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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Kunstlitteratur. — Preisverteilunflcn.

410

-109

^utirt. Jn ersterReihe stehcn Swain Gisford, Shurt-

Wyant, George Smillie, Miller, H.Farrer,
^urphy und Arthur Qnartlcy, der in seiner klcincn
^urine fast die Wärnie und Kraft der Ölfarben er-
^ücht Hübsche Gcnrebildchcn sind cbenfalls in

^ülle zu finden; dafür haben Bunncr, W. Satterlee,
^einhardt und Thnlstrup gesvrgt. W. Chase hat
^Uicn Kvpf, cincs sciner aristokratischen, mehr anzichenden
uls regelmäßig fchönen Frauenbilder, ausgestellt. Dnß
^uch manche lächerliche Stümpercicn mit unterlaufeii,
bersteht sich vvn sclbst, da hinsichtlich der Aufnahme
lvenig oder gar keine Kritik geübt wird, doch machen
lle sich nicht breit wie in früheren Zeiten. Der Blumen
Hud genug, umTreibhäuser zu süllen, frisch und glänzend,
luie eben im Garten gepflückt, und steif und hart, wie
uus eincm Mvdeladen dritter Klasse.

Jn der Kurtzschen Galerie sind jetzt einige Bilder
l'vn F. A. Bridgman ausgestellt, einem jungen
Kiinstler aus uuserer Schwesterstadt Brooklyn, der auch
lnr Ausland Aufnierksamkeit erregt und Anerkennung
gefunden hat; cines seiner Hauptbilder, ein Jnterieur
^u Biskra, worin Frauen mit Burnusweben beschäftigt
find, welches im letzten Pariser Salon ausgestellt war,
Üt als llorn oonLvnrs bezeichnet. Er ist ein überaus
steißiger Künstler, denn über zweihundert Bilder, Studien
und Skizzen bedecken die Wände, welche fast alle der
Ertrag seiner Arbeit während der letzten drei Jahre
sind. Vor vielen Andern kann man ihn vorzugsweife
uls cin Beispiel der Energie, Ausdauer, Vielseitigkeit
und Aneignungsfähigkeit aufstellcn, welche den Ameri-
mner in allen seinen Bestrebungen und in allen Rich-
tungen kennzeichnet. Genrebilder, Landschaften, Studien
bon Menschen und Tieren, besonders Pferden, sind in
t>unter Reihe zusammengestellt; aus allen Weltgegenden
holt er seine Vorwürfe herbei, mit besonderer Vorliebe
jedoch aus dem Orient. Mauren, Nubier, Assyrer,
ulte und modernc Ägypter, arabische Vollblutpferde,
^illandschaften, gelegentlich aber auch Bauern aus der
^ormandie und Bretagne sind ihm alle vertraut und
geläufig. Wenige seiner Werke sind ohne Vorzllge,
und viele zeigen eine anerkennenswerte technische Voll-
eudung. Er versteht zu zeichnen, zu kvmponiren und
Zu gruppiren, ist jedoch oft hart, kalt uud unwahr in
t'er Farbe, keinesfalls ein geborener Kolorist, und es
sieht dahin, ob er mit der Zeit diesen Mangel durch
Studium ausgleichen wird. Bis soweit überwiegen
^üe Vorzüge trotzdem die schwachen Seiten, aber un-
siugbar ist es nichtsdestoweniger, daß Bridgmans
Eöerke ungeachtet allen Aufwandes und Fleißes, unver-
keiinbaren Strebens und vieler anerkennenswerten Eigen-
!chaften den Beschauer eiskalt lassen und eiskalt
^ussen müssen, denn seine Gestalten sind sämtlich so
leblos und ausdruckslos, daß man in ihnen auf den

