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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0261

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Kunstlitteratur.

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brermen zu lassen, „welche Sitte gedauert hat, Lis
das Dach der Kirche erneuert wurde." Bleitafeln vom
Dach fanden sich noch aus den Tagen der Erzbischöfe
Theodor (677—688), Johann VIII. (724—748) und
Gerhard (1169—1190). — Unhaltbar ist Berti's
Deutung des im Leben des Bischofs Johann VIII. ein-
mal erwahnten Sacrarium, das er mit dem bei Bischof
Maurus (648—671) genannten Secretarium identifizirt.
Jene erste Stelle erzählt die Befreiung eines Priesters
durch einen Archidiakon und Archipresbyter, die die
Thür des Gefängnisies, in das der Erzbischof ihn ein-
geschloffen, gewaltsam erbrachen, den Befreiten hervor-
zogen, mit ihm in die Kirche gingen und sich im
Sacrarium niedersetzten. Was zwingt uns hier, von
der sonst üblichen Deutung des Sacrariums als Pres-
byterium, als KnnotL Lsnotoruln und wie die Nämen
desselben Gebäudeteiles sonst lauten, abzuweichen?
Anders verhält es sich mit dem im Leben des Erz-
bischofs Maurus erwähnten Secretarium. Wenn in
ihm sich an jedem Donnerstag Abend nach der Vesper
die Priester, Diakonen, Subdiakonen und Kleriker ver-
sammeln zum gemeinsamen Genuß von „einem kleinen
Bissen Brod, einer Wurst und einem Glase Wein",
so wird niemand auf den Gedanken kommen, diesen
Akt in das Allerheiligste zu verlegen; hier ist Secre-
tarium mit „Sakristei" zu identifiziren.

Daneben sindet sich noch ein weiterer Anbau, er-
wähnt im Leben des Erzbischofs Felix, der das Salu-
tatorium erbaute, den Empfangssaal, in dem der Erz-
bischof, zur Messe angekleidet, den Magistrat und die
vornehmen BUrger begrüßte, die ihn von hier in die
Kirche geleiteten. Da die Biographie des Felix ein
im Ooäsx Lbtonsis korrumpirtes Distichon ober-
halb der Thür dieses Salutatoriums anführt, welches
besagt, daß die schon lange „unsaubere" (sgnAlIiän)
Gestalt des Gemaches durch das Verdienst des Erz-
bischofs „sich verjüngt habe", so ist Berti geneigt, dem
Felix nicht die Erbaunng, sondern nur die Restauration
dieses Saales zuzusprechen. — Die Krhpta des Domes,
noch heutigen Tages vorhanden, aber durch das stets
eindringende Grundwasser unzugänglich, sindet bei
Berti nur kurze Erwähnung.*) .— Jm Jahre 1279
wird einer Restauration des den Einfturz drohenden
Domes durch den in Ravenna als päpstlicher Legat
anwesenden Kardinalbischof von Ostia gedacht. Jm
August 1314 beendete Erzbischof Rinaldus die Er-
neuerung des ganzen Mittelschiffes. Gegen Ende des
fünfzehnten Jahrhunderts sand eine abermalige Aus-
besierung der Kathedrale statt. Berti schöpft diese

Die Beschreibung derfelbsn und eine Zeichnung Gar-
della's nach der Aufdeckung von 1864 findet sich bei Corrado
Ricci, Lavsnna. s i suoi äintorni. Ravenna 1878.

Nachricht aus einem Briefe des Dogen Barbadigo
von Venedig, der eine Klage des Magistrats von Ra-
venna Leantwortet. Letzterer hatte sich über den Ver-
fall der Diöcesenangelegenheiten wie auch der Metro-
politankirche beschwert, da der 1476 erwählte Erzbischos
Filasio Roverella ständig von feinem Bistum abwesend
sei. Jn seinem Schreiben vom 3. November 1486
ermächtigt nun der Doge den Podesta von Ravenna,
2000 Dukaten aus der bischöflichen Schatulle für
Restaurationen des Domes zu entnehmen und zugleich
den Erzbischof höflichst zur Rückkehr in seine Residenz
zu bewegen. — Jn den Tagen des Erzbischofs Nicolo
Farsetti (1727—41) war der alte Dom wieder so ver-
fallen, daß man an seiner Erhaltung verzweifelte; um
einem Unglück vorzubeugen, wurde er eingerisien und
von Grund auf neu gebaut. — Das elfte Kapitel giebt
eine eingehende Beschreibung der Mosaiken dcr Apsis
und des Triumphbogens auf Grund der Zeichnungen
Buonamici's, des BaumeisterS des neuen Domes im
vorigen Jahrhundert, dem wir eine genaue Aufnahme
jener Mosaiken vor dem Abbruch des alten Baues ver-
danken, die im erzbischöflichen Archiv deponirt ist. Daß
die Verse aus der Apsis: „800 opus sst knotnin post
pnrtnrn VirAinis ncitnw, ^nno inillono osntono post
änoäsno" sich nicht auf die erste Herstellung der musi-
vischen Ausschmückung des Domes beziehen, nimmt
Berti ebenso an, wie es vor ihm schon Buonamici
ansgesprochen und früher Girolamo Rossi vernmtet
hatte. Alle Genannten sind der Überzeugung, daß
Erzbischof Jeremias im Jahre 1112 nur eine teilweise
Restauration der Mosaiken mit jenen Versen bezeichnet
habe; Rossi hielt es zuerst für unwahrscheinlich,daß so viele
Jahrhnnderte hindurch, bis in die Tage des Jeremias,
die Apsis ohne den üblichen und bedeutsamen Schmuck
sich präsentirt haben sollte; Buonamici verweist ihn
dann auf eine Stütze seiner Hppothese in den Worten
des Agnellus, daß schon Ursus „snxsr totins toinpli
tostitnäinorn tsssollis vnriis äivorsns ÜFnrns ooni-
xosnit", wonach es doch wahrscheinlich sei, daß auch
die Wölbung der Apsis an diesem Schmucke teilge-
nommen. — Daneben empfand man von jeher den
Kontrast dieser Darstellungen gegenüber änderen aus
der angegebenen Epoche des zwölften Jahrhunderts.
Schon Buonämici sagt: „Die kurzen Gewänder nach
griechischer Art und gewisse Altertümlichkeiten jenes
Volkes, die bei den Ravennaten im zwvlften Jahr-
hundert nicht mehr in Gebrauch waren, setzen die
Deutung jener Verse wie sie von vielen gegeben wird
(s. oben), stark in Zweifel." Berti schreibt der Restau-
ration des Jeremias besonders die „Madonna greca"
(jetzt in der Vorhalle der Kapelle im erzbischöflichen
Palaste, s. unten) zu, „ deren Verehrung gerade in der
Zeit des Jeremias begann." Den Triumphbogen
 
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