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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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613

Korrcspondenz aus Bcrlin.

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mäßigeWirkung hln angesche» sind, sv daß in der Studie
fast schon das fertige Bild sich darbietet, lassen uns
siir die nächste Zeit vortreffliche Darstellungen von
ebenso großem künstlerischen wie gegenständlichen Jn-
tcresse erwarten. Hervorzuheben sind neben diesen
Skizzen aus dem Salon augenblicklieb noch eine in
Kompvsition und Malerei, vor allem in dem fcinen
Silberton der lichtgetränkten Luft, in hohem Grade
anziehende Partie vom Nemi-See Vvn Lntteroth
und ein „Motiv bei Nettuno" von Chr. Wilberg,
der hicr bei kleinem Maßstab, ohne mit demselben in
Auffassnng und Vortragsweise in Widerspruch zu ge-
raten, dieselbe bedeutcnde Wirknng erzielt, der wir bis-
her nur in größeren, mehr dekorativen Kompositivnen
begegnet sind. Seine cntschiedcne Begabnng fiir die
Schilderung öder und großartiger Küstenformationen
bekundet endlich nvch Wrage in einer Reihe impo-
santer Strandbilder, die alS schlichte, mit der Kvhle
gezeichnete nnd in dcn Lichtern mit Weiß gehvhtc Kar-
tons nuftreten, dabei aber eine innerhalb des gemein-
samen düsteren Grundtons reich nuancirte malcrische
Stimmung erzielen.

Jm Salon dcr Kunsthandlung vvn Honrath und
van Baerle fehlt es niemals an tüchtigen Arbeiten
verschiedcnsten, meist Münchencr Ursprnngs. Gegcn-
wärtig schmückt ihn ein Meisterwerk allerersten Ranges,
ein „Halt in der Steppe" von Jvsef Brandt. Es
schildert einen Trupp von Jägern, die an eineni
grauen, kalten und stürmischen Herbsttage mit ihrem
Wagen und ihren Hunden an ciner einsamen Schcnke
rasten und sich von dem jüdischen Wirt einen Trunk
reichen lassen, in gleich meisterhafter Charakteristik der
Menschcn und der Tiere wie der einförmigen Land-
schaft, über die der Wind dahinsegt. Mit einer Zeich-
nnng von seltcnster Präzision verbindet sich dabci ein
Vortrag, der in der tadellosen Durchbildung des De-
tails von vollendeter Delikatesse ist, und eine malerische
Haltung, die innerhalb des seinen grauen Gesamt-
tvns eine so reiche Farbigkeit entfaltet, daß selbst unter
dcn besten Arbeitcn des Meisters nur wenige dieser
geistreichen Schöpfnng gleichstehen dürften. Jn dem
sehr tüchtigen Bilde einer Gruppe altpolnischer Pan-
zerreiter, die an einem Brunnen Halt machen, geht
W. Szerner mit vielem Glück auf ganz ähnliche
malerische Effekte aus, wie sie Brandt erreicht, und
bekundet dabei eine sichere Meisterschaft der Zeich-
nung, während W. Svhn, der uns in Berlin nur
sehr selten begegnet, in der anmutigen Halbfigur eines
im traulichen Ziinmcr anf der Truhe ai» Spinnrnd
sitzenden jungen Mädchens im Kostüm der Renaissance-
zeit durch die gesunde Kraft eines feinen, harmonischen
Kolorits erfreut. Drei Bilder, deren jedes in der
Auffassung wie in Farbe und Ton sein durchaus

eigenartiges Gepräge trägt, repräsentiren die Diez'sche
Schule. Jn dem größten derselben weiß Julius Adam
mit erfreulicher Frische das alte Thema der märchen-
erzählenden Großmutter im Gegensatz zu derartiger
Düsseldvrfcr Durchschnittsprodnktion wieder einmal
malerisch und psychologisch interessant zu verwerten.
Jn die in kühlem Tvn gehaltene Seencric des länd-
lichcn Gartens fiigt sich die Grnppe der alten Bäuerin
mit dcn sie horchend umgebenden Kindern meisterlich
ein, und die Schilderung der letzteren zeigt einen offe-
nen und scharfen Blick fllr Natur nnd Gebahren des
Kindes. Sich vor der lichtcn Lnst dnnkler absetzend
und vvn ihrem feuchtcn, silbcrigen Dnnst reich um-
flossen, dabci aber doch in vvllcr kvrpcrlicher Plastik
Ivirkend, treten uns ferner auf ciner „RUckkehr vom
Fischfang" vvn I. F. Engel die zicmlich grvßen Fi-
guren cincs jungen Fischers und seiner Genossin ent-
gegen, die in ihrer Haltnng einigermaßcn an Bretvn
crinnern, während das letzte, vvn E. Keyser herrüh-
rende Bild dieser Reihe, zwei Kinder, die in duftiger
Frnhlingslandschaft Blumen brechen und sammelii, in
der naiven Anmut dcr beiden Gestalten etwas von der
Liebenswürdigkeit eines Knaus an sich hat und durch
den Schmelz seiner feingestinimten Farbe cinen kvlv-
ristischen Rciz vvn nußerordcntlichcr Zartheit gewinnt.

Mit einem neuen aus Norwegen stainmcndcn
Talent, niit I. Ekenaes in München, macht uns das
Bild eines Forellenfangs bekannt, das indes mehr nach
Düsseldorfer als nach Münchener Einflüssen aussieht.
Besonders der jnnge Bnrsche, der, breit dasitzend,
ebcn das anf deni Strom hingleitende Floß mit dem
Ruder anzuhalten strebt, während der Alte das Netz
anzieht und sein Weib das Tanwerk anfrollt, erinncrt
in der Feinheit, mit der die Fignr beobachtet ist, und
in der schlichten und absichtslosen inneren Lebcnswahr-
heit, in der sie sich in Ausdruck und Bewegung dar-
stellt, geradezu an Vautier. Weit entfernt aber, diesen
Meister zu imitiren, ist das auch in der Landschaft, in
der Spiegelung des WasserS nnd in jedem anderen
Detail frisch und gediegen durchgeführte Bild eine
durchaus selbständige Leistung. Weniger originell,
aber doch sehr erfreulich ersckeinen ferner zwei Bilder
von Großmann, einem Schüler von Knaus, eine
jnnge Dirne aus der Galerie eines schwäbischen Bauern-
hauses und ein trefslicher weiblicher Studienkopf. Zwei
Weimnraner, Otto Günther und C. Malchin,
treten uns sodann mit zwei Arbeiten gewohnter Qua-
lität entgegen, der erstere mit dem Jntericur eines
thüringischen Bauernhauses, in welchem sich ein junges
Paar beiin Klang der Zither unterhält, der andere mit
einer mit einer ansziehenden Schafherde staffirten Dorf-
landschaft in fein getroffener Frühlingsstimmuiig. Und
zum Schluß bleiben endlich noch zwei Arbeiten von
 
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