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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Kunstlitteratur. — Personalnachrichtsn — Sammlungsn und Ausstellungen.

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künstlerisch und harmvnisch ausgcstatten Bürgcrhause
ün Stil des 15. Jahrhunderts umgestaltct und nnt
niancherlei Geräten und Kunstwerken ausgestattet,
Welche auf die Person oder die Werke des Meisters
sich beziehen. Zunr Andenken an den Dichter Grübel
ist ein Ehrenmonument desselben in Form eines Bruii-
nens init einer bronzenen Porträt - Statue desselben
in Ausführung begriffen. Jn der Lorenzkirche wurde
vor kurzem ein großes, in Glas gemaltes Fenster mit
dem Bilde des Kaisers Wilhelm enthüllt, welches cine
Anzahl Nürnbcrgcr Bürger zum Andenkcn an die
Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches gestiftet haben.
Dasselbe ist vom Glasmaler Claus nach einem Karton
des Prof. Wanderer ausgesührt worden. — Das Ger-
nianische Muscum macht in seiner Entwickelung er-
freuliche Fvrtschritte. Die Sammlungen vermehren
sich und werden beffer aufgestellt. Die Räumlichkeiten
desselben sind in den letzten Jahren vurch künstlerisch
geschmückte Neubauten erheblich vergrößert, die altcn
Räumlichkeiten durch dekorative Wandmalereien und
viele Prächtige Glasgemälde mit neuem Schmucke ver-
sehen worden. — Auch die Privatarchitektur ist, nach-
dem der Magistrat durch Erbauuug einiger stattlicher
Schulhäuser mit gutem Beispiel vorangegangen, unter
dem günstigen Einflusse künstlerisch gebilVeter Architekten,
eines A. Gnauth, C. Walther, D. Boehm in den
letzten Jahren wesentlich besser geworden.

Der Antiguitätenhandel blüht in Nürnberg noch
immer. Die Quantität der „Ware" ist gleich geblieben,
die Qualität derselben aber ist crheblich gesunken. Die
besseren Stücke sind nach und nach zum größten Teil
in feste Hände übergegangen. Wenn ab und zu noch
ein besseres Stück auf den Markt kommt, so sindet es
schnell und zu den höchsten Preisen Käufer. — Die welt-
bekannte Fleischmannsche Kunstanstalt hat nicht nur
ihr Lokal vergrößert und kllnstlcrisch geschmückt, son-
dern auch den Kreis ihrer Thätigkeit erheblich erweitert
und den Nachfragen der neneren Zeit entsprechend
ausgebildet. L. L.

Aunstlitteratur.

Abdrücke eincs vollständigen Kartenspiels in Silberplattcn,

gestochen von Bleich. Herausgegeben von vr. Karl
Foerster. München 1881.

Der bekannte Expert für Kunstsachen Rat l>r. Karl
Foerster in München fand, gelegentlich seiner genaueren
Besichtigung der Kunstschätzs in den Schlöffern des Grafen
Friedrich v. Rothenburg, ein vollständiges Kartenspiel, be-
stehend aus 86 Silberplatten kleinsten Formats (3x4,5 oin
groß) mit schön gravirten und mit sogen. kaltem Email
geschmückten Darstellungen, ivelches sein besonderes Jnteresse
M Anspruch nahm. Das auf einer dieser Silberplatten in
einer Cartouche anqebrachte, aus einer Hausmarke und den
Buchstaben 0. H. Ü. bestehende Monogramm weist darauf
hin, daß ein bisher wenig bekannter Künstler, der Nürnberger
Goldschmied Georg Heinrich Bleich, welcher in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts arbeitete und von welchsm
Nagler einige jetzt sehr seltsne Ornamentstiche nachweist, der

Verfertiger dieses Kartenspiels ist. Foerster hat die Silber-
plättchen nun sorgfältig abdrucken lassen und in einsm be-
sonderen Wsrke mit obigem Titel publizirt. Dasselbe wird
allen Kunstfreunden, insbesondere den Kupferstichsammlern,
eine willkommene Gabe sein.

R. Bergau.

j)ersonalnachrichten.

