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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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249

Kunsthandel. — Konkurrenzen. — Sammlungen und Ausstellungen.

250

^vorden ist und demnach auch schon manche Nachbil-
vung erfahren hat.

Von den Gebäuden für wissenschaftliche und ge-
ichäftliche Zwecke, welche Gropius und Schmieden ge-
vwinsam ausgeführt oder entworfen haben/sind zn
uennen: die Universität Kiel mit ihren Nebengebäuden
(Vibliothek, physiologischem, anatomischem, botanischem
stnd zoologischem Jnstitut), die Universitätsbibliothek
ln Greifswald, das Verwaltungsgebäude der Berlin-
Hamburger Eisenbahn, das Bankhaus der Berliner
Handelsgesellschaft und das des Berliner Kassenvereins,
das Reichsbankgebäude in Erfurt und das Reichs-
Postgebäude in Kassel. Die Liste ihrer Arbeiten ist
bamit noch lange nicht erschöpft. Doch zeigen jene
angeführten Beispiele genugsam, wie vielseitig und um-
fassend ihre Thätigkeit war und mit welchem eminent
Praktischen Geschick sie die heterogensten Aufgaben zn
lösen wußten, wie sie im Nutzbau und im Kunstbau
gleich hervorragendes leisteten. Die Fayaden ihrer Ge-
bäude, in welcher sich Ernst und Strenge der Con-
ception mit Gediegenheit der Ausführung paart, sind
immer der treueste Ausdruck ihrer Bestimmung. Jn
der strengen Schule des Griechentums erzogen, hat
Gropius stets eine allzureiche Dekoration der Fayaden,
lvie sie namentlich während des letzten Jahrzehnts in
der Berliner Architektur Mode geworden ist, vermicden.
Seine Bauten tragen gewöhnlich eine gewisse Nüchtern-
heit zur Schau, über welche nur der Adel seiner For-
men und die eindrucksvolle Gruppirung der Bauteile
hinweghelfen. Daß dies jedoch nur in seinen künstle-
rischen Prinzipien, nicht etwa in einer Beschränkung
seines Könnens begründet war, beweisen seine letzten
größeren Bauten: die Kunstschule und das Kunstge-
werbemuseum in Berlin. Beide Fapaden sind durch
eine sehr glückliche Zusammenstellung von Backstein und
Haustein, von farbigen glasirten Terrakotten und Glas-
Mosaiken auf eine durchaus malerische Wirkung be-
rechnet, Welche beweist, wie hoch Gropius die Farbe
auch in der Ärchitektur zu schätzen wußte und wie sehr
sein Farbensinn entwickelt war.

Auch auf die Berliner Privatarchitektur haben
Gropius und Schmieden einen bedeutenden Einfluß
gehabt. Namentlich haben sie auf eine zweckmäßige
Durchbildung des städtischen Wohnhauses ihr Augen-
merk gerichtet und Berlin mit zahlreichen Muster-
schöpfungen dieser Gattung bereichert. Jhr letzter ge-
meinsamer Erfolg war der erste Preis in der Kon-
kurrenz um das Leipziger Konzerthaus und die kleine
goldene Medaille der akademischen Kunstausstellung,
welcher ihnen dieser meisterhafte Entwurf einbrachte.

Um die Begründung des deutschen Gewerbe-
museums hat sich Gropius große Verdienste erworben,
größere noch als Direktor der königlichen Kunstschule,
der er seit 1869 bis kurz vor seinem Tode vorstand,
durch Lehre und Beispiel unermüdlich wirkend. Die
aufreibende Thätigkeit, der sich Gropius während des
letzten Jahrzehnts hingab, hat seinem verdienstvollen
Leben ein vorzeitiges Ende bereitet.

Adolf Rosenberg.

Aunsthandel.

U. L. Von der „Liebhaber-Bibliothek alter Jllustratoren"
M Facsimile-Reproduktion", welche Ur. Georg Hirth in
Äünchen herausgiebt, wurde kürzlich das zweite Heft„Jost

Ammans Kartenspielbuch" in vortrefflichster Nachbil-
dung publicirt.

