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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 11.1876

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819

Kunstunterricht und Kunstpflege. — Sammlungen und Ausstellungen.

820

Thätigkeit plötzlich entrissen wurde, nmr im Jahre 1823 zu
Schwamberg in Böhmen geboren. Sein Vater war Stein-
metz, und obwohl derselbe die Absicht hatte, den Sohn für
denselben Erwerb zu erziehen, so gab er doch gerne dem
Drängen desselben nach, seiner Neigung zur Bildnerei folgen
zu dürfen. Zu diesem Behufe verfügte sich der junge Mel-
nitzky im Alter von sechzehn Jnhren zu seinem Oheim nach
Olniütz, welcher daselbst die Bildhauerei ausübte und dem
jungen Manne den ersten Unterricht insoweit ertheilen konnte,
daß derselbe nach einem Aufenthalte von sieben Jahren sich
bereits eine ganz tüchtige Technik angeeignet hatte. Um eine
höhere Ausbildung zu erlangen, begab sich Melnitzky nun
nach Wien. Nachdem er zunächst zwei Jahre in dem Atelier
des Direktors Klieber gearbeitet hatte, welcher bei seinen
zahlreichen Arbeiten den geschickten, fleißigen jungen Mann
zu verwenden wußte, und späterhin mit ein paar tüchtigen
künstlerischen Leistungen — dem MaNnor-Basrelief un.d
der Statue des heil. Johannes für die neue Kirche in
der Jägerzeile — in die Oesfentlichkeit getreten war, er-
schlossen sich ihm die bis dahin trotz mehrfacher Versuche
unüberschreitbaren Schranken der Akademie, nw er nunmehr
mit sellenem Fleiße und zweimal preisgekrönt seiner gänz-
lichen Ausbildung oblag, um nicht lange danach in der
eigenen Werkstätte einer der beschäftigtsten Bildhauer Wiens
zu werden. — Sein sehnlichster Wunsch, das Land aller
Kunst, Jtalien zu bereisen, blieb leider unerfüllt. Außer
einer im Jahre 1851 unternommenen Reise durch Deutsch-
land, wobei sich der Künstler in den bedeutendsten Städten
durch Betrachtung ihrerBildhauer- und sonstigenMonumental-
arbeiten in seinen eigenen Anschauungen reifte und festigte,
ist er nie viel über die Scholle hinausgekommen. Dafür
aber auch arbeitete er mehr als irgend einer seiner Genossen,
und wenn den Leistungen Melnitzky's hie und da der Vor-
wurf gemacht wurde, es mangle denselben jene künstlerische
Vertiefung, welche das Kunstwerk über das'Niveau der
plastischen Dekoration heraushebt, so dürfte sich dieser Mangel
wohl hauptsächlich aus dem Wesen der ihm gewordenen Aus-
träge erklären, bei welchen der wahre, ideale Zweck der Kunst
weniger als die rasche und billigeAussührung in's Auge gefaßt
wurde. Die Werke Melnitzky's zeichnen sich jedoch entschieden
durch eine meist sehr richtig gewählte und zweckentsprechende
Erscheinung aus, und die Ärt, mit welcher sich der Meister
in seinen Gebilden dem auszuschmückenden Objekte unterzu-
ordnen verstand, war stets eine wohlerwogene und stil-
volle. Die künstlerische Beurtheilung, welche Melnitzky im
Allgemeinen erfuhr, war sehr häusig eine getheilte; doch in
Einem dürften die Meinungen kaum auseinander gehen, nüm-
lich in der Anerkennung und Würdigung der Korrektheit,
welche allen seinen Werken eigen ist uno die wieder aus der
strengen Gewissenhaftigkeit hervorging, welche des Künstlers
Arbeiten auch in ihrer technischen Äusführung über jeden
Tadel erheben. Des Meisters Werke sind mit wenigen Aus-
nahmen in Wien zu sinden, sie schmücken Paläste und Häuser,
Brücken und Brunnen, Grabmäler und Kirchen. Er ar-
beitete in jeder Technik der Bildnerei mit gleicher Gewandt-
heit, und wenn er vor anderen seiner Fachgenossen mit Auf-
trägen überhäuft war, so mochte dies eben sowohl in der
Schmiegsamkeit seines Talents, als auch in einep gewissen
Bescheidenheit zu suchen sein, mit der er seine Bedingungen
zu stellen oder zu akkordiren verstand. Melnitzky war wirk-
liches Mitglied der k. k. Akademie der bildenden Künste.

Eugcn Fromentin, der tresfliche Maler und geistvolle
Schriftsteller, ist am 27. August in St. Maurice, in der Nähe
von La Rochelle, wo er 1820 geboren wurde, an den Folgen
einer Geschwulst plötzlich gestorben.

kttlckmlltrncht mck üilttHpllegr.

Rcstaurationen italienischer Baudenkmäler. Der

Artisiiou" entnehmen wir nachstehende Notizen über beab-
sichtigte Restaurationen an Baudenkmalen sammt den hiefür
veranschlagten Kosten.

