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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Sammlungen und Ausstellungen.

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kauft, darunter Werke von Profsssor Max Schmidt in Königs-
berg, H. Kauffmann in Hamburg, F. Steegmann, I. Jansen,
Th. v. d. Bsck, A. Lins, H. Krüger, G. Süs, H. Deiters
und G. Oeder in Düsseldorf; E. Stieler, A. Werner, F.
Leinecker, Th. Röth, L. Faustner, H. Vosberg und Horst-
Hacker in München. Wir haben schon wiederholt den Wunsch
ausgesprochen, den Kunstverein durch eine rege Beteili-
gung in der gebildeten und wohlhabenden Bürgerschaft von
KLln und den Nachbarstädten stetig wachsen zu sehen. Die
Teilnahme an der jährlichen Verlosung, ein hübsches Nisten-
blatt und der freie Eintritt ins Museum bieten gewiß einen
reichlrchen Ersatz für den 15 Mk. betragenden Jahresbeitrag.
Jn Köln zählt der Verein 1300 Mitgliedsr.

(Köln. Zeitg.)

Sammlungen und Ausstellungen.

issi Öflerreichischcr Kunstverein. Michael Zichy beherrscht
fortwährend die Ausstellungsn im Schönbrunnerhause zu
Wien, nicht etwa mit rasch hingeschriebenen Kleinigkeiten oder
mit Kunstwerken von bescheidenen Dimensionen; zumeist sind
es Kolossalgemälds oder gar Cyklen von solchen, an denen
manch' anderer ein Jahr lang zu malen hätte, — hisr jedoch
jeden Monat etwas Nsues! Das unlängst besyrochens
„Gsisterbild" hat seine Wanderung zunächst nach Deutsch-
land angetreten, und wieder stshen wir vor Bildern, in
welchen dämonischs Mächte zur Darstellung kommen, Mächte
des Sinnenreizes, durch welche die Menschheit dem Verderben
zugeführt wird. Von dem Vorwurfe, daß Zichy in seinen
Kompositionen oft die Tendenz durch dis angewandten Mittel
vernichtet und nur deshalb dis Vergänglichkeit predigt, um
das Sinnlichs pikanter hervorzukehren, ist er wohl auch
in den gegsnwärtigen Bilvern nicht ganz frei zu sprechen, doch
hat dissmal die Phantasis etwas strenger Maß gehaltsn und
der Künstler den Stoff mehr konzentrirt. Der Sirene, die
auf wildem Felsenriff mit ihren Verführungskünsten den
Seefahrer herbeilockt, um ihn den Untiefen zuzuführsn, ein
Gegenstück aus der modernen Welt zu geben, ist für einen
Tendenzmaler, wie Zichy, ein willkommener Gedanks, und
der Künstler hat denselben auch in umfassender Weise aus-
gebeutet, diesmal in drei getrennten Bildern. Auf dem ersten
sshen wir das schöne Weib in der Mondnacht auf dsr Felsen-
klippe sitzend, wie sie durch Gesang ihre Opfer herbeilockt;
zu ihren Füßen bemerkt man Gerippe und Menschenknochen,
als Reste der bereits zu Grunde Gegangenen. Das zweite
Bild schildert uns den Morgen nach der Sturmnacht; das
weibliche Seeungdheuer verivandelt sich in Stein und zu
seinen Füßen liegt, in das eigene Netz verstrickt, ein Fischer
als Leiche. Jn dem dritten Bilde endlich herrscht die moderne
Sirene umgeben von ihren Opfern. Auf einem Prachtdivan
sitzt in kokettem Anzug das verführerische Weib und hält
Perlen und Geschmeide frohlockend empor, während zu ihren
Füßen Goldstücke und Banknotsn aus aller Herren Ländern
aufgehäuft liegen. An ihrer Seite ruht in Träume ver-
sunken der verblendete Jüngling; der ungetreue Gatte stößt
fein verzweifelndes Weib zurück und drängt sich heran; der
zum Verschwender gewordene Geizhals kniet zu ihren Füßen
und wirft Hände voll Geld in ihren Schoß; daneben naht
ein alter hagerer Frömmler und aus dem Hintergrunde
starrt ein wahnsinnig gewordener Banqueroutier auf die
Reizende, die sich ebenso wenig um das Schicksal ihrer
lebenden Anbeter kümmert, wie sie der Anblick eines im
Zweikampf Gefallenen aus der Fassung bringt. Die Scens
ift äußerst realistisch in der bekannten Malweiss Zichy's dar-
gestellt und osfenbart durchweg dsn genialen Zeichner.
Namentlich ist das Nackte mit viel Bravour behandslt und
zeigt ein sorgfältiges Studium, wenngleich der Vortrag etwas
dekorativ ist. — Hippolyt Lipinski's „Ernte und Hochzeits-
fest", eine Reminiscenz an die im Vorjahre stattgsfundene
Kaiserreise nach Galizien, ist, soweit es die gegebensn Dis-
positionen zuließen, recht gelungen komponirt und sehr fleißig
durchgeführt; namentlich zeigen dis Bauerngruppen, die mit
ihren Gaben an den Monarchen herantretsn, ganz trefflichs
Einzelheiten. Nicht so glücklich war jedoch der Künstler in
der Gesamtstimmung und Farbengebung. Es scheint, als
hätte er sich von Matejko verleiten lassen, alles im vollsten
Lrchte zu malen. Es ist ihm aber nicht gelungen, das künst-

