Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0382

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
759

Kunstlitteratur und Kunsthandel.

760

welche nvch zur öffentlichen Ansicht gelangte und all-
gerneinen Beifall fand, gehört zu jener Aguarellsamm-
lung, die vvn den Wiener Großhändlern dem Kron-
prinzenpaar als Hochzeitsgeschenk gewidmet wurde. Es
stellt dieses aus das sorgfältigste durchgeführte Aquarell
eine Sccne aus dem Volksprater dar, und es sind in
dem kleinen Raume alle charakteristischcn Typen, die
an schönen Sommerabenden diesen Naturpark zu be-
leben pflegen, in den ungezwungensten Gruppen in
humorvoller Weise zur Darstellung gebracht.

Laufberger war seit 1870 mit Charlotte v. Fi-
scher, einer Tochter des verstorbenen Sektionsrates
v. Fischer, vermählt, und es entsprossen dieser glücklichen
Ehe drei Kinder. Laufberger hatte seine gebildete,
liebenswürdige Frau im Hause des Oberbaurates
v. Ferstel kennen gelernt, wo sie nach dem Tode ihres
Vaters als Pflegetochter der Familie lebte. Jn neue-
ster Zeit war Laufbergers Mitwirkung für die künst-
lerische Ausschmückung der neuen Monumentalbauten,
des Rathanses und der Universität, in besvndere Aus-
sicht genommen, und eben jetzt, wo er auf der Sonnen-
hvhe seiner Laufbahn angelangt war, wo ihm so ehren-
volle und lohnende Arbeit winkte, wollte es das grausame
Schicksal, dnß er seiner Thätigkeit für imnier entrissen
werden sollte. Von seinen Schülern, die ihren Lehrer
hoch verehrten, wird dessen Hinscheiden gewiß auf das
innigste beklagt werden; dasselbe ist bei seinen Kollegen
und Freunden, sowie bei dem gesamten kunstliebenden
Publikum der Fall, die nnt dem Heimgange Lausbergers
den Verlust eines ehrenvollen Charakters und einer
genialen, schwer zu ersetzenden künstlerischen Krast be-
trauern. L. H.

Sigmund Lichtenstein ch. Am 20. Juli d. I. sckied
in München der langjährige Redakteur derZeitschrift des
dortigen Kunstgewerbevereines, I)r. Sigmund Licbten-
stein aus dem Leben. Lichtenstein war am 18. März
1822 in München geboren und der Sohn eines Kauf-
manns, der bald nach dessen Geburt nach Würzburg über-
siedelte. So kam es, daß Lichtenstein seine Jugendjahre
dort verlebte und das Gymnasium besuchte. Nachdem
er seine Gymnafialstudien vollendet, bezog er die Uni-
versität Erlangen und widmete sich dort der mosaischen
Theologie; er und seine ganze Familie waren nämlich
Juden. Wie es kaw, daß nicht blos er zur evangeli-
schen Konfession übertrat, sondern infolge seines Ein-
flusses auch seine Familie: darüber zu urteilen, fehlt es
uns an Material. Auf keinen Fall wird man den Grund
zu diesem Schritte in dem Streben nach materiellen
Vvrteilen suchen dürfen; denn einem Manne von so
grvßer Bedürfnislosigkeit, wie sie Lichtenstein eigen war,
lag das Streben nach Besitz und Reichtum durchaus fern.

Von Erlangen ging Lichtenstein nach Berlin und
besuchte dort die Vorlesungen Schellings, dann wendete
er sich nach München, um an der dortigen Universität
sich ansschließlich philvsophischen und philologischen
Studien zu widmen und sich hierin glänzend hervor-
zuthun. Von Friedrich v. Thiersch ausgezeichnet, ver-
kehrte er viel in dessen Hause. Seine geschichtlichen
Studien einerseits und der Umgang mit Thiersch
andererseits erweckten in Lichtenstein die Vorliebe für