1. Für die Restauration des Battisterio in Navenna
58,000 Lire;

2. sür das Grabmal des Königs Theodorich daselbst
13,074 Lire;

3. für den Triumphbogen des Alfons von Aragonien
in Neapel vorläufig 1>i0,000 Lire;

4. für den herzoglichen Palast in Urbino 50,000 Lire;

5. für den Dom in Orvieto, desscn Dachung so ruinos,
daß die Fresken in höchster Gefahr, 93,150 Lire;

0. für die Basilika von S. Micchele Maggiore in Pavia
19,136 Lire;

7. für Restauration der Fayade des Domes in Amalfi '
96,089 Lire;

8. für Herstellung der alten Form des Daches auf dem
Dom in Lucera 95,000 Lire;

9. für die Frauenkirche in Visso 22,000 Lire;

10. sür den herzoglichen Palast in Mantua 16,200 Lire;

ttl. für die Basilika des heil. Franciscus in Assissi
8,269 Lire;

12. für den Dom in Cephalu 9,369 Lire;

13. für den Dogenpalast in Venedig 570,000 Lire und

14. sür Sta. Maria della Pieve in Ärezzo 24,690 Lire.

Sammlttttgett uttd Ausstellttttgett.

Die fünfzigste Berliner akademische Ausstellung ist am
5. September in dem nach den Plänen des Baumeister
Aug. Orth ausgeführten provisorischen Gebäude auf der
Ästuseumsinsel eröffnet worden. Das äußerlich ganz unschein-
bareBauwerk umschließt außer einigen quadratischen Sälen mit
Oberlicht eineReihe parallel hinter einander liegender korridor-
artiger Räume mit hohem Seitenlicht, sodaß in der ganzen
Ausstellung eine durchaus gleichmäßige und zweckentsprechende
Beleuchtung herrscht. Die Wände sind, soweit es sich um
Oelgemälde handelt, in den Seitenlichträumen nur einseitig
behangen, abgesehen von den kurzen Schmalseiten, die zum
Theil auch als Behangsläche benutzt worden sin^- Der Be-
schauer hat die Lichtösfnung hoch über sich im Rücken und
kann in Folge der bequemen Cirkulation des Publikums mit
vollem Behagen sämmtliche Bilder betrachten, zumal da für
die Höhe der Behangsläche die Rücksicht auf die normale
Sehkraft des Auges maßgebend gewesen. Zur Erhöhung
der Behaglichkeit dient überdies der Umstand, daß ein Cafo
und eine Restauration in unmittelbarer Verbindung mit den
Ausstellungsräumen stehen — der Besucher also seiner leib-
lichen Bedürfnisse halber den Aufenthalt in denselben nicht
abzukürzen braucht. — Der Katalog weist im Ganzen 1079
Nummern nach, von denen 826 auf Gemälde, 106 auf
Aquarclle und Zeichnungen, 29 auf die reproduzirenden
Künste, der Rest mit 117 auf plastische Gegenstände kommen.

0. Aus Düsscldorf. Die Geschichte der letzten Jahre
bietet unsern Künstlern den reichsten Stoss zu historischen
Darstellungen. So hat sich auch Pros. W. Camphausen
wiederum an einem Vorgang aus dem Kriege 1870—1871
versucht und ist besser in die Bedeutung desselben einge-
drungen, als es ihm bisher bei ähnlichen Gegenständen ge-
lungen mar. Der Sturz der Napoleonischen Dynastie, die
Demüthigung Frankreichs steht in diesem Bilde vor unsern
Augen. Wir sehen den entthronten Herrscher auf der Fahrt
zu König Wilhelni begrisfen, um ihn im Wagen zwei seiner
Generäle und ein jugendlicher Adjutant, neben ihm herreitend
Bismark, der Mann der That, der Hauptvollbringer des
Geschehenen. Um das Gefährt gruppiren sich franzöfische
und deutsche Krieger, welche an den armen Opfern des
Kampfes, die sterbend am Wege liegen, vorübersausen. Die
Landschaft ist düster und nebelig, so trostlos und reizlos,
wie das Dasein des ausgelebten'Mannes, des ruhmlos Ge-
sallenen. Seine schlaffe Haltung, seine matten Züge sprechen
von einem verfehlten Leben und nahen Untergang. Dies
Gebrochensein an Leib und Seele, dies sich selbst Äufgeben
erweckt in dem Beschauer ein Gefühl von peinigendem Mit-
leid und öder Trauer. Tragischer fast als das Ende eines
Helden berührt dies thatenlose Auslöschen eines bedeutenden
Menschen. Möchte nur, als Gegensatz und geistige Krästi-
gung, die Gestalt Bismark's besser ihrem großen Vorbild
entsprechen! Hier aber glauben wir eher einen strammen,
derben Unterofsizier vor uns zu sehen, als den welthistorischen
Charakter, den bedeutendsten Mann unserer Zeit. Ein minder
großer Uebelstand, aber doch ein Uebelstand ist es, daß der
Wagen des Kaisers in Mitte der sich schnell fortbewegenden
Reiter sast stille zu stehen scheint. Vergebens sieht man sich
nach einemHinderniß auf der ebenenStraße um.—B.Vautier,
 
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