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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Verschiedenes / Inserate
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Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten. — Vom Kunstmarkt.

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Nachricht des „Standard" zufolge in Lydien die Reste des i
sogen. Tantalosgrabes und des „Thrones des Pelops" von I
neuem untersucht, — Oberhalb der Bucht von Zea (bei
Athen) fand man die Stufen eines Theaters. — Neue Aus-
grabungen am Westabhange der Akropolis führten zur Auf-
findung interessanter Skulpturen, u. a. eines Reliefs mit
einer schönen Quadriga.

5ammlungen und Ausstellungen.

IlA. Aus dem Münchener Kunstverein ist menig zu be-
richten. Es muß als eine eigentümliche Thatsache bezeichnet
werden, daß von den vier hervorragendsten Münchener
Künstlern, welche sich dis Darstellung tirolischer und ober-
baierischer Volkstypen zur Aufgabe machen, zwei Tiroler
sind, nämlich Defregger und Mathias Schmid, und zwei
dem Norden Deutschlands angehören: Hugo Kauffmann und
Adolf Lüben. Die Kritik hat in der letzten Zeit Veranlassung
genommen, Hugo Kauffmann darauf aufmerksam zu machen,
daß er dabei nicht mehr mit seiner frühern Unbefangenheit
zu Werke gehe, sondern im Bestreben nach Schärfe der
Charakteristik ins Chargiren gerate, und man muß gestehen,
daß dieses Urtsil der Begründung nicht ganz entbehrt.
Adolf Lüben anderseits schlietzt sich mehr an die Bestre-
bungen Defreggers an und bewährt dabei ein bedeutendes
Talent für feine Beobachtung und Wiedergabe der eigen-
artigen Momente der Erscheinungen. Abgesehen davon
ziehen Lübens Arbeiten — und das galt auch von seiner
neusten „Wirtshausscene" — durch ebenso sorgfältige wie
freie technische Behandlung an. Ferdinand Knab brachte
ein Gemälde von geradezu blendender Schönheit. Jn seinem
„Verhallten Evviva" paart sich mit der ihm eignen unvergleich-
lichen Farbenkraft eine überaus klare Zeichnung. Durch das
Verhältnis, in welches der Künstler die Bögen des römischsn
Baues zum landschaftlichen Teile gesetzt hat, erscheint der
Übergang in das tiefe Azurblau des südlichen Himmels
trefflich vermittelt und gleichzeitig jenes Helldunkel im Vor-
dsrgrunde gsrechtfertigt, in welchem Knab so vollendete
Meisterschaft besitzt. Ein mehr als gewöhnliches Jnteresse
bot ein Teil von Eugen Adams künstlerischem Nachlaß. Was
wir da sahen, reicht sreilich nicht an ähnliche Zeichnungen
seines weltberühmten Bruders Franz hinan, zeugte aber
von einem immerhin sehr achtenswerten Talent für rasches
Erfassen und charakteristische Wiedergabe der gegebenen Si-
tuation. Sein letztes Bild^ „Ein Schäfer, bei seiner Herde
vor einsm Kruzifix betend" scheint darauf hinzuweisen, daß
auch er traurige Erfahrungen über die Rentabilität der
Schlachtenmalerei machen mutzte. Am schätzbarsten schienen
mir die Studien aus Bosnien und den ' angrenzenden
Ländern.

Vermischte Nachrichten.

L. t?. Der Vecei» fiir die Kunst des Mittelaltcrs und
der Neuzeit in Berlin eröffnete mit seiner Sitzung vom
7. Oktober die neue Saison. Der Präsident Prüfer er-
innerte an den schmerzlichen Verlust, den der Verein wäh-
rend der Ferienzeit durch den Hingang des treuen und
langjährigen Mitgliedes Oberbaurat Strack erlitten hatte,
und bat, das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von
den Sitzen zu ehren. Hierauf übernahm Or. Adolf Rosen-
berg die Hauptaufgabe des Abends, indem er in einem
knappen, spannenden Vortrage die wichtigsten Momente aus
der Baugeschichte des Kölner Domes hervorhob; seine Aus-
führungen erhielten größere Anschaulichkeit durch die Vor-
lage guter Abbildungen, namentlich auch des ganz vortreff-
lichen Holzschnittes nach Franz Schmitz in dem Septemberhefte
dieser Zeitschrift. Jn der an den geschickt angelegten und
interessanten Vortrag sich anschließenden Debatte wurde auf
das Kühle und Abstrakte, was dem gewaltigsten gotischen
Bauwerke bei aller seiner Großartigkeit anzufühlen 'sei, hin-
gewiesen; man kam überein, daß der Grund davon eben
darin zu suchen sei, daß man von den Mustern des gotischen
Mutterlandes Franciens ausgehend, hier an den Ufern des
Rheinsli wenigerMitIfrischer Naivetät,! als mit groß an-
gelegter Reflexion ans Werk ging. Auch kam die Sprache
auf die zum Teil rechtz unerfreuliche^innere Geschichte des
modernen Dombaues, welche neben der glänzenden äußern

nebenher geht, und auf die zahlreichen Willkürlichkeiten,
wslche den beiden modernen Bauleitern zuzuschreiben seien-
Der genußreiche Abend schloß mit der Besichtigung zah6
reicher Vorlagen, namentlich neuer Braunscher Photographien,
welche wie gewöhnlich die bereitwillige Hülfe des Herrn E-
Quaas geliefert hatte. Mehrfache anwesende Gäste bewiesen,
daß der Verein Aussicht hat, sich wisder zu verstärken;
neu hinzugetreten ist u. a. der Regierungsbaumeister Otto
March.

