mehreren Jahren
in San Francesco zu Assisi; — englische Kunftfreunde, die
seine Aquarelle nach Giotto's und Anderer Malereien sahen,
finden sie schwer in Farbe, gequält und ohne Leben in der
Pinselführung, wenn auch von einer gewissen mechanischen
Genauigkeit. Schultz hat ein kleines Triptychon von
Mabuse in Palermo kopirt. Fattorini hat sich an den
Seitenwänden der Sixtinischen Kapelle zu thun gemacht und
auch eine Kopie der berühmten Auferstehung von Piero
della Francesca in Borgo S. Sepolcro geliefert.

ck. 8. H..

Die LiiAllsli I'iLtu.rs lUrklislririA die

zu dem Zweck gegründet wurde, um ausschließlich englische
Gemälde in photographischem Pressendruck herauszugeben,
hat neulich die Liste ihrer diesjährigen Publikationen ver-
ösientlicht. Dieselbe zählt zwölf Reproduktionen nach Ge-
mälden von William Blake auf, von deren Ausftellung
in dem Lurlin^ton I?in6 ^.rts 6Iud bereits in diesen Blättern
die Rede war. Bei dem großen Jntereffe, welches augen-
blicklich für den geiftreichen, wenn auch überspannten Künstler
herrscht, ist die Wahl eine sehr zeitgemäße. Daneben figuriren
noch eineAnzahl Blätter nach Gemälden lebender Künstler. Zu
Gunsten des jungen llnternehmens hat der bekannte Kunst-
kritiker M. Rosetti kürzlich ein Wort eingelegt. Er sagt: „Jch
habe den Prospekt der in Aussicht genommenen Gesellschast
gelesen und wünsche dem Unternehmen allen nur möglichen
Ersolg, indem ich überzeugt bin, daß es in der ehrenvollften
und geschäftskundigsten Weise geleitet wird; dasselbe ist ganz
geeignet, den Beweis für die Lebendigkeit des Jnteresies zu
liefern, das an heimischer Kunst und heimischen Künstlern
in unserm Lande vorhanden ist." Wenn die Gesellschaft ihre
Publikationen auf englische Kunstwerke beschränkt, so hat dies
seinen Grund darin, daß die kontinentale Kunst uns rasch
in Photograxhien icnd anderen Vervielfältigungsarten ge-
boten wird. I. L.

8. Archäologische Gesellschast in Berlin. Sitzung vom
4. Juli. Nach Vorlegung von Conze's Statut des archäo-
 
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