Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0280

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
555

Vermischte Nachrichten. — Vom Kunstmarkt

556

großem kolorirten Plane des Ganzen herausaeaeben (Mai-
land, E. Sonzogno), welcher zugleich als Fiihrer durch dis
übrigen Sehenswürdigkelten der Prächtigen lombardischen
Hauptstadt guts Dienste leisten wird.

?st"7"chischer Kunstverein. Das kolossale Gemälde
„Dre ^lnkunst lm Oelstevl.'eich^ voil Georg Pavperlü, melches
schun von der großen Mttnchener AuSstellung her bekannt ist,
inacht nuch m Wlen verdientes Aussehen. Die schwungvolle,
m allen ^eilen durchgeistigie Komposition zeigt uns ein qanz
hervorragendes Talent, welches Aufgaben großen Stiles
'"O'll bewältigen vermag. Charon ist mit seincm schwer-
oeladenen riahrzeug an dem düsterem Felsenthor des Hades
angelangt und die vom Leben Abgeschiedenen werden von
bangen Gefühlen über ihr Schicksal im Zenseits ergriffen.
Angst und Verzweiflung erfaßt die Einen, während die An-
deren in ruhiger Ergebung hoffnungsvoll der Zukunst ent-
gegensehen. Es ist eine Scene voll ergreifender Motive,
in welchen der Künstler reichlichst Gelegenheit fand, sein
eminentes Können zu offenbaren. Hier prunken weder
Kostüme, noch wird mit frivoler Nacktheit zu blenden gesucht.
Was in dem Gemälde fesselt, ist lediglich sein geistiger Jn-
halt und in zweiter Linie die gewissenhafte korrekte Durch
sührung. Die Zeichnung des Nackten zeugt von gediegener
Kenntnis der Anatomie ünd einem gründlichen Stüdium der
alten Meister; auch aus der Farbe ersehen wir, daß der
Künstler neben den modernen Koloristen die großen Jtaliener
zu Rate gezogen hat. Freudig müssen wir ein junges Talent
begrüßen, welches neben der gründlichen tcchnischen Schulung
die Befähigung offenbart, ernsten künstlerischen Aufgaben
auch in intelektueller Beziehuug gerecht zu werden. — Zu auf-
sallendem Kontraste ist dem Gemälde V. Broziks „Vermäh-
lungsfest des P. P. Rubens mit Helene Forman" gegenüber
aufgestellt. Es ist wieder ein sogenanntes Repräscntations-
bild, wie sie der Künstler in letzterer Zeit fast ausnahmslos
lieferte. Ein großartiges Prunkgsmach in reichster Dekoration
mit allen möglichen Gerätschaften, Teppichen rc. ausgestattet,
und darin in großer Anzahl reich kostümirte Persönlichkeiten,
welche sich ziemlich gelangweilt anschausn, — damit sind wir
fertig. Es ist kein Funken Leben in dieser Gesellschaft, das
Bild macht trotz seiner unbestrittenen koloristischen Vorziige
einen äußerst unbehaglichen Eindruck. Wie duftig und an-
mutig erscheint dagegen Emil Pirchan's „Mädchen aus der
Fremde". Der Künstler erscheint zum erstenmale auf einer
Wiener Ausstellung und sogleich mit einer prächtigen Lei-
stung. Pirchan gehört der Wiener Schule an und war, als
in den sechziger Jahren Rahl wieder eine Professur an der
Akademie übernahm, einer seiner begeistertsten Jünger. Mit
gegenwärtigem Gemälde mehr in die romantische Bahn
tretend, zeigt der Künstler in seiner Komposition für derartige
poetische Stoffe das feinste Empfinden und entwickelt in der
Zeichnung und dem zarten Kolorit eine Jnnigkeit, welche an
Schwinds lieblichste Schöpfungen erinnert. Die Hauptgestalt
— in der That ,,ein Mädchen schön und wunderbar" — er-
scheint als Abgesandte aus höheren Sphären und reicht d'em
liebendem Hirtenpaare der Gaben beste dar. Amor tritt mit
seinem heiteren Gefolge vermittelnd in die Scene. Es gsht
ein heiterer, lebensfroher Zug durch das ganze Bild, so recht
der Geist der Schillerschen Verse. — Ferner hat die Aus-
stellung eine Reihe trefflicher Genrebilder aufzuweisen, welche
wohl zumeist Privatsammlungen entlehnt, aber deshalb nicht
minder gerne gesehen sind. So begegnet uns neben anderen
als altbekannt wieder das reizende „Äschenbrödel" von Cor-
nicelius, ein ausgezeichneter Defregger: „Die Zither-
probe", dazu kommen anziehende Salonbildchen von Ambsrg,
Grützner u. a. Püttner hat eine ganze Kollektion von
Marinebildern ausgestellt, Alb. Zimmermann in bekannter
Gediegenheit durchgeführte Alpenmotive. Hennings „Ein-
geschlafener Schloßportier, der von schalkhaften Mädchen
zum Besten gehalten wird", ist von unwiderstehlicher Komik:
der Humor behält auch sein unbestrittenes Recht in Beda's
„Antiguitäten-Liebhabern" und M. Th edy's Pendants „Die
Wahl der Tänzerin" und „Die Wahl des Tänzers".
Karger hat mit seinem Bilde „Klösterliche Huldigung" mit
viel Glück Grützners Domäne betreten. Einen genußvollen
Anblick gewährt uns auch I. Vahldieks „Wintergarten".
Das poetische Plätzchen unter den Palmen, wo zwei Mädchen
geheimnisvoll Briefe lesen, ist für solche Geschäfte wie ge-