L. Werners Kaiserporträt. Unter den vielen Porträts
des greisen deutschen Kaisers nimmt ein soeben (im Verlage
von Paul Bette zu Berlin) in Lichtdruck erschienenes Bild
desselben eine hervorragende Stelle ein. Dasselbe ist ein
getreues Faksimile der am 13. Febr. 1880 von dem Aka-
demiedirektor A. v. Werner gezeichneten Kreidezeichnung,
welche im Original auf der diesjährigen akademischen Aus-
stellung zu Berlin zur Schau gestellt ist. Dieses Porträt
ist nicht nur außerordentlich ähnlich und lebensvoll, treu
und wahr, sondern von vortrefflicher Auffassung und voll
Charakter, dabei mit den einfachsten Mitteln in hoher künst-
lerischer und technischer Vollendung ausgeführt. — Von den
Reproduktionen in Lichtdruck sind zwei Ausgaben veranstaltet,
eine größere, wenig kleiner als das Original, und eine kleinere,
welche zugleich eine Fortsetzung des (in demselben Verlage
erschienenen), jetzt aus 48 Blatt bestehenden Sammelwerkes
„Studienköpfe berühmter Zeitgenossen" von A. v. Werner
bildet.

« Dem Britischen Museum ist ein bedeutendes Legat
(von etwa 1 >/» Mill. Mk.) zugefallen, welches zur Ausführung
des längst notwendig gewordenen Erweiterungsbaues ver-
wendet werden soll. Die griechischen Altertümer und ein
Teil der Druckwerke und Handzeichnungen werden auf diese
Weise neu placirt werden können.

Vom Aunstmarkt.

1?. Vom Berliner Kunstmarkt. Den hervorragenderen
Berliner Kunsthandlungen hat fich im Laufe des Oktober
eine neue, von Fritz Gurlitt, dem Sohne des bekannten
Landschaftsmalers, in der Behrenstraße 29 erösfnete hinzu-
gesellt, die ihrer ganzen Anlage nach über den in Berlin
bisher meist üblichen Rahmen hinausgeht. Während sie
ihren Schwerpunkt in der modernen Malerei sucht, faßt sie
doch zugleich auch dis ältere Kunst und die älters so-
wie die moderne Kunstindustrie ins Auge. Ein ansehnliches
Stillleben und ein großes Blumenstück niederländischer Her-
kunft, einige antike und italienische Skulpturen in Stein und
Terrakotta, figürliche und ornamentale Holzschnitzereien der
spätern Renaissance, eine stattliche Kollektion moderner
italienischer Majoliken und geschnitzter Bilderrahmen, sowie
eine Anzahl aus den Abruzzen stammender grobgewebter
Teppiche von eigenartigem dekorativem Effekt als Proben
einer interessanten nationalen Hausindustrie bildeten das
Repertoire, mit dem das Etablissement auf den letztern Ge-
bieten debütirte, während wir unter den modernen Gemälden
einer Reihe zum überwiegenden Teile vortrefflicher Arbeiten
von A. und O. Achenbach, Gurlitt, Gude, Dücker,
Kalckreuth, Gabr. Max, Camphausen, C. Becker,
O. Begas, Thumann, Nikutowski („Scene aus der
polnischen Jnsurrektion" von außerordentlich charakteristischer
Durchführung), Kirchmapr, C. Kiesel u. a. sowie einer
Reihe von Zeichnungen von Führich, einem Bildnis der
Charlotte Corday von dem Russen Tschoumakoff und einer
Anzahl von Gemälden des gleich ihm bisher in Berlin un-
bekannt gebliebenen, zum erstenmal auf der diesjährigen
akademischen Ausstellung erschienenen russischen Landschafters
Julius von Klever begegneten, der sich in den hier wie
dort vorgeführten Arbeiten als ein ebenso origineller wie
gründlich durchgebildeter Künstler erweist. Mit durchaus
realistischer Auffassung der seiner heimatlichen Natur ent-
lehnten Motive verbindet er eine ungesucht poetische Stim-
mung. ^ Namentlich ist an einem „Motiv von der Jnsel
Nargen'beiMeval" die Kraft und Feinheit des Tons und
die meisterlichs Durchführung der spätabendlichen Beleuchtung
hervorzuheben.

Herr Alexander Posonyi hat sein Kunstgeschäft in Wien
aufgegeben und ist nach Paris übergesiedelt. Gleichzeitig
mit dieser Nachricht erhalten wir die Mitteilung, daß der
 
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