Aus Meldorf inSchleswig-Holstein wird uns geschrieben:
Je seltener in diesen Blättern von den Nordmarken unseres
deutschen Vaterlandes und vollends von der Westküste der-
selben die Rede gewesen ist und auch wohl künftig sein wird,
um so mehr möchte Unterzeichneter dis Leser der Kunst-
chronik auf eine Publikation aufmerksam machen, welche in
diesen Tagen von dem Photographen Claussen in Meldorf
(Kreis Süder-Dithmarschen) ausgegangen ist. Es betrifft
dieselbe nämlich die in dem Markus Swpnschen Hause
zu Lehe bei Lunden sKreis Vorder-Dithmarschen) befind-
lichen altertümlichen Schnitzwerke, welche zu dem Besten
gehören, was die alte schleswig - holsteinische Holzschnitzkunst
geliefert hat. Das Markus Swynsche Haus ist wohl das
einzige in Dithmarschen, welchss in seiner inneren Einrich-
tung sich so unverändert seit jener Zeit erhalten hat und
noch heute von dem Wohlstande seines einstigen Besitzers
zeugt, weshalb es vor kurzem von der Landschaft Vorder-
Dithmarschsn angekauft ist, damit dasunvergleichlicheDenkmal
erhalten bleibs. Die Swynen gehörten zu dem Wurtmanns-
geschlecht, welches schon von alters her im Dithmarsischen
Freistaat berühmt und über viele Kirchspiele verbreitet war,
und bildeten nebst den Nannen eine der mächtigsten Kluften
derselben; sis selbst hatten ihren Wohnsitz schon vor mehr
als einem halben Jahrtausend in Lunden. Markus Swyn,
der in seiner Jugend eins sorgfältige gelehrte Bildung ge-
nossen hatte, wurde im Jahre 1559 nach Eroberung des
Landes von dem Herzog Adolf von Holstein zum Landvogt
von Dithmarschen ernannt und suchte in dieser Stellung so-
viel, wie er konnte, von den alten Freiheiten des Landes
zu retten. Er starb im Jahre 1585 in einem Alter von 62
Jahren. Die Publikation dss Herrn Claussen umfaßt im
ganzen sieben Photographien in einer Mappe, bestehend aus
dem Bildnis Markus Swyns und seiner Gattin (das Ori-
ginal befindst sich im Museum Dithmarsischer Altertümer zu
Meldorf), ferner einer kleineren Ansicht des Swynschen Hauses
von der Rückseite, wo das große Familienzimmer (Pesel ge-
nannt) sich befindet, dann diesem selbst und einzelner Teile
desselhen, als einem großen, herrlich geschnitzten Schranke,
einer Bettstelle, dem Kamin und einem Fenster mit ge-
schnitzten Seitenwänden.

Professor Or. Chalybaeus.

Aonkurrenzen.

Aus Frankfurt a. M. wird geschrieben: Seit der Kon-
kurrenz um den Entwurf für ein deutsches Reichstagsgebäude
im Jahre 1872 hat kein architektonischer Wettstreit in Deutsch-
land eine ähnliche Beteiligung gefunden, wie die vor einigen
Monaten von der hiesigen Königlichen Eisenbahn-Direktion
ausgeschriebene Konkurrenz für Entwürfe zum Em-
pfangsgebäude des neuen Centralbahnhofes hier-
selbst. Nicht weniger als 69 Arbeiten mit etwa 530 Blatt
Zeichnungen sind eingegangen, deren Verfasser größtenteils
zu den bedeutendsten Architekten Deutschlands zählen. Außer
fast sämtlichen hieügen sind namentlich die Berliner und
Hamburger Architekten zahlreich vertreten. Von rheinischen
Baumeistern haben sich beteiligt Prätorius und A. Jding
aus Köln, Schellen und Kuntze aus Koblenz, Frentzen aus
Aachen, Jändges, Boldt L Frings, und Hermann aus
Düsseldorf. Zunächst unterliegen die Arbeiten der gutacht-
lichsn Beurteilung der vor kürzem gegründeten Akademie
des Bauwesens in Berlin, welche das Preisrichteramt über-
nommen hat Bei der großen Zahl der Entwürfe dürften
bis zur Entscheidung immerhin einige Monate vergehen;
später sollen. die Arbeiten in Berlin eins Zeitlang öffentlich
ausgestellt werden.

Lammlungen und Ausstellungen.

4. Dcr westfälische Kunstverein, der seine Ausstellungen
bisher auf Münster, wo soeben die diesjährige Ausstellung
beginnt, beschränkte, hat infolge des wachsenden Jnteresses
sür die bildenden Kiinste und der lebhafteren Beteiligunq
in den übrigen Städten der Provinz den Beschluß gefaßt,
auch in einigen anderen größeren westfälischen Städten die
eingesandten Bilder zur Ausstellung zu bringen. Jn Münster
 
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