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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0376

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Kunstlitteratur. — Sammlungen und Ausstellungen.

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es verschmähten, dem Bilde den früheren hellen llnd
llaren Gesamtton wiederzugeben, um an dessen Stelle
einen trüben und unklaren, stellenweise geradezu rußigen
zu setzen. So macht das Ganze jetzt den Eindruck
einer schwarzen, mit Farbe nur angetuschten Photo-
graphie, in ivelcher man allen und jeden Reflex ver-
mißt. Gleichzeitig haben die genannten Herren viel
zu sehr ins Kleinliche gearbeitet und dem Werke auf
diese Weisc den monumentalen Charakter Vvllständig
genommeu. Es hat den Anscheiu, als hättcn sie geglaubt,
vor der Staffelei zu stehen. Dieser Mangel aller
größeren Flächen giebt dem Bilde etwas Hartes und
Unruhiges, das äußerst unangenehm berührt. Die
größten Mißgriffe licßen sie sich aber in der Schatten-
gebung zu Schulden kvmmen. Ein Beisßiel mag das
erläuteru. Der Kaiser trägt einen Mantel von Gold-
stoff, dessen Falten der Maler nun so tief modellirte,
daß darunter der Leib des Schimmels, auf dem der
Kaiser sitzt, so flach wird, wie ein Brett. Noch übler
kommt der Kaiser selbst weg: Augen und Hals bedecken
so tiefe Schatten, daß die hellen Partien daneben auf
ein Minimum zusammenschrumpfen und mit ihnen das
Gesicht. Ähnliches wiederholt sich an anderen Stellen
des Bildes. Bedenkt man nun, daß bei der angewen-
deten Technik Änderungen selbst nach der Fixation noch
jeden Augenblick vorgenommen werden können, so kann
man sich nicht genug darüber wundern, daß Professor
Lindenschmit, der mit der Überwächung seiner Schüler
betraut und zudem mit dem Originalfresco Bernh. v.
Nehers, das er vor Jahren persvnlich restaurirte, wohl-
vertraut war, derlei Unzulänglichkeitcn ungcrügt hingehen
licß. Wenn die hiesige Presse dieselbcn tvtzuschweigen
sucht, die „Südd. Presse" dagegen von „zeichnerischen
Steifheitcn und Unklarheiten spricht, die bedauerlicher-
weise vom Original mit herüber genommen wurden",
so kann der Wert einer solchen Bemüngelung am bestcn
dadurch gekennzeichnet werden, daß dasselbe Blatt seiner-
zeit gelegentlich eines Nekrologs des Architekturmalers
Michael Neher dicscn für identisch niit dem Histvrienmaler
Bernhard von Neher hielt. Nichts aber kennzeichnet
nnsere Zustände besser als die Thatsache, daß man es
für überflüssig erachtetc, Professor Bernhard von Neher
von dem Beschlusse des Stadtmagistrats und seinem
Bollzuge auch nnr niit einer Zeile zu benachrichtigen.
Und doch ist uns sein Wohnort Stuttgart durch den
Bahnverkehr auf vier Stunden nahe gerückt.

Aunstlitteratur.

u. — Vou dem „Flihrer durch dic Königlichen Mllsceil
in Berlin", der zu der Jubiläumsfeisr derselben im August
v. I. herausgegebsn wurde, ist jetzt eine zweite, bei dem
unverändert gebliebenen Preiss von 50 Pf. ansehnlich ver-
mehrte Auflago erschienen. Sie berücksichtigt nicht blos die
wzwischen allgemein zugänglich gewordenen pergamenischen
«skuipturen und die sonstigen neusn Erwerbungen sowie die

Umstellungen in derSkulptursn- und Gemäldegalerie,,sondern
ist auch in den orientirenden Einleitungen, in der Übersicht
über die Entwickelung der christlichen Malerei, in den Aus-
führungen über die Technik des Kupfsrstichs rc. mehrfach er-
weitert, während ein eingehender Abriß der Geschichte der
ägyptischen Kunst und ein Überblick über die verschiedenen
Münzfüße des Altertums an den betreffenden Stellen als
dankenswerte Ergänzungen neu hinzugefügt worden sind.
Der „Führer" eiitspricht in dieser neuen Gestalt einer jeden
Anforderung des gebildeten, nicht gerade auf fachmännische
Studien ausgehenden Besuchers der königlichen Museen in
Bezug auf die Nachweisung und Erläuterung der in ihnen
ausgestellten hervorragenderen Kunstwerke; er bildet aber
in einzelnen seiner Abteilungen zugleich auch ein selbständiges
kleines Handbuch, das zur Bstrachtung und zum genießendsn
Verständnis einer jeden Kunstsammlung überhaupt in treff-
licher Weise vorbereitet.

