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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0031

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Vernnschte Nachrichten.

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^"ssrge Modellirung. Namentlich in der Hüftgegend ist vieles
Av -,rund" geraten; Knochen dürfen auch emer Bakchantin
"fcht fehlen. Gegen den skurzirten Arm ihres Gemahls tragen
">fr ebenfalls Bedenken. Das Bild von Matejko stellt die
"OUsammenkunft des Kaisers Maximilian I. mit den Za-
gellonenkönigen Sigismund I. von Polen und Wladislaus
^on Ungarn und Böhmen dar" und wurde von dem Künstler
"ulcißlich der Kaiserreise in Galizien Seiner Majestät ge-
sdrdmet. Hier beherrscht im Gegensatze zu Makart wieder
Zeichnung alles und die Farbe könnts als überflüssige
-ochgabe betrachtet werden Matejko liebt es immer im
"Gewühl" zu arbeiten, seins Scenerien sind in der Regel
vollgepropft von Personen, denen weder im einzelnen die
scharfe Charakteristik noch in ihrem Zusammenhange ein
lebensvoller dramatischer Zug abzusprechen ist; aber er
kürnmert sich wenig darum, ob sich seine Gruppen auch ma-
kensch ordnen. Seine schwachen Seiten bleiben immer die
Beherrschung des Räumlichen und die malerische Behandlung
oer Beleuchtung. Auch auf diesem Bilde, so großartig die
Komposition angelegt ist, und so schöne Einzslheiten die-
selbe aufzuweisen hat, schwimmt alles in ein und derselben
Lichtgrelle, und jeder Kopf, jedes Gewandstück drängt sich
M seiner interessanten Ausführung vor, so daß der Total-
eindruck vollends wie im Raketenregen zerstiebt. Ein Lands-
>nann Matejko's, A. F. Piotrowski, bekundet in seinen
„Polnischen Reitern im Gehölze auf Vorposten" ein hübsches
Talent sür Farbe und Stimmung; sonst lüßt die Scene
Kiemlich kalt. Keck auf die Leinwand geworsen und in der
Farbe zu bedeutendem malerischem Efsekt gesteigert ist H.
Schneiders durch Reproduktionen weit bekanntes „Ren-
contre auf dem Meere". Eine gewitterschwangere Atmo-
sphäre lagert über diesen Kähnen; ein Blitz mit der gezückten
Klinge und das Wetter hat seinen Lauf. Zum Kontraste
ist Schneiders Gemälde mit den grau in grau gemalten
JllustrationenE.B eckmannszu FritzReuterschen Dichtungen
garnirt. Der gemütvolle Ton des kleinstädtischen Lebens,
die biedern Charaktere der Reuterschen Erzählungen sind auf
den 30 Blättern (die zur photographischen Vervielfältigung
bestimmt sind), köstlich geschildert. Die Kompositionen sind
»icht im großen Stil angelegt, wir finden nichts gemachtes
in ihnen; sie sind der Dichtung entsprechend schlicht erzählend,
aber herzgewinnend. Auch die Landschaft bietet diesmal
ihre poetischen Motive, und zwar in Maraks vier Jahres-
zeiten; es sind Kohlenzeichnungen von zartester Stimmung.
Einen schon früher gesehenen Karton „Solitüde", ein ver-
fallenes Waldschloß, hat der Künstler nicht zum Vorteile der
Komposition in Farbe gesetzt. Ein effektvolles Gemälde hat
W. Obermüllner in seinem „Donau-Eisstoß während des
Winters 1879—80" geliefert. Wer Augenzeuge des grotz-
artigen Schauspiels gewesen ist, kann von der Treus, mit
welcher der Künstler die weitläufige Scenerie wiedergegeben
hat, nur überrascht sein. Jos. Hofsmann brachte ein in-
teressantes Motiv aus den Schwarzenbergschen Urwäldern
M Böhmen zur Schau. A. Hirschls „Scene aus dem
Hannibalzug über die Alpen" hat recht ergreifende Züge;
doch ist das Bild für den Gegenstand zu groß geraten.
Gab. Max ist mit vier Handzeichnungen und einem Olbild
„Nach dem Bade", wahrscheinlich einer ältern Studis, ver-
treten; die Holde, die uns auf ihrem Ruhebett den Rücken
zeigt, ist in ihrer Position nicht geeignet, zu tieferem Nach-
denken anzuregen - was man sonst von Maxschen Bildern
erwartet. Unter einer Reihe recht anmutiger Genrebildchen
find namentlich C. Wünnenbergs „Jdylle" (eine vornehme
Dame füttert amParkteichSchwäne), dann W. Leopolskp's
„Bauer, dem die Cigarre nicht brennen will", ferner die
Arbeiten von Bos, Plassan und Brissot hervorzuheben.
Auch unsere treffliche Kleinmalerin Kamilla Friedländer
hat sich wieder mit zwei reizvollen Bildchen eingefunden,
die in ihrer Art ihresgleichen suchen.

Vermischte Nachrichten.

