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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Sammlungen und Ausstellungen.

zu ersetzen, fallen von Jahr zu Jahr unglücklicher aus. Die
Einführung der jährlichen Ausstellungsperioden, die man zu-
meist wohl dem Bestreben des Akademiedirektors verdankt, das
Publikum alljährlich über das außerordentlich schnelle Wachs-
tum der unter seiner Leitung gleich Aarons Stab aufblühen-
den Anstalt zu unterrichten, entspricht bei weitem nicht der
Leistungsfähigkeit der deutschen Kunst. Charakteristischer für
die Berliner Ausstellung sind auch in diesem Jahre wieder
die Namen derjemgen, die weggeblieben, als derjenigsn, dis
vertreten sind. Was bedeutet eine deutsche Ausstellung —
um nur die vornehmsten zu erwähnen — ohne Menzel, Knaus,
Vautier, Andreas Achenbach, Defregger, Lenbach? Auf
Gabriel Max und Makart muß man ohnehin verzichten, da
diese Herren sich nur noch in „separaten" Zimmern für be-
sonderes Entrse sehen lassein Jmworigen Jahre haben noch
ein paar auswärtige Maler einen gewissen Lüstrs auf die
Berliner Ausstellung geworfen. Jn diesem Jahrs fehlt auch
die fremde Erleuchtung, da man zwei antike Genrebilder von
Alma Tadema („DerAbschisdskuß" und die schon in diesem
Blatte erwähnte „Sappho"), eine der bekannten Flußland-
schaften von Schampheleer und ein burgundisches Histo-
rienbild von Albrecht de Vriendt in seinem bekannten
archaisirenden Stile keineswegs als besonders sensationell
bezeichnen kann. A. v. Heydens Gemülde für den Schwur-
gerichtssaal in Possn(,,Die Erteilung des Magdeburger Stadt-
rechts") und Otto Knille's drittes Friesbild für die Ber-
liner Universitätsbibliothek („Die Humanisten begrüßen die
Reformatoren") vertreten wenigstens mit einer gewissen
Würde die monumentale resp. die historische Malsrei. Wenig
hatuns dagegen E. v. Gebhardts „Himmelfahrt" befriedigt.
Statt auf dem Wege sortzufahren, dsn er so glücklich riiit
seinem Abendmahl betreten, verliert sich der Meister immer
mehr in archaistische Launen, welche im günstigsten Falle seine
Kenntnis alter slämischer, niederrheinischer und süddeutscher
Maler bezeugen. Sein eigenes Gesicht ist unter der toten
Nachahmung ganz verloren gegangen. Jmmerhin wahrt er
aber in Auffassung und Empfindung den religiösen Charak-
ter des Vorgangs, 'während Graf Harrachs „Versuchung
Christi" dsn symbolisch-dogmatischen Kern der Erzählung ganz
aufgegeben hat, um den Schwerpunkt auf eine magisch-
phantastische, ganz theatermäßige Beleuchtung dsr Landschaft,
in welcher „alls Reichs der Erde" zu den Fützen des Heilands
ausgebreitst sind, zu legen. Statt des Versuchers läßt sr
ein nacktes schönes Weib mit den Attributen der Fortuna,
von leichtem Nebel umhüllt, neben dem Erlöser schwebsn.
Unter den Genrebildern dürsten A. v. Werners „19. Juli
1870" (Der Kaiser im Mausoleum von Charlottenburg),
Chr. L. Bokelmanns Verhaftung, eine Scene voll drama-
tischen Reizes, A. Gabl's „Bräuschenke in München" und
W. Gentz' „Gedächtnisfeier auf einem Kirchhofe in Algier"
die Haupttreffer sein. Wie man sieht, eine ziemlich karge
Ausbeute. Mit den Porträts steht es nicht viel besser.
Zwei Damenbildnisse von Gustav Richter bleiben weit hinter
den letzten Arbeiten des Künstlers zurück. Weitaus bedeuten-
der ist Leon Pohle's Porträt der Königin von Sachsen, ein
vornehmes, fein im Ton gehaltenes Repräsentationsstück.
Auch drei Bildnisse Gussows zeigen das erstaunliche Chn
rakterisirungstalent disses Künstlers und die Versatilität
seiner Malweise auf voller Höhe. Auf dsn Landschasten, als
dem gangbarstenAusstellungsmaterial, findet man alle irgend-
wie hervorragenden Namen. Wenn man sie aber aufzählen
würds, müßte man sich mit den Epithetis begnügen, die
schon seit geraumer Zeit „stehend" sind. Als tioinines novi
sind zwei auf den Plan getreten: Julius von Klever, ein
Deutschrusse, mit sehr realistisch behandelten Wald- und
Strandbildcrn aus seiner Heimat, und Karl Saltzmann,
ein junger Berliner Marinemaler aus der Schule Eschke's,
der als erste Ausbeute einer auf der Corvette Prinz Adal-
bert unternommenen Reise um die Welt, zugleich als der
erste Maler, der sich an dieses Phänomen gewagt, das
deutsche Kriegsschiff in einem Teifun an der japanischen
Küste mit außerordentlicher koloristischsr Bravour dargestellt
hat. — Der Katalog ist auch in diesem Jahre mit Zink-
ätzungen versehen worden, die aber noch sehr der Vervoll-
kommnung bedürfen, um einen halbwegs erfreulichenEindruck
W macheii. Die Mängel scheinen übrigens weniger durch
das technische Verfahren, als durch die Schuld der Maler
verursacht worden zu sein, welche mit dem Wesen dsr Zink-

