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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0272

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539

Vom Kunstmarkt.

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schafters in Berlin, des Herrn von Saburoff befindet. Der Vor-
tragende erkannte in demsslben ein sehr altes Porträt, dessen
hohe kunstgeschichtliche Bedeutung darin bestehe, daß es
seiner Formbildung nach eine erwünschte Mittelstufe zwischen
dem alten Typus des Apoll von Tenea und den Äqine-
tischen Giebelfiguren repräsentire.

« Über die neue Nubens-Acquisition der Bcrliner Galerie
dauert d,s Polemrk fort. Das Ausführlichste über das Bild
findet sich m der Arbeit des Dir. Julius Meyer, welche
das ,,^ahrouch der k. preuß. Kunstsammlungen" in dem eben
erschiensnen zweiten Hefte des laufenden Jahrgangs enthält.
.btibr gelangt im wesentlichen zu denselben Ergebnissen,
m seinem Aufsatze der „Preuß. Jahrbücher", ohne
erhebliches neues Beweismaterial beizubringen. Auch Din
O. Eisenmann in Kassel hat sein Votum in gleicher Rich-
tung öffentlich abgsgeben (Köln. Zeitg. v. 26. April). Er
erklärt das Bild nicht nur für „unbedingt echt, sehr schön
und vortrefflich erhalten", sondern er vindicirt ihm auch
„die ungewöhnliche Eigenschaft, daß es offenbar ganz eigen-
händig von dem Meister ausgeführt wurde". Zur Zeitbe-
stimmung des Werkes bemerkt Eisenmann: „Das Gemälde
muß bald nach des Künstlers Rückkehr aus Jtalien ent-
standen sein, also etwa 1609 oder 1610, zu einer Zeit, da
er noch ohne geschultes Atelier und mit Aufträgen nicht
überhäuft war." — „Die Gesehlossenheit und stilvolle Ruhe
der Komposition, die typische Prägung der Köpfe (mit Aus-
nahme des satyrartigen Flußgottes, der ein Porträt zu sein
scheint) und die gehaltene strengsre Zeichnung, was alles
auf das nahe Studium dsr Antike zurückweist, sowie dis mehr
vertreibende und deckende Malweise sprechen deutlich genug
für die frühe Entstehungszeit des Bildes." — Diesen über-
einstimmenden Urteilen stellen wir ein Votum Or. A. Rosen-
bergs (in der „Post") gegenüber, welches dadurch nament-
lich besonderes Jnteresse sür uns hat, das es in zwei bereits
neulich von uns berührten Hauptpunkten sich dem Urteile
der Wiener Kunstverständigen anschließt. Rosenberg weist
die von Bode aufgestellte Chronologie der Rubensschen Werke
als unhaltbar nach und rückt das neu acquirirte Bild in die
Zeit zwischen 1622—30, in welcher zahlreiche ähnliche em-
blematisch-allegorische Darstellungen entstanden sind und in
der sich der Meister, um den massenhaften Aufträgen mehr
dekorativer Art genügen zu können, vielfach gut geschulter
Gehilfenhände bedienen mußte. Jn die letztsre Kategorie
zählt Rosenberg das Schönbornsche Bild.

82. Viktor Emanuel-Denkmal in Genua. Jn die Reihe
der vielen italienischen Städte, die dem Andenksn des Us
Fnliintuoiuo ihren Tribut gezollt, tritt nun auch Genua.
Ein Konkurrenz-Ausschreiben (Endtermin 31. Juli) bean-
sprucht für eine Kostensumme von 180 000 Lire die Projek-
tirung einer Reiterstatue aus Bronze von 9 ru, einschließlich
des aus einem Granitmonolithen herzustellenden Piedestals
von nicht weniger als 12 ru Höhe. Als Preise werden den
drei besten Entwürfen je 2000 Lire zuerkannt. Dis Aufstel-
lung erfolgt an der Piazza Corvetto.

8^. Die Stadt Siena will ihrem großen Mitbürger
Baldassare Peruzzi, desssn Hauptthätigkeit bekanntlich in
seiner Vaterstadt und in Rom lag, ein Denkmal errichtsn,
wozu der junge Sieneser Bildhaüer Papini infolge einer
Aufforderung des Denkmalkomitss Modelle eingereicht hat,
die jetzt der Entscheidung.unterliegen.

82. Die Restaurationsarbeiten am Bigallo in Florenz
haben nunmehr unter der Leitung des Äkademiedirektors
Prof. Castellazzi, dessen verdienstvolle Wiederherstellung der
sogenannten svala, rotonäa. oder soutu äsi Nuttssi in
Venedig, des reizenden, malerischen Treppenturmes ohnweit
der Piazza Manin, in Fachkreisen bekannt ist, begonnen.
Die private Subskription ergab bis jetzt etwa 4500 Lire, und
seitens des Ministeriums wurden 2000 Lire bswilligt. Das
Municipium der Stadt Florenz, durch die schlimmen Finanz-
verhältnisse der Kommune eingsengt, konnts keinen Zuschuß
gewähren, doch beteiligten sich Üie Mitglieder des Municipal-
rates, an ihrer Spitze der Syndicus Fürst Corsini, bei
der Subskription mit namhaften Summen; ein gleiches
gilt von dem Provinzialrat. Die Administration des Bigallo
selbst übernimmt alle zur Erhaltung des Bauwerkes sich
als notwendig herausstellenden Restaurationskosten, und
so wird die Rettung dieses kleinen Zierstückes endlichfPe-