^ Die Wiener Monumentalbauten haben in der dies-
jährigen Bausaison bedeutende Fortschritte gemacht. Die
Kuppeln der k. Hofmuseen sind in ihrer Dächkonstruktion
vollendet und gegenwärtig in der Eindeckung begriffen. Auf
dsr Spitze des kunsthistorischen Museums ragt „Pallas
Athene", auf der des naturhistorischen „Helios" in die

Lüfte. Diese beiden Figuren sind je elf Fuß hoch, von
Benk modellirt und in der k. k. Erzgießerei aus Bronze
gegossen. Die vier Ecktürmchen, welche die Vermittlung
zwischen dem viereckigen Plateau, auf welchem bei beiden
Museen die Kuppel ruht, und der achteckigen Kuppel selbst
bildcn, nehmen je neun Fuß großc Statuen in sitzender
Stellung auf, und zwar symbolisiren dis visr auf dem kunst-
historischen Museum die vier Eigenschaften, die den Künstler
zur Meisterschast sühren, nämlich Begabung, Willenskraft,
Begeisterung und Maß. Die Staluen wurden vom Bild-
hauer Gastell verfertigt. Die auf dem naturhistorischen
Museum symbolisiren die vier Weltreiche; sie sind vom Bild-
hauer Silbernagel. Die ornamentale Steinarbeit an den
obern Teilen naht der Vollendung, der Bau der k. k. Hof-
museen wird im heurigen Jahre noch von auhen vollständig
abgeschlossen werden, im Innern werden die Lokalitäten im
Tiefparterre ihrer Vollendung entgegengebracht. — Beim
neuen Hofburgtheater ward im rückwärtigen Teils mit der
Versetzung des Hauptgesimses begonnen. Die Flügelbauten
sind bis zur Käinpferhöhe gediehen; nur der Mittelbau ist
wegen unzuläuglicher Steinlieferung. dis mit großsn Schwie-
rigkeiten verbunden ist, etwas zurückgeblieben. Für die or-
namentale Arbeit an den Kapitälen ist bereits die Bild-
Hauer-Assoeiation (Schwarzer) in voller Thätigkeit. Der
ganze Bau wird im kommenden Jahre, wenn nicht unvor-
hergesehene Ereignisse eintreten, unter Dach gebracht sein.

— Beim Reichsratsgebäude wird an der Ventilation,
Heizung und Beleuchtung mit grotzem Fleiß gearbeitet.
Bei der Anlage der Maschinen für die letztere wurde
Rücksicht auf elektrisches Licht genommen. Die Stuckarbeiten
für die Plafonds in den Sitzungssälen sowohl alS in den
Büreaus sind größtenteils fertig- Anf der Seite des Hsrren-
hauses schmücken bereits Karyatiden (von Pilz) die Zufahrt
für den Kaiser. Den gleichen Schmuck erhält das Haus der
Abgeordneten durch Karyatiden von Benk. — Beim Justiz-
palaste wurdsn im Vestibüle kürzlich die Votivtafeln
angebracht. Jn der Centralhalle, dem bedeutendsten archi-
tektonischen Teile des Gebäudes, sind Steinmetzen und Maler
vollauf thätig. Diess Halle macht durch ihre Säulenpracht
und durch ihre doppelte Galerie einen überraschenden Ein-
druck. An den Wänden prangen die in Stein gearbeiteten
Wappsn der östsrreichischen Kronländer. Den Lichtpunkt
bildet die überlebensgroße Statue der Justitia, über welcher
der Reichsadler schwebt. Durch eine buntfarbige Glasdecke
füllt das Licht ein. Eine stattliche Marmortreppe führt von
der Halle direkt zu den Galerien im großen Festsaale, der
von einer Kuppel gekrönt wird, und zu den übrigen Räumen
des Gerichtshofes. Jedenfalls dürfts das ausgsdehnte Ge-
bäude schon im nächsten Iahre seiner Bestimmung zugeführt
werden. Der Justizpalast wird auch von Gartenanlagen
umgeben sein, mit deren Herstellung kürzlich begonnen wurde.

— Zu den imposantesten von allen diesen Schöpfungen ge-
hört das Rathaus,an deni im Laufe des Jahres namentlich
dis Ecktürms und Seitenfayaden in ihren obern Teilen fertig
gestellt und in ihrer zierlichen Pracht enthüllt wurden. —
Der Universitätsbau erhält soeben durch die rüstig
emporsteigende Bibliothek nun auch dsn westlichen Abschluß
seines Riesenhofes. Auch wurden die Figuren auf den Seiten-
sapaden und eine der kleinen Eckkuppeln aufgestellt.

^ Jm ncuen Stadthause zu Pest werden die sechs
größern Wandnischen mit allegorischen Bildern von Lotz
ausgemalt, welche Ende 1881 vollendet sein sollen. Der
Künstler erhält dafür 6000 Fl. Honorar. Die zwölf kleinern
Nischen werden mit Büsten ausgefüllt.

^ Der Plaß für das Wiener Tegetthoff-Denkmal wird
neuerdings wieder lebhaft in Frags' gezogen. Bekamitlich
ist dafür bis jetzt der Garten vor der Votivkirche bestiinint
und ein inniger Gedankenzusammenhang besteht ja zwischen
dem Stifter dieses Gotteshauses und dem Seehelden von
Lissa. Aber der Platz ist nicht ganz günstig: an und für
sich paßt das hohe, als oolninnu rostrata gedachte Tegett-
Hoff-Monuinent nicht gut vor die Fayade der gotischen Kirche.
Dann hat nuch der bestimmts Punkt kein symmctrisches Ver-
hältnis zu den Flanken des Platzes; er liegt näher an der
Währinger- als an der Universitätsstraße; er befindet sich
wohl iii der Flucht des Franzensrings, aber nicht in
der des Schottenrings. Jn allen diesen Beziehungen wird
der Platz bei weitem überragt vom Praterstern, dessen
 
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