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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Vermischte Nachrichten.

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Schmidt, die beiden großen Einzelfiguren „St. Joseph und
Johannes in der Wüste predigend" von Fr. Bentele und
„Die Schlacht bei Sendling" von Z. Grünewald (Karton zu
dem Frescobilde im Nationalmuseum in München) würdig ver-
treten. Eine Reihe von Jllustrationen zu deutschen Märchen
von Emilie Weißer zeugt von poetischer Auffassung, und ein
Cyklus von sieben Kohlenzeichnungen „Die Prämirten vom
landwirtschaftlichen Fest in Cannstatt" von H. Schaumann
scheint uns das Beste, was wir von demselben ksnnen.
Riedmüllers Meisterschaft in Kohlenzeichnungen ist längst an-
erkannt. Auch Frdr. Specht bewährt dieselbe in zwei leben-
digen Jagdbildern. Theodor Volz in Cannstatt bringt eine
sehr schöne Darstellung der malerischen St. Veitskapelle zu
Mühlhausen a. N. C. Kräutle bietet neben seinem trefflichen
Stich der Jphigenia nach Feuerbach eine Reihe guter Radi-
rungen von Werken der Württembergischen Staatsgalerie,
denen sich W. Wörndls in Wien mit andern Radirungen
anschließt. Jn der Skulpturabteilung nennen wir die Werke
von Donndorf, Scheerer, Curfeß, denen sich noch große
Statuen von C. Kopp, Bach, G. Deihle, Th. Bechler, die
Büsten und Reliefs von Paul Müller, Weidle, W. Rösch,
die Tiere von Freiherrn v. Hayn und Aug. Specht, sehr schöne
Wachsbossirungen von C. Schwenzer, eine „Madonna" in
Marmor und eine „Pspche" in Bronzs von Aug. Schwsnzer
in Wien, eine hübsche Bronzestatuette von Fremd und andcre
Arbeiten anreihen, die wir nicht alle erwähnen können. Jn
der Architektur fehlen leider sast alle unsere bekannteren
Meister. Dennoch findet sich auch hier viel Beachtenswertes,
wenn es auch kein Äesamtbild dieses sonst hier am meisten
und erfolgreichst gepflegten Kunstzweiges geben kann.
Hoffentlich trägt der günstige Eindruck, den die Kunstabteilung
auf jeden Besucher der Landesausstellung übt, nachhaltig
dazu bei, das allgemeine Jnteresse für die künstlerischen
Bestrebungen in Württemberg zu heben.

Vermischte Nachrichten.

LZt. Der Neubau für die Münchener Akademie harrt
zwar, da die Abgeordnetenkammer die dazu nötigen Mittsl
verweigerte, noch immer des völligsn Ausbaues. Zndes war
der Baumeister Gottfried v. Neureuther bemüht, mit den
noch vorhandsnen Geldern wenigstens einige Säle soweit
fertig zu stellen, daß sie von der Akadsmie bezogsn werden
können. Jnfolgedessen haben nun die Professoren Dsfregger,
Max und Müller mit ihren Schulen bereits vor einigen
Wochen übersiedeln können.

ItAt. Jn der Hofglasmalereianstalt von Zettler in Mün-
chen hsrrscht fortwährend die angestrengteste Thätigkeit, um
den aus allen Weltteilen einlaufendsn Aufträgen gerecht zu
werden. Nachdem die schöne gotische Stadtpfarrkirche in
Wasserburg ein prächtiges Chorfenster erhalten, hat die ge-
nannte Anstalt kürzlich zwei weitere Fenster an dieselbe ab-
geliefert. Das eine stellt die Zungfrau Maria dar, wie sie,
von Engeln umgeben, aus der Hand des heil. Zohannes die
Kommunion empfängt. Das zweite zeigt den englischen Grutz.
Beide Kompositionen Birkmayers sind umrahmt und nach
oben abgeschlossen durch dem Stil der Kirche angepaßte, in
Blumen und Rankenwerk auslaufende spätgotische Ornamente.
Birkmayer gehört zu den hervorragendsten Kräften der
Zettlerischen Anstalt, und seine Arbeitsn, wie die von Andreas
Müller, Baumeistsr, Hohfelder, Fürst, Glötzle und anderen
beweisen, daß die Traditivnen der Cornelianischen Schule
bei uns noch keineswegs erloschen sind und es nur der werk-
thätigen Teilnahme des Publikums bedars, sie in Fleisch und
Blut der Kunst übergeheu zu lassen. Neben manchem anderen
beschäftigt man sich in der Zettlerischen Anstalt jetzt mit der
Ausführung zweier Fenster für die Pfarrkirche in Lienz im
Pusterthal, für welche auch ein drittes bestellt ist.

k. L. illmer Münsterbaü. Der Alp, welcher bisher
auf den Ulmern lastete, den Hauptturm ihres Münsters
wegen zu schwacher Fundamente nicht ausbauen zu können,
ist nunmehr von denselben genommen durch die am 17. Juli
in der Sitzung des Münsterbaukomits abgsgsbene Erklärung
des obersten Bauleiters Baurat Egle sowie des Professors
und Münsterbaumeisters Beyer, welch letzterer durch seine
Zurückhaltung in dieser Frage die herrschenden Bedenken
even nrcht verscheuchte, daß nämlich die bisher angestellten