R,gt. München. Kaum hat uns Liezen-Mayer, der
geniale Jllustrator des ,,Faust" verlassen, um dem Rufs als
Kunstschulen-Direktor nach Stuttgart zu solgen, so verlassen
uns auch Karl Roux und Herm. Baisch, jener als Direktor,
dieser als Professor an die Karlsruher Kunstschule berufen.
Die durch ihren Weggang entstehenden Lücken werden schmerz-
lich empfunden werden. — Dem Kleinmeister Anton Seitz
ist tax- und stsmpelfrei der Titel eines königlich baysrischsn
Akademie-Professors verliehen worden.

chammlungen und Ausstellungen.

§6. Dcr Kunstsalon von Fritz Gurlitt in Bcrlin, über
dessen Eröffnung wir in Nr. 5 der Kunstchronik vom
11. November v. I. berichteten, hat inzwischen nach ver-
schiedenen Seiten hin eine sehr erfreuliche und keineswegs
unbeachtet gebliebene Thätigkeit entfaltet, die ihm in ver-
hältnismäßig kurzer Zeit eine gesicherte Position innerhalb
des Berliner Kunstmarktes verschafft haben dürfte. Jn ge-
schmackvoller Aufstellung findet der Besucher fortdauernd eine
reiche und wechselnde Äuswahl der mannigfachsten dekorativ
verwendbaren Objekte, unter denen als Spezialitäten moderne
Majoliken, Bronzegeräte, gsschnitzte italieniiche Rahmen, und
zwar sowohl die bekannten vergoldeten als auch besonders zier-
liche kleinere Stücke in naturfarbenem Holz, und endlich die
schnell beliebt gewordenen Abruzzenteppiche in den ver-
schiedenartigstsn Farbenzusammenstellungen den breitesten
Raum einnehmen. Von anderen alten und neuen Arbeiten,
die sich gegenwärtig präsentiren, erwähnsn wir nur eine
stattliche, aus einer Anzahl der feinsten Dessins geschickt
zusammengesetzte alte Spitzendecke und eine sehr ansprechende
vsrkleinerte Bronze-Wiederholung der graziössn Kandelaber-
figur „Looo II inoooolo" von Eduard Müller in Rom.
Einen ebenso lebhaften wie gerechten Beifall hat ferner ein
Unternehmen der Firma gefünden, das die schönsten jener
Terrakottafiguren aus Tanagra, die als in ihrer Art unver-
gleichliche Genredarstellungen antiken Lebens aus der besten
Zsit der griechischen Kunst dastehen, dem Publikum in sorg-
fältig gearbeiteten Nachbildungen, wie sis bisher nur als
Produkte der Antikenfälschung'existirten, zugänglich machen
will. Mit den fertig gsstellten Exemplaren der von dem
Bildhauer Rosse nach dem im Berliner Museum befind-
lichen Original modellirten Statuette einer in schöngeordneter
Gewandung dasitzenden jugendlichen Frau von echtester An-
mut der Bewegung konnte in den ersten Wochen kaum der
Nachfrage genügt werden, so daß wir bald noch weitere
Figuren desselben Kreises erwarten dürfen. Statt der an
einzelnsn Exsmplaren der erwähnten Statuette ausgeführten
sorglichen Nachahmung der im Original erhaltenen Farben-
spuren, die doch nur einen sehr bedingten Wert hat, möchten
wir indes lieber den Versuch einer vollen Wiederherstellung
der ursprünglichen Bemalung empfehlen, für die ein Vsr-
gleich der hier und da vorhandenen Reste des einstigsn far-
bigen Überzuges einen ziemlich sicheren Anhalt bietet. Jn
den letzten Wochen endlich wagte der Salon die Etablirung
einer aegen Eintrittsgeld zugänglichen gewühlten Ausstellung
von Bildern moderner Meister, die eine über Erwarten leb-
hafte Teilnahme fand. Allerdings verhießen Namen, wie
Böcklin, Makart, Gustav Nichter, Menzel, Knaus, Gussow,
Siemiradzki u. a. von vornhersin Außergewöhnliches, und
vieles des Dargebotenen entsprach denn auch vollauf dieser
Erwartung. Vor allsm dem Motiv nach sehr verschie-
dens, für den Künstler aber in gleichem Maße bezeichnende
Bilder von Böcklin, eine als „Veritas" charakterisirte
nackte weibliche Kniefigur von ernster und stolzer Haltung
bei nicht minder ernster, tiefer Farbenstimmung, eine durch
die düster melancholische Poesie der malerischen Schilderung
 
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