liche Licht (die Scens spielt in einem von Lampen beleuch-
tetsn Saal) in voller Täuschung zur Geltung zu bringen, und
dann ist so viel Rot und Gelb in den Kostümen, daß die
blauen Uniformen in schreiender Dissonanz herausleuchten.
Jn der Beleuchtung ist Siemiradzki Meister; sein Sonnen-
licht malt ihm nicht leicht Einer nach. ,,Die Verfolgung
eines Schmetterlings" ist der Titel seines neuesten Gemäldes,
welches zwei allerliebste Kinder — Paul und Virginie, in
die antiks Zeit versetzt — zur Darstellung bringt, wie sie in
einer ganz romantifch gestalteten Waldgegend einem „Schwal-
benschwanz" nacheilend, endlich an einem Brunnen in Busch-
werk „Halali" machen. Die Sonns blinkt malerisch durch
die Zweige, alles duftet in herzerfreuender Frische, das Ganze
ist ein reizendes Jdyll und nur schade, daß die Gestalten und
besonders das heraneilends Mädchen an störenden Zeichsn-
fehlern keiden. Sonst ist diesmal die Genremalerei dürch
kleinsre, aber recht gute Bilder vertreten; sie tragen die
Namen Grützner, Schmidt, Lossow, Chelminski und
Kowalski. Auch Kurzbauers „Märchenerzählerin" und
ein paar älters Bilder von G. Max haben sich eingefunden,
um das Ensembls zu vervollständigen. Jn der Landschaft
treffen wir einige reizende Veduten aus dem Süden von
Meister Alb. Zimmermann, ferner gute Arbeiten von
Schindler, van Haanen und Hacker. Ellmingers
Kühe in siner Herbstlandschaft zeigen einen entschiedenen Fort-
schritt des Künstlers. C. Steffners Porträt (Gipsrelief)
dsr Hofschauspielerin Fräulein Wessely ist eine Arbeit voll
Anmut und Lebsn.

U^t. Münchener Kunstverein. Unsere Zeit ist der kirch-
lichen Kunst wenig zugethan, und eine Äuffassungsweise der-
selben, wie sie in den Heiligenbildern auf teppichartigem
Hintergrunde mit Spruchbändern, die C. Baumeifter für
die neue gotische Kirche in Wolfsegg gemalt, zu Tage tritt,
ist schwerlich dazu geeignet, die Zahl ihrer Freunde zu ver-
mehren: die im gegebenen Falle gebotene stilistische Auf-
fassung hätts sich in all' ihrer Strengs recht wohl mit einer
der Natur mehr sntsprechenden Charakterisirung und Form-
vollendung vereinigen lassen. Ferdinand Wagners „Venus"
giebt für seinen güten Geschmack und seine blendende Technik
neues Zsugnis, nicht minder für seinen feinen Farbensinn;
doch scheint mir der an sich ungemein gut behandelte Reflex
des nackten Körpers an der Schattenseite nicht zureichend
motivirt. — Im Genrefache wäre vor allem ein Klosterkeller,
in dem „Zwei Jäger mit einem Weltgeistlichen an einem
Fasss plaudern" von Ed. Grützner, zu nennen. Der eine
Waidmann giebt offenbar etwas gar zu viel Zägerlatein
zum Besten, wie die abwehrende Handbewegung eines dabei
stehenden Mönches andeutet. Hugo Kausfmann brachte
eine von Lust und Leben übersprudelnde „Fidele Gesell-
schaft" aus bäuerlichen Kreisen, deren geistigen Mittelpunkt
sin Schnaderhüpfel singender Bursche bildet. Von zwei zur
Ausstellung gekommenen Bildern W. Räubers mag hier
dessen gedacht sein, das eine „Rückkehr von der Jagd" in
der Rokokozeit behandelt: ein in Gesellschaft heimkehrender
Kavalier hsbt einen stattlichen Fuchsen, seine Jagdbeute, zu
den Damen empor, dis auf einer Freitreppe an der Parkmauer
stehend ihn bewillkommnen. Ferd. Meyer-Wismet er-
regte mit seiner köstlichen „Friedensstisterin" allgemeine
Heiterkeit. Es ist das eins stämmige Bauernkellnerin, die
sich beim Ausbruch einer Schlägerei untsr den Gästen rasch
entschlosssn auf den Tisch geschwungen hat und von ihrem
erhöhten Standpunkte aus die Köpfe der Ruhestörer mit
wohlangebrachten Faustschlägen bearbeitet. Es ist viel ge-
sunder Humor in diesem gut komponirten und frisch gemalten
Bilde, während ein „Ungarisches Viergespannsü auf weitem
Schneefelde dahinjagend, namentlich durch die gute Zeich-
nung der Pferde gefällt. Vor Hennings „Gasthaus zum
roten Hahn" in der von Sonnenlicht durchblitzten Allee hat
eine zahlreiche Gesellschaft aus der Rokokozeit Halt gemacht
und labt sich nun im kühlen Schattcn. Jch sah noch wenig
Bilder dieser Art, die durch Lebendigkeit der Komposition
im Versin mit Wahrheit der landschaftlichen Perspektive und
Vorzügen des Kolorits eine so günstige Wirkung gemacht
hättsn. Uhlands „Die Ulme von Hirsau" hat in den Worten:
„O Strahl des Lichts, du dringst hinab in jede Gruft",
David Neal zu einem tiefsmpfundenen farbenleuchtenden
Bilde begeistert, das eine in der Gruft betende jugendlich
 
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