lingen trotz des Protestes, den die,,8ooistü InZlsss xsr
la, xrotsmons äsAÜ eäikim antiolii" dein Präfekten der
Stadt Florenz unter dem 14. März d. I. zugestellt hat-
Dis Verfasser des Aktenstückes, die ihren Protest „oontro
un xrinoixio s non eontro uü xrossimo üatto aooiäsn-
tals" richten, meinen, daß das Bigallo nach der Restaura-
tion sich als ein vollständig modernes Gebäude darstellen
werde, eine akademische Arbeit, eine schöne und nützliche
Sache, um die Mappen der Studirenden damit zu bereichern
— aber verderblich für die Kunft, und dergl. mehr. Jch glaube,
man kann sich in diesem Falle beruhigen — die Arbeit ist
in guten Händen und von einer Modernisirung ist keine
Rede; übrigens werden die Fresken am Äußern, wie sie
sind, konservirt und nur die teilweise ganz abhanden ge-
kommene dekorative Wandmalerei zwischen den Fenstern durch
Gaetano Bianchi erneuert. Die von Prof. Castellazzi
in Vorschlag gebrachte Weiterführung der Marmorverkleidung
an der offenen Eckhalle auch über die geschlossenen beiden
Arkaden der Seits hinaus, die nach dem Baptisterium zu
steht, ist seitens der beratenden Kommission für die Monu-
mente nicht gebilligt worden. Somit beschränkt sich die ganze
Restaurationsarbsit im wesentlichen auf die Wiederöffnung
der zugemausrten Fenster und die Beseitigung der ftörenden
Dachaufbauten.

Die Nestaurationsarbeiteii an der Kathedrale in Metz sind
wieder in Angriff genommen. Gsgenwärtig ist man, wie der
Schwäb. Merk. berichtet, mit Ausbesserung des Strebebogen-
systems an der der Mairie gegenüberliegenden Front be-
schäftigt. Sodann wird der Ausbau des verbaut gewessnen,
nunmehr nach Entfernung des davorstehenden Gebäudss
freigelegten, arg verstümmelten Eckportals an die Reihe
kommen. Hierfür sind nicht weniger als 200 Figuren, dar-
unter viele über Lebensgröße, anzufertigen. Ein Teil der-
selben ist bsreits im Laufe des letzten Winters hergestellt
worden. Man glaubt, das Portal in etwa Jahresfrist voll-
enden zu können. Über die Wiederherstellung des Daches,
welches am 7. Mai 1877 abbrannte, ist nunmehr ein end-
gültiger Beschluß gefaßt worden. Um künftig den Bau
möglichst vor Feuersgefahr zu sichern — auch 1468 wurde
das Dach ein Raub der Flammen — wird das Dachgerüst
aus Eisen, die Deckung aus Kupferplatten angefertigt werden.
Das neue Dach, welches einen Firstenwinkel von 60 Grad
erhält, wird beträchtlich höher als das alte; da damit die
Wirkung der Türme etwas abgeschwächt wird, bringt man
auf der Vierung einen schlanken Dachreiter an. Schließlich
soll noch die Ostfront der Kirche durch Entfernung der in
dieselbe hineingebauten Wirtschaft freigelegt werden.

Vom Aunstmarkt.

Wiener Gemälde-Versteigerung. Bei der am 14. Mai
untsr Leitung des Kunsthändlers H. O. Miethke imGraben-
hofe abgehaltenen Auktion moderner Meister wurden die
folgenden Preise bezahlt: Oswald Achenbach, „Golf von
Neapel", 2110 sl. F. Andreotti, „Römischer Bauer", 250 fl.
I. v. Berres, „Ilngarischer Pferdemarkt", 350 fl. Boldini,
„Römisches Landmädchen", 590 fl. H. Bürkel, „Bären-
führsr", 395 fl. A. Calame, „Der Vierwaldstätter See"
3885 fl. A. Corrodi, „Orientalen", 295 fl. Daubigny,
„Strandlandschaft", 1000 fl. Defregger, „Andreas Hofer",
1060 fl. W. Diez, „Dis Rast", 1450 fl. P. Fendi, „Die
Lektüre", 100 fl. A. de Fontenay, „Hochgebirgslandschaft",
1110 fl. Genisson, „Kircheninterieur", 215 sl. A. Holm-
berg, „Jn der Klosterbibliothek" 3600 fl. Gustave de Jonghe,
„Die Freundinnsn", 705 fl. Hermann ten Kate, „Rem-
brandt in seinem Atelier", 1405 fl. H. Kauffmann, „Zwie-
gespräch", 460 fl Fr. Aug. Kaulbach, „Jtalienisches Land-
mädchen", 1400 fl. Adam Kurz, „Stillleben", 400 fl.
H. Loffow, „Angenehme Begegnung", 700 fl. Madou, „Die
Extraflasche", 3330 fl. G. v. Maffei, „Hühnerhund", 310 fl.
Gabriel Max, „Die Blondine", 705 fl. Fr. Aug. Ortmans,
„Landschaft", 210 fl. C. Probst, „Durch die Blume",
1150 fl. Puteani, „Die Rekrutirung", 756 fl. Antonio
Rotta, „Der Fischerknabe", 1375 fi. Robert Ruß, „Aus
Klausen in Südtirol", 800 fl. I- E. Schindler, „Jm April",
925 st.; „An der Traun", NO0 fl. Mathias Schmid, „Die
schlafende Geflügelhändlerin", 920 fl. A.Seitz, „DieWitwe",
1355 fl. Sprinkmann, „Jm Grünen", 340 fl. Anton
 
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