ersten Blick die richtigen bezahlten Modelle erkennt^
die der Maler zwar rccht gut gestellt, aber in ihrer
ganzen handwerksmäßigen Gleichgültigkeit abkvnterfeit
hat. Man sieht ihnen an, daß sie außerhalb der
Situation stehen, und darum kann uns auch ihr Thun
nnd Treibcn nicht interessiren. Nur einige Betende
in einer Moschee sehen so andächtig aus, daß man
glauben kann, die Modelle seien wirklich ehrliche Mo-
hammedaner gewesen. Bei fast allen anderen muß strenge
Treue in betreff der Kvstüme die sonstigen Mängcl aus-
gleichen. Sollte es Bridgman überhaupt an künstle-
rischer Jndividualität, an Originalität fehlen? Bis
jetzt ist er jedenfalls in Auffassung und Behandlung
der treue Schüler und Nachahmer seiner Lehrer und
Vorbilder, die nian in jedcni Bilde erkennt, sei es nun
unter dem Einfluß Gerome's, Fromentins oder Schreyers
entstanden. Über einen so jungen Künstler läßt sich
indessen noch kein bestimmtes Urteil fällen, und die
Zukunft wird uns vielleicht zeigen, daß Bridgman
sich aus der angelernten technischen Fertigkeit zu eigen-
artigem Schaffen emporzuschwingen vermag.

0. 14.

Aunstlitteratur.

-n. Einc kurze „Beschrcibung der pergamcnischen Bild-
werke", von der Generalverwaltung der königlichen Museen iu
Berlin herausgegeben, ist jetzt a 10 Pf. (Verlag der Weidmann-
schen Buchhandl.) käuslich. Auf den 20 Seiten der Broschüre ist
alles, was dem Laien zur Orientirung und zum Verständnis
dienen kann, in klarer anschaulicher Weise zusammengefaHt.
Zunächst wird über die Herkunft der Bildwerks und über
dsn großen Altarbau berichtet, dem sie zum Schmuck dienten,
und des Weiteren die einzelnen Teile, mit den in der Ro-
tunde aufgestellten Gruppen beginnend, einer nach dem anderen
einer eingehenden Erklärung unterzogen.

preisverteilungen.

Frankfurt. Das Ergebnis der Konkurrenz für Entwürfe
zum Empsangsgebäude des Central-Bahnhofes in
Frankfurt a. M. ist folgendes: Den ersten Preis von
8000 Mk. hat der Entwurf des bisherigen Universitäts-Bau-
meisters Hermann Eggert in Straßburg davongetragen. Die
vier zweiten Preise von je 1500 Mk. sind den Arbeiten der
Architekten Herren Georg Frentzen in Aachen, Eck, Sommer-
schuh und Numpel in Dresden, Mylius und Bluntschli iu
Frankfurt a. M. und Franz Schwechten in Berlin zuerkannt
worden. Eggerts Entwurf, dessen äußere Erscheinung in
einer schünen Vogelperspektive dargestellt ist, zeichnet sich
durch eine nach allen Richtungen sorgfältig durchgebildete,
maßvolle, jedoch durchweg edle und charakteristische Gestaltung
aus. Die drei gleichwertig ausgebildeten Hallen überragen
mit ihren flachbogigen Giebeln den Vorderbau, dessen Vestibül
auf die Form der Hallen vorbereitet. Das architektonische
Detail zeigt frei behandelte Renaissanceformen in schönen
Verhältnissen. Besonders gelungen ist dis hintere Front des
Kopfbaues. Origineller in Bezug auf seine architektonische
Erscheinung und stn dieser Beziehüng wohl die interessanteste
Leistung der gssamten Konkurrenz ist der Entwurf von
Frentzen. Die drei aus sehr hohe Stützen gestellten Hallen
siud im Kopfperrou nach Art böhmischer Kappen mit Laternen-
kuppeln erhöht und treten in dsn Formen emer charakteristisch
durchgebildeten Eisenkonstruktion in dis Fassads, deren in
Steinarchitektur hergestellts, einfach detaillirte Teile diesem
dominirenden Kern der Aulage orgamsch sich anschließen.
 
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