Kunstgeschichte. Auf ein Staatsamt, etwa als Uni-
Versitätsprofessvr, wozu ihn scin emincntcs Wissen wohl-

befähigt erscheinen ließ, reflektirte Lichtenstein auch dann
nicht, als er sich den philosophischen Doktorgrad er-
worben hatte. Seinen Unterhalt bezog er von da
an zumeist durch Erteilung von Geschichtsunterricht
in Mädchenerziehungs- und Bildungsanstalten, wobei
ihm noch Zeit zur Fvrtsetzung seiner kunstgeschichtlichen
Studien übrig ließ. Auch der Journalistik wendete
er sich früh zu, und manches Fach- und politische Blatt
brachte wertvolle Aufsätze über Kunst und Kunstgewerbe
aus seiner Feder. Daneben hielt er ab und zu Vor-
träge im Münchener Kunstgewerbeverein, die mit leb-
haftem Beifalle aufgenommen zu werden pflegten. —
Seit dem Jahre 1869 Redakteur der Zeitschrift des
genannten Vereins, hob er dieselbe durch die Umsicht,
mit welcher er es verstand, die tüchtigsten Kräste zu
gewinnen, zu einem der ersten Organe ihrer Art. Leider
ward ihm in den letzten Jahren seine Geschäftsführung
durch fortgesetztes körperliches Leiden ungemein erschwert.

Auch als Dichter leistete Lichtenstein namhaftes,
doch hinderte ihn eine seltene Bescheidenheit, viel davon
in die Offentlichkeit gelangen zu lassen. — Mit seiner
Bescheidenheit aber paarte sich die edelste und selbst-
loseste Gesinnung, die höchste Ehrenhaftigkeit und reinste
Humanität. Carl Albert Regnet.

L. Carl Herrmann, Historienmaler in Mainz, ist da-
selbst am 23. August 188l gestorben. Er war 1813 in Ko-
blenz geboren und bezog 1836 die Akademie in Düsseldorf,
wo er unter Schadows Leitung den Grund zu seiner künst-
lerischen Ausbildung legte. Von seinen hier gemalten Werksn
sind hervorzuheben eine „Maria auf dem Throne, von Engeln
umgeben" (1837), Altarbild für die katholischs Kirche in
Wald bei Solingen, ein „Jakob, im Traum die Himmels-
leiter erblickend" u. a. Jm Jahre 1841 ging er nach Frankfurt,
um sich der Schule Philipp Veits anzuschließen, deren Prin-
zipien von nun an maßgebend sür ihn wurden. Nachdem
er hier mehrere größere und kleinere Kirchenbilder gemalt,
ließ er sich 1848 dauernd in Mainz nieder und führte daselbst
u. a. einige der von Veit entworfenen Wandgemälde im
Dome aus. Herrmann besaß ein achtungswertes Talent und
pflegte die kirchliche Richtung mit ernstem Eifer, ohne indessen
Hervorragendes zu leisten.

Aunstlitteratur und Aunsthandel.

« r. Litterarisches aus Wälsch-Tirol. Ein Unternehmen
verdient die Beachtung weiterer Kreise, und wenn es dieselbe
bis jetzt nicht gefunden hat, so liegt dies wohl daran, daß es
im Selbstverlage der Herausgeber zu Botzen erscheint. Wir
meinen „Der deutsche Anteil des Bistums Trient topo-
i graphisch-historisch-statistisch und archäologisch beschrieben
von Philipp Neeb und Karl Atz". Neeb ist Forstbeamter,
Atz Geistlicher und vielfach mit Kunststudien beschäftigt, wie
er denn auch bei der gelungenen Restaurirung der alten
gotischen Kirche von Terlan initwirkte. Das Werk erscheint
in Heften, deren erstes des Dekanat Klausen mit seinen
! Filialen, das zweite die Dekanate Kastelrut und Sarnthal
^ schildert. Die Abbildungen und Tafeln sind teils durch die
Lithographie teils durch den Holzschnitt hergestellt. Besonders
interessant sind die Mitteilungen über das uralte Kloster
Seben, einst der Besitz der Ritter von Sabens, zu denen
Liutold der berühmte Minnesänger und Freund Walters
von der Vogelweide gehört So wird die Erinnerung an
manches Werk, welches vielleicht bald der Zeit oder rohen
! Menschenhänden verfällt, erhalten. Zu wünschen wäre die
Reproduktion manches alten Fresco; dazu reichen aber die
Mittel der wackeren Herausgeber nicht hin, und ein Verleger,
I der etwas daran wagen möchte, findst sich wohl schwerlich.

§. — Nachbildungen antiker Terrakotten. Die beifällige
^ Aufnahme der vor einigen Monaten von dem Bildhauer
! Rosse modellirten und seitdem in zahlreichen Exemplaren
 
Annotationen