Neuer Katalog der Uffizien. Der verstorbene Konservator
der Stiche und Handzeichnungen in der Galerie der Uffizien
zu Florenz, Cav. Carlo Pini, hatte sich mit Sichtung und
Katalogisirung dieser kostbaren Sammlung, mit Bestimmung
der einzelnen Blättsr die letzten Jahre seines Lebens ab-
gemüht, als ihn der Tod noch vor Vollendung der Arbeit
abrief, und ehe der ungeheuere Schatz der etwa 20 000 Stiche
und über 34000 Handzeichnungen vollständig katalogisirt ist,
mögen wohl noch Jahrs vergehen. Vorläufig bietet uns der
frühere Assistent Pini's und zugleich sein Nachfolger im Amte,
dsr jetzige Konservator Nerino Ferri, in einem kleinen, hand-
lichen Bändchen von 1S6 Seiten — 6atg,IvA0 äolls starnxs
s äissAvi, ssxosti al puddlioo usllg. k. Kallsria äsAÜ
Mti^i — ein mit den nötigsten Bemerkungen versehenes Ver-
zsichnis der im Verbindungsgang nach der Galerie Pitti zu,
über Ponte Vecchio, für das Publikum aufgestellten (1230)
Stiche und (1724) Handzeichnungen, das wir als Vorläufer
des zu erwartenden größeren offiziellen Kataloges mitFreudsn
begrüßen. Jm Anhang finden sich die Namen der Stecher
und Künstler alphabetisch geordnst, ihre Heimat, Geburts-
und Todssjahr angegeben, wie die betreffenden Nummern,
unter denen ihre Werke zu finden. Je ein kurzes Vorwort sür
die beiden getrennten Abteilungen giebt die wünschenswerten
Aufschlüsse über die Geschichte dieser Sammlungen; beide
find bekanntlich durch die Munificenz der Mediceer begründet
worden, die kostbare Handzeichnungensammlunq namentlich
durch Kardinal Leopold Medici; dann ging sie in den Besitz
des toskanischen Regentenhauses über, von welchem sie be-
trächtlich vermehrt wurde. Zu der von Leopold als Grund-
stock erworbenen Sammlung Vasari's und Vincenzo Bor-
ghini's, an deren Ordnung Baldinucci allsin schon II Jahre
gearbeitet hatte, traten unter Großherzog Peter Leopold I.
die von den Familien Gaddi und Äichelozzi und den Erben
Hugford und Marietts aufgehäuften Blätter, so daß dieZyhl auf
die stattlichs Summe von 28000 Stück stieg. Bei Überführung
der Sammlung von Pal. Pitti nach den Uffizien, im Jahre
1709, wurden 4700 Stück ausgeschteden. Jm Jahre 1866,
in welchem derFlorentiner Bildhauer, Prof. Emilio Santarelli,
seine Kollektion alter und neuer Handzeichnungen, l 2 460 Stück,
der Galerie schenkte, wurde eine Seris der besten Blätter zum
erstenmals in dem vorerwähnten Verbindungsgange öffentlich
ausgestellt. Eine geschickte Auswahl von etwa 700 Nummern,
soweit sis mit der Kunstindustris und den dekorativen Künsten
in engerem Zusammenhange standen, war auf der verflossenen
Lsxosi^ions äi arts ankioa (im alten Refektorium der Kirche
von S. Croce) vertreten. — Besuchern und Freunden der
Florentiner Galerie und allen denen die dort ihren Studisn
obliegen wollen, sei der kletne Katalog (Preis ls(r Lire) bestens
empföhlen. Fr. Otto Schulze.

Lammlungen und Ausstellungen.

Das Muscum schlesischer Altertümer tst seit dem Januar
1880 in den Parterreräumen des Ostflügels des schlefischen
Museums der bildenden Künste untergebracht und am 8. Mai
d. I. wieder eröffnet worden. Die Neuaufstellung und An-
ordnung der.Gegenstände, wobei keine Mittel gescheut worden
sind, erforderte einen Zeitraum von 16 Monaten, während
welchem den Sammlungen bedeutende Zuwendungen und Er-
 
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