schaffen. K. Schulze's „Winterlandschaft" ist reizend ge-
zeichnet und trefflich im Ton; von F. Brütts „Heimkehren-
den W allfahrern" ist der Schulmeister eine köstliche Figur-
Gysis, del Torre, H. Kauffmann, A. Lonza lieferten
kleinere Kabinetbildchen von eminenter Durchführung. Die
Wiener Hoftheatermaler Brioschi, Burghart und Kautsky
haben höchst interessante Entwürfe von Scenenbildern — 98
an der Zahl — ausgestellt, welche zum Teil schon ausge-
führt, zum Teil noch im Werden begriffen sind. Es sind
Landfchafts- und Architektur-Dichtungen im vollsten Sinne
des Wortes, in denen die kunsthistorischen und archäologischen
Errungenschaften der letzteren Zeit gewissenhaft verwertet
erscheinen. Genial in der Konzeption und nicht minder
genial in den Beleuchtungseffekten, dürften diese Leistungen
in der modernen Theatermalerei in Wahrheit ihresgleichen
suchen.

Vermischte Nachrichten.

IV. Die Landesregierung von Braunschwcig hat zur
Erinnerung an das fünfzigjährige Regierungsjubiläum des
Herzogs eine Medaille gestiftet, die fich durch künstlerische
Ausführung auszeichnet ünd den hohcn Grad der Vollendung
dieses Kunstzweiges manifestirt. Man steht auf der Avers-
seite das Brustbild des Herzogs in Profil nach links. Die
Porträtähnlichkeit ist sehr getreu, fast naturalistisch aufgefnßt.
Da sonst fast alle Bildnisse des Herzogs denselben mit dem
Käppi darstellen, so ist das Äuge im «rsten Augenblick
frappirt, aber der Zweifel schwindet sogleich bei näherer
Betrachtung. Auf der Reversseite ist die thronende Brunonia
mit dem Lorbeerkranz in der Rechten dargestellt, während
die Linke auf dem Wappenschild mit dem springenden Roß
ruht. Zu ihren Füßen ist der braunschweigische Löwe zu
sehen. Die Jnschrift lautet: ckunnota Lclss. 1831—1881.
Das Modell ist in Wachs von Rob. Diez in Drssden ge-
arbeitet, der auch die eine Gruppe des Siegesdenkmals in
Braunschweig schuf; ausgeführt wurde die Medaille dann
vom Hofmedaillsur Kullrich in Berlin, geprägt ebendaselbst
in der k. Münzs, und zwar in Gold, Silber und Bronze;
letztere Sorte soll später verkäuflich werden. Jm Museum
zu Braunschweig ist von jeder Gattung ein Exemplar aus-
gsstellt.

Aus Berlin erhalten wir die Nachricht, daß das An-
tiquariat von Albert Cohn ein Exemplar der 4 2zeiligen
Bibel (der sogenannten lübls Nararins), von Joh. Guten-
berg circa 14öb gedruckt, erworben hat, und zwar eines der
wenigen auf Pergament abgezogenen Exemplare. Dasselbe
ist, mit Ausnahme eines einzigen Blattes, welches in einein
getreuen Facsimile vorhanden, ganz komplett, was sich viel-
leicht nur von einem einzigen der bisher bekannten sieben
Exemplare sagen ließ. Ganz besonders merkwürdig aber ist
das Cohnsche Exemplar wegen der künstlerischen Aus-
schmückung, welche es zur Zeit seines Erscheinens empfing:
außer vielen hunderten prächtig gemalter und mit Gold
aufgehöhter Jnitialen und Ornamente im Stil der Früh-
renaissance trägt es auf den Rändern am Fuße der Blätter
über 160 sorgfältig gemalte figurenreiche Miniaturen, welche
die in der Bibel erzählten Ereignisse illustriren, jedenfalls
die frühesten Bibelbilder zu einem gedruckten Bibeltext. Das
Exemplar, in 2 Bände gebunden, hat noch den ursprüng-
lichen Holzeinband. (Börsenbl. f. d. d. Buchh.)

Nom Aunstmarkt.

Bei der Versteigerung der Galerie Wilson in Paris sind
unter anderen die folgenden Bilder zu den beigesetzten Preisen
verkauft worden. 1. Moderne Meister. Millet: Angelus
160V00 Frcs.; Meissonier: Die Rast 125000 Frcs.;
Decamps: Jnnenansicht eines italienischen Hofes 38000 Frcs.;
Bargue: Die Schildwache 28000 Frcs.; Der Flötenblaser
30000 Frcs.; Diaz: Jm Laube 16500 Frcs.; Der Sumpl
12300 Frcs.; Corot: Sonnenuntergang 12000 Frcs.,
Troyon: Das Thal der Sole 19200 Frcs.; Delacroix-
Tiqer und Schlange 24 100 Frcs.; Pasini: Araber auf der
Jagd 6000 Frcs.; Roybet: Die Botschaft 12050 Frcs-,
Daubigny: Das Moor 12550 Frcs.; Ziem: Venetng
17500Frcs.; Millet: Schnitterin 23700 Frcs.; Roussea»-
 
Annotationen