ätzung noch zu wenig vertraut sind, um passende Vorlagen
liefsrn zu können. — Sehr günstig präsentirt sich in diesem
Jahre dis plastischs Abteilung, welche eine große Anzahl
monumentaler Arbeiten umfaßt. Wir nsnnen als die vor-
züglichsten Schapers Lessing für Hamburg und Moltke für
Köln, Hartzers Spohr sür Kassel, Brunows Friedrich I.
für die Herrscherhalle des Zeüghauses, Lessings Bronze-
thür für den Kuppslraum desselben, Siemering s Reliefs
für das Gräsedenkmal in Berlin und Eberleins Plato
und Hippokrates für die Kieler Universität. — Cs besteht
übrigens dis Absicht, in diesem Jahre eine 8aIIs äss rstiisss
ins Leben zu rufen, in welchsr die Zurückgewiesenen über
die Jury hinaus an das Urteil des Publikums appelliren
wollen.

^ An der Kasseler Akademie fand im Laufe der letzten
Wochen die Ausstellung der Schülerarbeiten yom verfloffsnen
Schuljahr statt. Die Ausstellung gab Zeugnis von den er-
freulichen Fortschritten, welche in sämtlichen Klassen der ge-
nannten Anstalt in neuerer Zeit gemacht wurden; es fanden
sich sowohl unter den Ornamentzeichnungen, wie unter den
Zeichnungen nach der Antike, sowis auch unter den Malstudien
landschaftlicher wie figürlicher Richtung vortreffliche Arbeiten.
Das Gleichs gilt von der Abteilung für Plastik. Unter den
eben erwähnten Studien waren auch einige sehr bemerkens-
werte Vsrsuche der Schülsrinnen.

Das städtische Museum in Köln ist in letzter Zeit wieder
durch eine Anzahl von schätzbaren Kunstwerken bereichert
worden, teils Geschenken sreundlicher Geber, teils Ankäufen
aus den dazu vorhandenen Mitteln. Unter den Geschenk-
gebern haben wir immer zuerst den Herrn Geheimrat Dago-
bert Oppenheim zu nennen, der seine Frsigebigkeit schon so
vielfach bewährt hat und auch in jüngster Zeit wiederum
mehrere Gemälde von älteren und von modernen Meistern
dem Mussum geschenkthat. Von älteren Meisternsind darunter
zwei Porträts von dem Niederländer Nikolas Maas (1632—
1693), einem Schülsr vom Rembrandt, doch aus seiner spätern
Zeit, wo er die Rembrandtschs Kunstweise verlassen hatte.
Das eine ist das Bildnis eines vornehmen Herrn in etwa
halbsr Lebensgröße und sorgfältiger Aussührung. Das andere,
das lebensgroße Brustbild einsr ältlichen niederländischen
Dame, fein nach Farbe und Behandlung, wie sie den nieder-
ländischsn Meistern des 17. Jahrhunderts, dis im Porträt-
fach excellirten, eigen ist. Ein drittes Bildnis ist das eines
Mannes von eigsntümlichem, nicht sehr liebenswürdigemAus-
druck und etwas trüber Farbe. Es wird als ein Werk des
deutschen Msisters Johann Kupetzky (1666—1740) bezeich-
net, doch hat es nicht die charakteristischs Farbe dieses, be-
sonders in seiner späteren Zeit, etwas stark manieristischen
Meisters. Weniger malerisches als persönliches Jnteresse
bistet ein Bildnis Goethe's aus dessen Greisenalter dar, von
Kolbe gemalt und ohne Zweifel sehr ähnlich. Es ist das
zweite Originalbildnis des Altmeisters, welches unser Museum
besitzt; es ist nicht datirt, aber augenscheinlich später gemalt
als das kleine Bildnis vom Jahre 1814, das Goethe den
Boisserses geschenkt hatte und das aus deren Nachlaß in
unsere Sammlung übergegangen ist. Weitere Geschenke des
Herrn Geheimrat Oppenheim sind eine schöne italienische
Landschaft von dem vor kurzemverstorbenen A. Bromeis in
Kassel, einem sehr tüchtigen der Schirmerschen Richtung
folgenden Meister, und ein originelles Genrebild von
W. Stryowski in Danzig: ein lebensgroßes jungesMädchen
in polnischer Bauerntracht darstellend, welches durchs Feld
laufend „Sonnenfäden" fängt. Eine ganz besonders schätzens-
werte Gabe desselben freigebigen Kunstfreundes ist aber eine
kleiners Wiederholung des in seine Ritterromane vertieften
Don Quixots von Adolf Schrödter, des Bildes, womit dieser
in seiner Weise unübertreffliche Meister zuerst seinen Ruhm
begründete. — Die Familie Michels hat das lebensgroße
Kniestück einer ältlichen Dame dem Museuin geschenkt, das
Louis Gallait in seiner bestenZeit gemalt hat und das die
glänzenden Eigenschaften dieses großen belgischsn Meisters
zeigt. Wir berichtigen hiermit auf den Wunsch des Herrn
Gustav Michels dis neuliche Angabe, die ihn als den Ge-
schenkgeber nannte. Aus dem Dispositionsfonds des Museums
wurde das treffliche Gemälde von Andreas Achenbach er-
worben, desssn wir schon früher ausführlicher gedachten. Es
ist eine Perle unter den modernen Gemälden unseres
Museums, und gewiß sind die verfügbaren Geldmittel aufs
 
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