Uniersuchungen der Fundamente und deren fortgesetzte Ver-
stärkungen Lis Durchführbarkeit des Ausbaues des Haupt-
turms ergeben haben. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen
haben übrigens noch eine Überprüfung durch eine vornehm-
lich aus Zngenieuren bestehende Kommission zu passiren. Es
ist nicht zu verkennen, daß all diese Voruntersuchungen mit
kolossalen Kosten verbunden sind und die Schwierigkeiten,
das nötige Geld aufzubringen, nicht wenig vermehren. Dis Ge-
nehmigung zur diesjährigen Lotterie ist natürlich regierungs-
seitig anstandslos erteilt worden; wir wollen hoffen, daß
wir das nächstemal die Zulassung der Lotterie auch in
Preußen melden können.

« Professor Wittig in Düsseldorf hat für das Haupt-
portal der Düsseldorfer Kunstakademie zwei Karyatiden mo-
bellirt, welche sich durch elegants Durchbildung aller Motive
und durch die Lebendigkeit auszeichnen, mit der die ganze
Stellung der edeln Frauengestalten das angestrengte Stützen
ausspricht. Die Kompositionsn haben in den maßgebenden
Kreisen so angesprochen, daß ihre Ausführung in hervor-
ragender Größe, weil an hervorragenderer Stelle des Portals,
und in edlerem Materiale, als ursprünglich bestimmt war,
beschlossen worden ist.

Der neue „Katalog" der Münchener Pinakothek. Wir
erhalten dis nachfolgenden Zuschriften, dis wir vorläufig
ohns Beisatz reproduziren:

München, 25. Juli 1881.

Sehr geehrter Herr Redakteur!

Gestatten Sie mir solgende Bsrichtigung. Herr Or. A.
von Wurzbach meint, das kleine Verzeichnis, welches ich auf
den Wunsch der BruckmannschenKunsthandlung ausgearbeitet,
sei ein offizieller Katalog, der den frühern Marggraffschen
zu ersetzen bestimmt sei. Das ist aber doch, wie nur ein Blick
in den Jnhalt belehrt, ganz unrichtig, wie kann Herr von
Wurzbach nur von den Männern, die an der Spitze der
Pinakothek stehen, so etwas annehmen! Der Katalog ist reins
Privatsache und hat mit dem in der Arbeit befindlichen offi-
ziellen des Herrn Direktor Reber gar nichts gemeinsam.
Von einem „Resultat der Thätigkeit der vereinigten Direk-
toren der Pinakothek" ist absolut nicht die Rede. Ein fo
harmloses Werkchen,das nur in der Art der Bädekerverzeich-
nisse dem dringendsten Bedürfnisss des Publikums abhelfen
sollte und darum in möglichster Raschheit und Kürze ange-
sertigt werden mußte, in dieser Weise zu besprechen, ist un-
glaublich. Nach dem Marggraffschen Kataloge konnte man
sich eben nicht mehr stnden, da drei neue Räumlichkeiten hsr-
gestellt, die Bilder vollständig umgehängt, manche nach
Schleißheim versetzt und viele andere von dort hereingebracht
wurden. Von einer Geldspekulation, welchsn Namen Herr
von Wurzbach nicht hätte aussprechen sollen, wenn er, wie
er selbst sagt, an eine solche nicht glaubt, ist ebenso wenig
die Rede, da ich ein für allemal als einzige Summe 100 Mark
erhalten habe. Achtungsvoll

vr. W. Schmidt.

Hochverehrte Redaktion der Zeitschrift für bildende Kunst!

Erlauben Sie mir einige Bemerkungen zu der Zurecht-
weisung, welche die Direktion der k. Pinakothek in München
im Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst vom 21. Juli
S. 634 durch Hrn. vr. A. v. Wurzbach erhalten hat. Auch
ich will wie Recensent mich nicht aufhalten bei der Frage,
ob die Umhängung der Galerie Referenten mit Recht „in
jeder Beziehung als vollkommen überflüssig erscheint". Jeden-
falls handelt es sich, nachdem darüber so viel in den Zeitun-
gen gesprochen wurde, nicht mehr um das „Erraten" der
Motive. Auch hätte Recsnssnt nicht anzudeuten gehabt, daß
dieselben für dsn „unerhörtsn Vorgang" mit Arrangement
und Katalog „materiell" sein könnten. Heiterer ist, daß Hr.
v. Wurzbach jetzt schon weiß, daß die Direktion in München
keinen besseren Katalog zustande bringen werde als den
Marggraffschen: ein hübfcher Fall von Antizipirung der
Kritik. Gegen die Rettung des Marggraffschen Katalogs
soll übrigens nichts gesagt werden. Was den Bruckmann-
Schmidtschen Katalog betrifft, so ist derselbe weder „ein
provisorisches noch ein definitives Resultat der Thätigkeit
der vereinigten Direktoren der Pinakothek" sondern reine
Privatsache, welchs ja keine Direktion nach den bestehenden
Gesetzen hindern kann. Was die Direktion in dieser Be-
ziehung thun konnte, war die Verhindsrung des Vertriebs
 
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